Es ist die bislang umfangreichste Finanzierungsrunde für ein europäisches Batterierecycling-Start-up: Das Aachener Unternehmen Cylib erhält in seiner Serie-A-Runde 55 Mio. Euro von einer Investorengruppe, die unter anderem die Risikokapitaltöchter von Bosch und Porsche umfasst. Das Kapital will Cylib nutzen, um seinen Recyclingprozess für Lithium-Ionen-Batterien industriell zu skalieren.
Das Start-up um die Gründer Lilian und Gideon Schwich sowie Paul Sabarny ist noch keine zwei Jahre alt und zählt schon zu den größten Hoffnungen der boomenden Deep-Tech-Szene in Deutschland. Nach Unternehmensangaben erreicht der Rückgewinnungsprozess eine Recyclingeffizienz von über 90 Prozent und sei damit der derzeit einzige auf dem Markt, der alle Elemente aus Produktionsabfällen, Elektroauto- oder Mikromobilitätsbatterien zurückgewinnen könne.
Acht Jahre Forschung vor der Start-up-Gründung
Fast acht Jahre hat die promovierte Werkstoffingenieurin Lilian Schwich an der RWTH Aachen an dem Verfahren geforscht, bis sie sich 2022 mit ihrem Laborkollegen Paul Sabarny und ihrem Ehemann Gideon Schwich selbstständig gemacht hat. In jedem alten Batteriepack eines E-Autos schlummern Metalle und seltene Erden im Wert von mehreren tausend Euros, die auf dem Weltmarkt teils schwer zu bekommen sind. „Aluminium, Kupfer, Mangan, Kobalt, Nickel, Lithium, Grafit – all das sind kritische Rohstoffe“, erklärte Schwich Capital vor einigen Wochen.
Mit dem Geld aus einer ersten Finanzierungsrunde über 12 Mio. Euro konnte Cylib im vergangenen Herbst schon eine erste Pilotanlage in Betrieb nehmen. Das zusätzliche Geld aus der Serie-A-Runde soll zur Industrialisierung des Verfahrens sowie zum Ausbau des bislang 60-köpfigen Teams genutzt werden.
Cylib ist aber bei weitem nicht das einzige Start-up, das aus dem schwierigen Thema Batterierecycling ein Geschäftsmodell machen will. In den USA gilt vor allem das Unternehmen Redwood Materials von Tesla-Mitgründer „JB“ Straubel als Vorreiter. Es wird seit vergangenem Jahr mit 5 Mrd. Dollar bewertet und hat bislang gut 2 Mrd. Dollar von Investoren bekommen. Im Herbst übernahm es zudem den deutschen Anbieter Redux Recycling und dessen Werk in Bremerhaven.