Die Feiertage über Weihnachten und den Jahreswechsel bieten vielen Aktionären die Ruhe, sich ihre Depots einmal etwas genauer anzuschauen. Unter den Dax-30-Werten, die deutsche Kleinanleger immer noch besonders bevorzugen, schnitten in den letzten zwölf Monaten vier Aktien aus ganz unterschiedlichen Branchen deutlich besser ab als der Durchschnitt: Adidas, Linde, MTU und Münchner Rück. Alle vier Werte schafften übers Jahr einen Kursgewinn von über 40 bis über 50 Prozent. Was verbindet den Gaskonzern mit dem Sportartikelhersteller, dem Flugzeugturbinenkonzern und dem Rückversicherer? Auf den ersten Blick nicht viel: Die Unternehmen bewegen sich in ganz unterschiedlichen Märkten, Adidas verkauft an Endkonsumenten, die drei anderen Konzerne machen nur B-to-B-Geschäfte. Alle drei aber arbeiten seit vielen Jahren grundsolide, skandalfrei und berechenbar. Viele Nachrichten gab es 2019 von ihnen nicht – und das war gut so. Man könnte sagen: Die langweiligsten Werte im Dax-30-Index waren in diesem Jahr die Sieger.
Und am anderen Ende der Erfolgsskala? Insgesamt sieben von 30 Dax-Werten verbuchten bis zum 18. Dezember ein Minus. Auf den drei hintersten Plätzen findet man Wirecard, Lufthansa und die Deutsche Bank. Auch sie haben auf den ersten Blick wenig gemein. Auffallend aber ist: Alle drei lieferten im letzten Jahr eine endlose Kette von Negativnachrichten – und das weniger bei ihren Quartalszahlen als bei den Themen Corporate Governance und Konzernführung. Vor allem Wirecard, der Dax-30-Wert mit dem größten Kursminus (rund 20 Prozent) geriet immer wieder mit Berichten über obskure Buchhaltungstricks, mangelnde Transparenz und fehlende Kontrollen in die Schlagzeilen. Bei der Deutschen Bank schwelen alle möglichen Skandale aus der Vergangenheit weiter – vom Vorwurf der Geldwäsche bis zur Beteiligung an den betrügerischen Cum-Ex-Geschäften ihrer Kunden. Und die Lufthansa? Machte vor allem durch Chaos, Streiks und riesige Probleme bei den Tochterunternehmen Furore.
Auf das Management kommt es an
Es waren also die nicht wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschiedener Branchen, technologische Trends oder andere objektive Faktoren, die den großen Unterschied zwischen den besten und den schlechtesten Werten machten. Es war schlicht das Management. An der Spitze der Sieger stehen kompetente und wenig nervöse Vorstände, die Probleme früh erkennen und schnell handeln, um neue Chancen zu nutzen. Adidas-Chef Kasper Rorsted gehört weltweit zu den besten Konsumgütermanagern und beweist nicht zum ersten Mal, wie man die Gewinne eines Unternehmens kontinuierlich steigert und zugleich in die Zukunft investiert. Umgekehrt zeigt sich bei Wirecard immer mehr, dass der Großaktionär Markus Braun nicht geeignet ist, einen Dax-30-Konzern zu leiten, der in der obersten Börsenliga nun einmal unter permanenter Beobachtung der Öffentlichkeit steht.
Zwischen dem größten Kursgewinner und dem größten Kursverlierer, zwischen Adidas und Wirecard, liegen in diesem Jahr rund 80 Prozentpunkte. Das ist eine gewaltige Kluft und spricht für sich. Nur für das nächste Börsenjahr folgt daraus trotzdem nur wenig. Die Verlierer von gestern können die Gewinner von morgen sein. Und umgekehrt. Das Management macht’s.