Fachkräfte sind in Deutschland gesucht – und das seit Jahren. In den Branchen, wo geschultes Personal besonders rar ist, setzen die betroffenen Unternehmen daher oft – aber nicht automatisch – auf eine besonders gute Bezahlung, zeigt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Für 1286 Berufe untersuchen die Autoren, wie sich die Löhne zwischen 2013 und 2019 angesichts nicht besetzter Stellen entwickelt haben. In Branchen mit hoher Nachfrage nach Fachkräften winkten Bewerbern dabei höhere Gehälter. Zwischen 2013 und 2019 stiegen die Löhne insgesamt um durchschnittlich 2,4 Prozent. In Branchen mit Personalmangel lag das Gehalt noch einmal um weitere 0,6 Prozent höher als in Berufen ohne Personalsorgen.
Dabei profitierten vor allem Hochqualifizierte stärker von der Entwicklung als Fachkräfte mit einer Ausbildung. Die Studienautoren führen das darauf zurück, dass Hochqualifizierte eher bereit sind, für eine gutbezahlte Stelle umzuziehen. Das stärke wiederum die eigene Verhandlungsposition und erhöhe den Druck auf den künftigen Arbeitgeber.
Hier stiegen die Löhne überdurchschnittlich stark
Innerhalb der Branchen zeigen sich deutliche Unterschiede: Stieg der Lohnvorsprung in Sektoren mit Personalmangel und großer Nachfrage an Fachkräften von 7,9 auf 9,3 Prozent, gab es in einigen Bereichen sogar noch höhere Gehaltsaufschläge. Für die zehn Berufe mit dem größten prozentualen Anteil an unbesetzten Stellen in 2013 liegt der durchschnittliche Gehaltszuwachs bei 15,5 Prozent.
Am stärksten stiegen die Löhne dabei in der Altenpflege. Hier wuchs das Gehalt von 2013 bis 2019 um fast ein Viertel – von 2440 Euro auf 3032 Euro pro Monat. Auch in der Gesundheits- und Krankenpflege stieg der Durchschnittslohn um mehr als ein Fünftel. Straßenbauer konnten sich im selben Zeitraum über einen Gehaltsplus von fast einem Fünftel freuen; Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung über ein Plus von 18 Prozent.
Personalmangel und große Nachfrage an Fachkräften sind allerdings keine Garanten für höhere Löhne. Als Beispiel nennt die Studie Lokführer und Fachkräfte im Brandschutz. Hier stiegen die Gehälter im Vergleich zu anderen Branchen unterdurchschnittlich stark.
Die Löhne von Fußpflegern, Kosmetikfachkräften und Zahnärzten stiegen dagegen um jeweils rund 30 Prozent – ganz ohne Engpass bei den Fachkräften. „Die Lohnentwicklung passt also nicht immer zur Fachkräftesituation“, sagt Studienautor Alexander Burstedde. „Die betriebliche Lohnfindung sollte sich deshalb stärker an Engpässen orientieren.“
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