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Einkaufsmanagerindex So drückt das Coronavirus auf die Stimmung der Industrie

Wegen des Corona-Ausbruchs trübt sich die Stimmung in der Industrie ein. In Genf wurde der Genfer Autosalon abgesagt
Wegen des Corona-Ausbruchs trübt sich die Stimmung in der Industrie ein. In Genf wurde der Genfer Autosalon abgesagt
© Getty Images
Noch ist das Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus offen. Beim verarbeitenden Gewerbe drückt der Erreger aber bereits auf den Geschäftsausblick, wie neue Zahlen des Einkaufsmanagerindex zeigen

Wie stark sich der Corona-Virus letztlich auf Umsatz- und Produktionszahlen rund um den Globus auswirkt, ist immer noch unklar. Die monatlich erhobenen Befragungen von Einkaufsmanagern in Firmen sind hier ein wichtiger Indikator, der ein Gefühl für die Stimmung in den Unternehmen gibt und einen Ausblick für künftige Geschäftsentwicklungen beinhaltet.

Das Coronavirus hat die chinesische Wirtschaft fest im Griff. Die Abriegelung von Großstädten, Reisebeschränkungen und die notwendigen Produktionspausen der letzten Wochen hinterlassen auch bei den Herstellern immer deutlicher ihre Spuren. Zuletzt sackten gleich zwei wichtige Stimmungsindikatoren deutlich ab: Der CFLP, der Einkaufsmanagerindex für Chinas verarbeitendes Gewerbe, fiel um fast ein Drittel auf 35,7 Punkte im Vergleich zum Vormonat. Er war der stärkste Rückgang des Index überhaupt. Auch der Stimmungsindikator aus Chinas Produktionssektor, der Caixin PMI, fiel um etwas mehr als ein Fünftel.

Etwas durchmischter ist hingegen - zumindest bislang - das Bild für andere Regionen. Der an diesem Montag erschienene Einkaufsmanagerindex PMI von Markit IHS/BME für Februar zeigt bislang nur begrenzt Spuren.

Lieferzeiten in der Eurozone so stark verlängert wie in 2018


Die Februar-Zahlen des PMIs für die Eurozone insgesamt sind noch erstaunlich positiv: Gegenüber Januar stieg der Einkaufsmanager Index sogar um 1,3 Punkte auf 49,2 Punkte. Trotz dieses leichten Aufwärtstrends kam es in allen erfassten Ländern aber zu Lieferschwierigkeiten, am stärksten galt das für die Niederlande. „Momentan verlängern sich die Lieferzeiten so stark wie zuletzt 2018“, sagt Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit. Viele Unternehmen führen diese Entwicklung auf die Auswirkungen des Corona-Ausbruchs in China zurück.

Der in den PMI ebenfalls erfasste Geschäftsausblick für die Zukunft fiel erwartungsgemäß im Vergleich zum Vormonat weniger optimistisch aus. Je nach Entwicklung der Corona-Epidemie könnte sich die Stimmung in den nächsten Monaten noch weiter verschlechtern. „Auch wenn zahlreiche chinesische Unternehmen nach dem verlängerten Neujahrsurlaub die Produktion wieder aufnehmen und sich die weltweiten Lieferengpässe damit wieder abschwächen, droht jegliches Ausufern der COVID-19-Epidemie die Risikoaversion zu erhöhen“, sagt Williamson. Das könnte auch die Investitionen von Unternehmen und Verbrauchern einschränken.

Vorläufiger „Hoffnungsschimmer“ in Deutschland

Unterbrochene Lieferketten und längere Lieferzeiten erlebte auch das verarbeitende Gewerbe in Deutschland. Laut Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit, galt das aber nur begrenzt für die Produktion: „Denn die Probleme kamen zu einer Zeit, in der viele Hersteller ohnehin dabei waren, ihre Bestände an die niedrigeren Produktionsniveaus anzupassen.“ Die Rückgange bei Produktion, Auftragseingängen und Beschäftigung fielen insgesamt schwächer aus als noch im Januar. Damit erreichte der Einkaufsmanagerindex sogar noch ein 13-Monats-Hoch und stieg um 2,7 Punkte auf 48,0 Punkte an. Noch sind viele deutsche Hersteller angesichts der eigenen Produktion optimistisch. Halten die Einschränkungen in China an, könnte sich das aber auf Angebot und Nachfrage auswirken, so Smith: „Insofern besteht die Möglichkeit, dass sich die eigentlich positiven Daten vom Februar als ein falscher Hoffnungsschimmer herausstellen.“

Nach Brexit-Unsicherheit droht Corona-Fieber in Großbritannien

Auch in Großbritannien kletterte der Einkaufsmanagerindex im Vergleich zum Vormonat, und zwar um 1,7 Punkte auf 51,7 Punkte. Trotzdem machten sich die Folgen des Coronavirus auch hier bei den Lieferketten bemerkbar. Mit einem Rückgang von acht Punkten erreichte der Lieferzeitindex dabei sein Rekordtief. Die Verspätungen waren damit so hoch wie noch nie seit Erhebung des PMI. Auch Stürme und Überschwemmungen beeinflussten die Entwicklung.

Aufatmen kann die britische Industrie daher noch nicht. Eine Mischung aus schlechtem Wetter, den Rest-Sorgen rund um den Brexit und um das Coronavirus „wird dem Sektor jeden wesentlichen Gewinn entziehen, wenn die Lieferketten in den nächsten Monaten weiterhin bröckeln“, erwartet Rob Dobson, Director for Economic Indices bei IHS Markit.

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