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Reisemarkt Tui-Deutschland-Chef: „Suiten sind immer als erstes ausgebucht“

Sonnenliegen am Strand von Mallorca
Noch nie hatte der Reisekonzern Tui so viele Frühbucher für Mallorca wie jetzt. Im Vergleich zu anderen Zielen sind die Preise hier stabil
© IMAGO / VWPics / IMAGO
Die Reisebranche vermeldet Rekordumsätze. Für Verbraucher wird der Urlaub teurer, doch wer es kann, leiste sich auch gern die Suite, sagt Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert – und verrät die Top-Reiseziele für 2024

Capital: Herr Baumert, es läuft wieder für die Reisebranche: Im Geschäftsjahr 2022/23 hat Tui einen Rekordumsatz von mehr als 20 Mrd. Euro verbucht und viele fragen sich, wie es weiter geht. Wie ist Ihr Gefühl für das Reisejahr 2024? 
STEFAN BAUMERT: Natürlich weiß ich jetzt noch nicht, wie das Jahr zu Ende gehen wird. Aber wir sind wirklich gut gestartet und die Zeichen stehen darauf, dass es noch besser werden kann. Bestimmte Destinationen wie Thailand sind nach Corona erst jetzt wieder voll zu bereisen. Da sehen wir immer noch einen Nachholeffekt. Bei anderen Zielen für den Sommer kommen die Frühbucher jetzt stark zurück, teilweise mehr als früher. Für Mallorca hatten wir zum Beispiel noch nie so viele Frühbucher wie jetzt.

Lohnt sich frühes Buchen denn wirklich?
Ja, man kann teilweise 40 Prozent sparen und die Gäste haben noch die volle Auswahl. Uns als Veranstalter geben frühe Buchungen Planungssicherheit, was Hotel- und Flugkontingente angeht.

Porträt Stefan Baumert
© PR

Stefan Baumert ist seit 2021 Geschäftsführer des Reiseveranstalters Tui Deutschland. Er arbeitete im Laufe der Jahre unter anderem als Produktvorstand beim Last-Minute-Anbieter L’Tur und leitete den Touristik-Bereich von Tui Deutschland. Der Tui-Konzern gehört zu den weltweit führenden Touristikunternehmen

Trotz Frühbucherrabatten ist Reisen teurer geworden, auch für Gutverdiener. Werden die Preise weiter hoch bleiben?
Insgesamt normalisieren sich die Preise in diesem Jahr. Auf das Niveau von 2019, also vor Corona, werden sie sicherlich nicht wieder sinken, aber sie steigen jetzt im Schnitt weiterhin weniger als die Inflation. Wer also nicht mehr ausgeben will als vergangenes Jahr, der findet auf jeden Fall etwas. Es gibt allerdings sehr große Unterschiede zwischen den Urlaubsdestinationen. Die Preise für Mallorca sind im Vergleich zum vergangenen Jahr zum Beispiel stabil geblieben, weil die spanische Inflation unterhalb des europäischen Durchschnitts liegt. In der Türkei ist die Inflation dagegen höher, das Preis-Leistungsverhältnis ist aber immer noch gut.

Die Reisebranche schafft es gut, die allgemeinen Preissteigerungen an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben – teilweise sogar mehr als die Inflation. 
Es ist aber keinesfalls so, dass die Branche deswegen ausufernde Gewinne macht. Umsatzrenditen liegen im einstelligen Prozentbereich. Die Stückkosten, also etwa bei Flügen und Hotels, sind hoch.

Das Erstaunliche ist, dass insgesamt weniger Menschen reisen und die Umsätze bei Tui und in der Reisebranche trotzdem stark steigen. Diejenigen, die reisen, bezahlen also deutlich mehr.
Das liegt nicht nur an der reinen Preissteigerung, sondern vor allem daran, dass die Menschen sehr viel anspruchsvollere Produkte wählen. Die Suiten oder Meerblickzimmer sind immer als erstes ausgebucht, die Gäste wollen einfach mehr. Urlaub ist bei all den Krisen zu so einer wichtigen Zeit geworden, dass jeder sichergehen will, dass er auch wirklich einen guten Urlaub hat. 

Eine Suite kann sich aber längst nicht jeder leisten.
Man denkt es vielleicht nicht, aber die Menschen geben für Urlaub durchaus Geld aus. Eine vierköpfige Familie bekommt für 3000 bis 4000 Euro schon zwei Wochen Mallorca in einem sehr guten Hotel in den Sommerferien. Nach oben ist natürlich immer alles offen.

Sie haben angekündigt, das Preiswert-Segment stärker auszubauen. Lässt sich da aus Ihrer Sicht überhaupt Geld verdienen?
Wenn ich auf unsere Marktanteile gucke, sind wir im mittleren bis höheren Preissegment sehr gut aufgestellt. Auch die Kunden nehmen uns in diesen Segmenten stärker wahr. Im niedrigen Segment sind dagegen andere Anbieter stärker und wir wollen natürlich in allen Segmenten unseren Marktanteil ausbauen. 

Wäre es denn ein Problem, nur im höheren Segment vertreten zu sein und sich darauf zu konzentrieren?
Nein, aber unser Anspruch ist es, auch dem preissensiblen Gast ein attraktives Angebot zu machen. Tui Suneo, unsere Ferienhotelmarke für das kleine Budget, wird diesen Sommer überproportional wachsen.

Ihr Ziel ist also, überall Marktführer zu sein?
Ja. Ich finde es gut, Stärken zu stärken. Aber wir gucken eben auch darauf, wo wir Lücken im Portfolio haben und wo wir noch wachsen können. Wenn der Gesamtkontext stimmt, lassen sich auch mit Hotels im Niedrigsegment gute Umsätze erzielen, zum Beispiel wenn es nur ein kleines Angebot gibt.

Geben Sie uns Ausblick auf das Reisejahr 2024: Welche Ziele sind besonders beliebt?
Weiterhin Mallorca, Türkei und Griechenland und auf der Fernstrecke USA, Thailand und Malediven.

Welche neuen Reiseländer entwickeln sich positiv?
Albanien hat gerade dreistellige Zuwachsraten. Das befindet sich natürlich auf einem sehr niedrigen Niveau, genau wie Montenegro. Aber dort eröffnen viele neue Hotels, die Fluganbindungen sind gut und im Vergleich zu den Nachbarländern Kroatien und Griechenland ist es auch preiswerter.

Was erlebt jetzt nach Corona ein Comeback?
Fernreisen, vor allem nach Thailand, und Städtereisen. New York steht da ganz oben, absoluter Shootingstar ist Lissabon. Aber auch kleinere Städte wie Porto oder Dublin entwickeln sich sehr gut.

Was wird aus der klassischen Pauschalreise?
Die Nachfrage ist sehr stabil, einfach weil sie viele Vorteile hat. Man ist abgesichert, muss sich um nichts kümmern und bleibt mit dem richtigen Tarif trotzdem flexibel. Das kommt dem sicherheitsliebenden Naturell der Deutschen sehr entgegen.

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