Anja Förster ist Autorin von „Hört auf zu arbeiten“ und Vortragsrednerin bei internationalen Wirtschaftsveranstaltungen
Ihre Gewohnheiten verdienen ein Reset: Nehmen Sie sich etwas vor! Entwickeln Sie gute Gewohnheiten und löschen Sie die schlechten! Kaum ein Datum könnte dafür besser geeignet sein als der Neujahrstag. Unbelastet von den Sünden, die Sie an 365 Tagen im letzten Jahr begangen haben, könnten Sie nun ganz neu anfangen. Könnten Sie ... sollten Sie ...
Die meisten Menschen in Deutschland haben laut Forsa-Institut folgende guten Vorsätze für 2015:
1. Stress vermeiden oder abbauen (57%)
2. Mehr Zeit für Familie/Freunde (54%)
3. Mehr bewegen/Sport (52%)
4. Mehr Zeit für mich selbst (47%)
5. Gesünder ernähren (47%)
6. Abnehmen (31%)
7. Sparsamer sein (26%)
8. Weniger fernsehen (16%)
9. Weniger Alkohol trinken (12%)
10. Rauchen aufgeben (11%)
Wenn gute Vorsätze schon so etwas wie ein Volkssport sind, wollen Sie sich dann daran auch ein Beispiel nehmen? Allerdings: Bitte bedenken Sie, dass zu diesem Volkssport offenbar dazu gehört, dass den tollen Vorsätzen und den schönen Listen so gut wie immer exakt eine Sache folgt. Nämlich: nichts.
Chancen auf Veränderungen bieten sich immer
Die Medien greifen dieses Thema äußerst gern auf und natürlich hagelt es von überall Tipps, wie das mit den guten Vorsätzen und deren Umsetzung dann doch noch funktioniert. Beispielsweise sollen Sie Ihre Ziele konkret formulieren und schriftlich festhalten. Nicht zu hoch und nicht zu niedrig soll die Latte gehängt werden. Und achten Sie darauf, Ihr Vorhaben in der richtigen Zeitform und schön visualisiert festzuhalten und so aufzuhängen, dass Sie es immer sehen können…und so weiter. In Ordnung, das ist alles schön und gut. Der Knoten im Taschentuch lässt grüßen.
Aber ich hätte da mal eine ganz grundsätzliche Frage: Warum, bitte, braucht es die Silvesternacht, um Veränderungen im eigenen Leben anzustoßen? Genau genommen bieten sich doch in jedem Jahr 365 Tage voller Chancen, sein Leben zu verändern. Alles, was es dazu im ersten Schritt braucht, ist überhaupt kein Vorsatz, sondern die Reflexion über sich selbst. Aber gut, ich weiß ja, das könnte anstrengend werden.
Wenn Sie jetzt denken: „Okay, das mit der Selbstreflexion könnte ich mal versuchen“, dann vergessen Sie das! Fangen Sie gar nicht erst an! Wenn Sie es nur versuchen wollen, dann haben Sie schon verloren, denn die Versuchung wird immer siegen.
Beim versuchen bleibt es beim Versuch
Ich hasse das Wort „versuchen“ wie die Pest. Wenn Sie jemandem sagen, dass Sie noch versuchen werden, auf seiner Party vorbeizuschauen, versuchen Sie das dann wirklich? Wohl eher nicht! Versuchen ist ein Wort, das wir verwenden, wenn wir das eigene Handeln ein wenig aufschieben möchten… Oder wenn wir nur so tun, als ob wir handeln wollten. Versuchen ist nicht mehr als eine Art, etwas nicht zu tun. Denn die Entschuldigung wird von vorne herein gleich mitgeliefert: „Ich hab’s ja versucht!“
Lassen Sie es also doch einfach gleich bleiben. Und stehen Sie dazu! Dieses Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.“