Das Prestigeprojekt der Deutschen Bahn, der neue Tiefbahnhof in Stuttgart, steht vor neuen Problemen. Nach Recherchen von Capital fehlt für ein wichtiges Detail in dem Megaprojekt nach wie vor die Finanzierung – rund 600 Mio. Euro für ein digitales Stellwerk, digitale Kommunikationstechnik und ein modernes Funksystem.
„Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn der einzige große Bahnhof, den Deutschland mit der neuen Technik ausstattet, 2025 nicht starten kann“, bestätigte der Staatssekretär im baden-württembergischen Verkehrsministerium, Uwe Lahl, die Recherchen von Capital. Sollte der Bund seinen Anteil an den Kosten nicht freigeben, werde in dem knapp neun Mrd. Euro teuren Bahnhof eine Signaltechnik aus dem 19. Jahrhundert verbaut, erklärte ein Kenner der Planungen.
Der Streit um die Finanzierungsbeteiligung des Bundes in Stuttgart wirft ein Schlaglicht auf die jüngsten Investitionspläne der Deutschen Bahn. Trotz eines Investitionspakets von nach Angaben der DB rund 156 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 sind wichtige Zukunftsprojekte wie die Digitalisierung der Schiene und der Deutschlandtakt unterfinanziert. Mit dieser Finanzausstattung sei kein „großer Befreiungsschlag“ drin, sagte Christian Böttger, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Capital. DB und Bund arbeiteten mit „Taschenspielertricks, um das Volumen beeindruckender“ aussehen zu lassen. Auch Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene und als solcher Lobbyist für 140 Eisenbahnunternehmen und Umweltverbände, hält das Paket für künstlich aufgeblasen durch „viele Unbekannte und Luftbuchungen“.
Mehr dazu in der neuen Ausgabe 01/2020 von Capital – ab sofort am Kiosk