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Teuerung Preisexplosion bei Olivenöl – warum ist es aktuell so teuer?

Olivenöl ist in den letzten 12 Monaten 54 Prozent teurer geworden
Olivenöl ist in den letzten 12 Monaten 54 Prozent teurer geworden
© IMAGO / imagebroker
Kein anderes Produkt ist vergangenes Jahr teurer geworden. Ein Großteil der Olivenöl-Produktion kommt aus nur einem Land, doch die Ernten dort leiden unter dem Klimawandel. Länder, die die Ausfälle ausgleichen könnten, haben ihre ganz eigenen Probleme

Wer dieser Tage auf der Jagd nach qualitativem Bratöl durch die Supermarktregale streift, wird vor den monströsen Preisen für Olivenöl zurückschrecken. Rund zehn Euro kostet aktuell eine 0,5-Liter-Flasche, 20 Euro der Liter, so viel wie ein guter Château-Barrail-Rotwein. Olivenöl ist damit um mehr als 50 Prozent teurer als noch vor einem Jahr.

In den Inflationstabellen des Statistischen Bundesamts ist das Produkt der absolute Ausreißer. Die Preise für Sonnenblumenöl, Rapsöl und ähnliche Öle sanken im März 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21 Prozent, Olivenöl verteuerte sich um 54 Prozent. Kein anderes Produkt – auch anderer Warengruppen – veränderte sich preislich so stark.

Gründe für den Preisanstieg

Fast alle Anbaugebiete für Oliven befinden sich in den Ländern rund um das Mittelmeer. Da Olivenbäume zudem spezifische Anforderungen an Klima, Boden und Wachstumsbedingungen haben, konzentriert sich der Großteil des Anbaus auf nur wenige geeignete Regionen.

Im wichtigen spanischen Anbaugebiet Andalusien gab es 2023 mehrere Wetterextreme. Schon im April herrschten wochenlange Dürre und Temperaturen von fast 40 Grad, es folgten Hagelstürme, Waldbrände und weitere Hitzeperioden, noch im Dezember waren es fast 30 Grad. Der spanische Wetterdienst vermeldete das heißeste Frühjahr seit Aufzeichnungsbeginn.

Anbaugebiete für Oliven in Spanien
Anbaugebiete für Oliven in Spanien
© Wikimedia Commons / Emilio Gómez Fernández

Wetterextreme im Mittelmeerraum – wo der Großteil der weltweiten Oliven produziert wird – können einen erheblichen Einfluss auf die Olivenölpreise haben. Bei langen und besonders starken Hitzeperioden, Dürre oder Überschwemmungen können sich die Erträge der Olivenbäume erheblich reduzieren oder die Erntezeitpunkte verschieben, was zu einer verringerten Olivenproduktion führt.

Gleichzeitig erhöhen extreme Wetterbedingungen die Kosten für Anbau und Ernte. In Kombination mit einer konstanten oder steigenden Nachfrage nach Olivenöl führt dies zu höheren Preisen auf dem Markt, um das reduzierte Angebot und die gestiegenen Produktionskosten auszugleichen.

Probleme auch in Italien und im gesamten Mittelmeerraum

Spanien ist weltweit der wichtigste Produzent von Olivenöl. Doch auch in anderen Ländern, die Oliven anbauen und die die spanischen Ernteausfälle potenziell ausgleichen könnten, gibt es Probleme. In Italien sinkt die Produktionsmenge von Jahr zu Jahr. Die italienische Agrarvereinigung Coldiretti meldete 2023 einen Rückgang von 50 Prozent. David Granier, Chef des Ölbauernverbandes Unaprol, sprach von einer „noch nie dagewesenen Situation“.

Als Lösung will Italien mehr Olivenbäume pflanzen. Bis diese erste Früchte tragen, kann es aber bis zu zehn Jahre dauern. Wie Spanien hatte auch Griechenland 2023 mit Extremwetter zu kämpfen. Genau zur Blütezeit begann eine Hitzeperiode, es regnete wenig, der Ertrag litt. Die Türkei, wo die Ernte vergangenes Jahr überraschend gut war, verkaufte so viel ins Ausland, dass das Handelsministerium einen Exportstopp verhängte.

Die Probleme auf den Olivenplantagen merken Verbraucherinnen und Verbraucher am Ende am hohen Preis im Supermarkt. Die Folge: Sie weichen auf andere Speiseöle aus. Thomas Els, Verbraucherforscher bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), sagte gegenüber der „Tagesschau“, dass die Nachfrage nach Olivenöl im bisherigen Verlauf der zweiten Jahreshälfte deutlich gesunken sei: „Da sich das Preishoch bei Sonnenblumen- und Rapsöl im Jahresverlauf aufgelöst hat, ist der Preisabstand gewachsen“, so Els.

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