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Neue Daten Massive Corona-Welle bedroht Chinas Konjunktur

Eingang zu einer Fieberklinik in Peking
Eingang zu einer Fieberklinik in Peking
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Koki Kataoka
Die chinesische Führung lockert ihren Zero-Covid-Kurs, aber der massive Corona-Ausbruch im ganzen Land gefährdet nun die wirtschaftliche Erholung. Jüngste Daten sind alarmierend

Chinas Wirtschaftstätigkeit hat sich im November weiter abgeschwächt, bevor die Regierung ihre Zero-Covid-Politik abrupt beendete. Der derzeitige massive Anstieg der Infektionszahlen dürfte in den kommenden Monaten zu weiteren wirtschaftlichen Turbulenzen führen und die politischen Entscheidungsträger dazu zwingen, ihre Konjunkturprogramme auszuweiten. Am Donnerstag veröffentlichte Indikatoren zeigen, dass die Geschäfts- und Verbrauchertätigkeit auf den schwächsten Stand seit der Abriegelung Schanghais im Frühjahr eingebrochen ist. Die Einzelhandelsumsätze und die Verkäufe von Eigenheimen gingen zurück, während die Industrieproduktion und die Investitionen regelrecht einbrachen. Auch die Arbeitslosigkeit stieg an.

Die abrupte Abkehr der Regierung von ihrer seit langem verfolgten Zero-Covid-Strategie hat die Aussichten für die Wirtschaft eingetrübt, da sich die Fabriken auf Unterbrechungen einstellen und der Arbeitskräftemangel zunimmt. „Die Novemberdaten lagen weit unter dem Konsens und deuten auf eine zunehmende Verlangsamung hin“, die sich in diesem Monat fortsetzen werde, schreibt Lu Ting, Chefökonom für China bei Nomura Holdings, in einer Analyse. „Der Anstieg der Covid-Infektionen wird einen Teil der positiven Auswirkungen der Lockerung auf kurze Sicht wieder aufheben.“ Er fügte hinzu, dass der Weg zu einer vollständigen Wiedereröffnung noch schmerzhaft und holprig werden könne. 

Das chinesische Wirtschaftswachstum lahmt
Das chinesische Wirtschaftswachstum lahmt
© Bloomberg

Die Aufhebung vieler Covid-Vorschriften wird es den Einwohnern ermöglichen, sich frei zu bewegen, und Geschäfte, Fabriken und Restaurants können geöffnet bleiben, ohne Angst vor kurzfristigen Schließungen haben zu müssen. Doch das Land ist auf die massenhaften Erkrankungen und Todesfälle, die auftreten könnten, kaum vorbereitet. So werden viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckung zuhause bleiben, was die Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigt.

Die wichtigsten Indikatoren für China im November:

  • Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich um 2,2 Prozent
  • Die Einzelhandelsumsätze sanken um 5,9 Prozent
  • Die Arbeitslosenquote stieg auf 5,7 Prozent
  • Die Preise für neue Eigenheime fielen gegenüber Oktober um 0,25 Prozent und damit den 15. Monat in Folge
  • Seit Jahresbeginn hat sich das Wachstum der Anlageinvestitionen sich auf 5,3 Prozent verlangsamt, die Immobilieninvestitionen sind um 9,8 Prozent zurückgegangen und der Verkauf von Wohnimmobilien ist 28,4 Prozent niedriger 

Die Daten deuten darauf hin, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal schwächer ausfallen könnte als ursprünglich von den Ökonomen erwartet, und dass es auch im nächsten Jahr gedämpft bleiben dürfte. Der Median einer Bloomberg-Umfrage geht davon aus, dass sich das Wachstum in diesem Jahr auf nur 3,2 Prozent verlangsamen wird, das schwächste Tempo seit den 1970er Jahren, wenn man vom Pandemieeinbruch im Jahr 2020 absieht. 

Einige Ökonomen haben ihre Wachstumsprognosen für das nächste Jahr angehoben, da sie davon ausgehen, dass die Wiedereröffnung Chinas die Ausgaben von Verbrauchern und Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte ankurbelt und die Regierung wahrscheinlich weitere Konjunkturmaßnahmen ergreift. Laut den von Bloomberg befragten Wirtschaftsexperten wird das Wachstum im nächsten Jahr wieder auf 4,8 Prozent ansteigen.

Selbst Autoverkäufe gehen zurück

Die chinesische Führung hat bereits signalisiert, dass der Schwerpunkt im nächsten Jahr eher auf dem Wirtschaftswachstum als auf der Kontrolle der Covid-Fälle liegen wird, was darauf hindeutet, dass weitere fiskalische und geldpolitische Maßnahmen anstehen könnten. 

Die chinesische Zentralbank pumpte am Donnerstag im Rahmen ihrer monatlichen Liquiditätsoperation mehr Geld als vorhergesagt in das Bankensystem, um den Stress auf den Geldmärkten angesichts des Ausverkaufs von Anleihen zu lindern. „Die schwachen Konjunkturdaten deuten darauf hin, dass die Politik weiter gelockert werden muss, um die Wachstumsdynamik wiederzubeleben“, sagt Zhou Hao, Chefökonom bei Guotai Junan International. 

Die Daten für November zeigten, dass Chinas wichtigste Wachstumsmotoren allesamt schwächer wurden. Nach Berechnungen von Bloomberg, die auf offiziellen Daten beruhen, sanken die Hausverkäufe um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit noch stärker als im Oktober (-23 Prozent) – ein Zeichen für einen sich trotz der jüngsten politischen Unterstützung verschlechternden Immobilienmarkt. Die Preise für neue und gebrauchte Eigenheime fielen im letzten Monat gegenüber Oktober, der Absatz von Bau- und Dekorationsmaterial brach im Jahresvergleich um 10 Prozent ein, während die Immobilieninvestitionen nach Bloomberg-Berechnungen um fast 20 Prozent zurückgingen.

Die Autoverkäufe, eine wichtige Komponente der Einzelhandelsumsätze und ein seltener Lichtblick in diesem Jahr, fielen im November um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der erste Rückgang seit sechs Monaten. Die Automobilproduktion ging zum ersten Mal seit Mai zurück und lag im vergangenen Monat um 9,9 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie aus den Daten hervorgeht. 

Die Aussichten für den Sektor bleiben ungewiss, da steigende Covid-Infektionen die Produktion in den Fabriken stören und den Absatz zu bremsen drohen. Auch die staatlichen Subventionen für Elektrofahrzeuge sollen Ende dieses Monats auslaufen. 

Mitarbeit: Yujing Liu

© 2022 Bloomberg L.P.

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