So mancher Spitzenpolitiker hat nie einen anderen Beruf ausgeübt. Ob das der politischen Kultur in Deutschland zuträglich ist, darüber lässt sich weidlich diskutieren. Fakt ist: Wer nichts anderes „gelernt“ hat, der hat auch keine naheliegende Alternative zur Karriere in der Partei. Manch ein Bundesminister sammelte lieber erst einmal in anderen Bereichen Berufserfahrung und Antrieb für politisches Engagement.
Bestimmte Berufsgruppen sind besonders stark in der Bundesregierung vertreten. Viele Bundesminister haben Rechts- und Politikwissenschaften studiert. Alle waren an einer Hochschule eingeschrieben – einige haben sich mit dem Abschluss aber Zeit gelassen. Manche Mitglieder des Kabinetts von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind übrigens Pädagogen. Ob das im Umgang mit schwierigen Kollegen hilft?
Diese Berufe haben Bundesminister gelernt

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat Rechtswissenschaften studiert. Seit 1985 arbeitet der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg als Rechtsanwalt. 1990 gründete er mit Gabriele Zimmermann die Kanzlei Zimmermann, Scholz und Partner. Sie ist auf Arbeitsrecht spezialisiert.

Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie hat ebenfalls Rechtswissenschaften studiert. Altmaier legte bis 1988 die erste und zweite juristische Staatsprüfung ab und schob noch ein Aufbaustudium „Europäische Integration“ ein. Ab 1990 arbeitete er als Beamter der Europäischen Kommission. 1994 wechselte Altmaier als Abgeordneter in den Bundestag. Von 2000 bis 2005 war er Justiziar der Unions-Fraktion.

Die frühere CDU-Chefin und Bundesministerin der Verteidigung hat von 1982 bis 1990 Rechts- und Politikwissenschaften an den Universitäten Trier und Saarbrücken studiert. Während der Hochschulzeit war Kramp-Karrenbauer Mitglied im Stadtrat Püttlingen sowie Beigeordnete der Stadt Püttlingen.

Der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat legte 1970 die Verwaltungsprüfung für den gehobenen Dienst (Diplom-Verwaltungswirt FH) ab. Ein Jahr darauf trat er in die CSU ein. 1979 erhielt Seehofer sein Diplom an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie München. 1980 wurde der spätere bayerische Ministerpräsident Mitglied des Bundestags.

Christine Lambrecht ist seit Juli Justiz- und Verbraucherschutzministerin. Die SPD-Frau ist sozusagen vom Fach: Sie hat Jura studiert und als Rechtsanwältin gearbeitet.

Außenminister Heiko Maas arbeitete nach der dem Schulabschluss 1988 zunächst in den Ford-Werken Saarlouis, ehe er 1989 an der Universität des Saarlandes das Studium der Rechtswissenschaften aufnahm. 1996 legte Maas das zweite Staatsexamen ab und wurde im selben Jahr Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr im Saarland. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hat ebenfalls das zweite juristische Staatsexamen abgelegt.

Anja Karliczek hat vor dem Studium ausführlich Berufserfahrung gesammelt. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung machte 1990 nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Deutschen Bank. 1993 begann sie die Ausbildung zur Hotel-Kauffrau im familieneigenen Betrieb und war ab 1994 in leitender Funktion tätig. 1998 trat sie in die CDU ein. Von 2003 bis 2008 studierte Karliczek an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaftslehre und machte ihren Abschluss zur Diplom-Kauffrau.

Hubertus Heil leistete von 1992 bis 1993 zunächst Zivildienst beim Paritätischen Wohlfahrtsverband in Peine. Von 1995 an folgte das Studium der Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Potsdam. 1998 wurde Heil in den Bundestag gewählt, 2005 trat er das Amt als SPD-Generalsekretär an. 2006 machte der spätere Bundesminister für Arbeit und Soziales seinen Abschluss an der Fernuniversität Hagen. Das konnte elf Jahre später auch Jens Spahn von sich behaupten. Der Bundesgesundheitsminister ist gelernter Bankkaufmann. 2017 erwarb er den Master of Arts in Politik.

Franziska Giffey absolvierte von 1998 bis 2001 ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin. Anschließend arbeitete sie im Büro des Bezirksbürgermeisters von Treptow-Köpenick in Berlin sowie bis 2010 als Europabeauftragte des Berliner Bezirks Neukölln. Von 2003 bis 2005 legte Giffey ein Studium zum Master of Arts für Europäisches Verwaltungsmanagement an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin ein. 2005 folgte das Promotionsstudium in Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin, das sie 2010 abschloss. Gegen ihre Doktorarbeit gibt es Plagiatsvorwürfe.

Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, studierte von 1988 bis 1996 in Bochum Germanistik und Politikwissenschaften auf Magister. Von 2000 bis 2004 war die ehemalige Juso-Landesvorsitzende NRW als Unternehmensberaterin tätig. 2004 wechselte sie in den nordrhein-westfälischen Landtag.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat ebenfalls einen Magisterabschluss und zwar in Politikwissenschaft, Wirtschaft und Soziologie. 2004 folgte die Promotion an der Karlsuniversität Prag.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Westdeutschen Landesbank in Münster gemacht. Neben seiner politischen Laufbahn absolvierte er von 2003 bis 2017 ein Politik-Studium an der Fernuniversität Hagen, das er mit dem Master of Arts abschloss.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner stammt aus einer Winzerfamilie. Sie studierte Politikwissenschaft, katholische Theologie und Pädagogik. Ihre Magisterarbeit schrieb sie über die europäische Weinmarktpolitik. Mit diesem Strang der Agrarpolitik dürfte sie also bestens vertraut sein. Nach dem Studium arbeitete sie als Journalistin unter anderem für zwei Wein-Magazine.

Gerd Müller ist Diplom-Wirtschaftspädagoge. Ab 1980 folgte ein Lehramt an einer Fachoberschule und die Stelle als Oberregierungsrat im bayerischen Wirtschaftsministerium. 1989 wurde Müller Mitglied des Europäischen Parlaments, fünf Jahre später wechselte er in den Bundestag.

Der Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben fällt mit seiner ursprünglichen Berufswahl im Kabinett Merkel aus dem Rahmen. Braun ist Arzt.