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Gaskrise Langfristige Verträge: Gaskrise zwingt Deutschland in LNG-Abhängigkeit

Schwimmendes LNG-Terminal
Mit schwimmenden LNG-Terminals soll die Gasversorgung sichergestellt werden
© Bloomberg
Bis zum Ausbruch des Ukrainekriegs galt Gas als Energieträger für den Übergang in die Komplettversorgung mit Öko-Energien. Doch jetzt muss sich Deutschland auf langfristige Flüssiggaslieferverträge einlassen

In 13 Jahren will Deutschland seinen Energiebedarf komplett aus erneuerbaren Quellen decken. Doch die Energiekrise erzwingt eine Jahrzehnte währende Bindung an den Import fossiler Brennstoffe. Energieversorger von Uniper bis RWE haben langfristige Verträge mit Flüssiggaslieferanten, insbesondere aus den USA, abgeschlossen. Und weitere Liefervereinbarungen sind zu erwarten. Bisher schreckten Versorger vor Verträgen mit Laufzeiten von 15- bis 20 Jahre zurück, weil sie sich nicht an eine Energiequelle binden wollten, die für Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

„Es sind viele Transaktionen mit uns und anderen Parteien in verschiedenen Stadien in Arbeit“, sagte Venture Global LNG-CEO Michael Sabel. Der US-Anbieter hat Anfang des Jahres einen Vertrag über 20 Jahre mit dem deutschen Energieversorger EnBW unterzeichnet. „Ich gehe davon aus, dass noch viele solcher Deals zustande kommen werden.“

Die Kehrtwende wirft ein Schlaglicht auf das europäische Energiedilemma: Da Russland die Gaslieferungen an den Kontinent drosselt, wodurch die Region in eine Rezession zu stürzen droht, sind die einzigen Optionen für einen schnellen Ersatz fossile Brennstoffe. Der Haken: Sie gefährden den Weg zur Klimaneutralität.

Stromerzeugung in Deutschland: Gas ist ein wichtiger Energieträger
Stromerzeugung in Deutschland: Gas ist ein wichtiger Energieträger

In ganz Europa forcieren die Regierungen den Einsatz von schwimmenden LNG-Terminals, deren Aufbau nur einen Bruchteil der Zeit in Anspruch nimmt, die für die landseitige Variante benötigt wird. Deutschland, das früher mehr als die Hälfte seines Gases über Pipelines aus Russland bezog, chartert jetzt fünf dieser schwimmenden Speicher- und Regasifizierungseinheiten (FSRUs). Zwei weitere sollen privat angemietet werden. Geplant ist, dass drei davon schon in diesem Winter in Betrieb gehen.

RWE hat sich „sehr aktiv um die FSRUs für Deutschland bemüht, und wir wollen ihnen helfen, die für diese Anlagen benötigten Kapazitäten zu füllen“, sagte Dan Brouillette, Präsident von Sempra Infrastructure. Das US-Unternehmen unterzeichnete Anfang des Jahres ein LNG-Lieferabkommen mit dem Essener Energieversorger. „Das Interesse an der Entwicklung langfristiger Beziehungen zu Europa sei enorm“, sagte Brouillette auf der Gastech-Branchenkonferenz in Mailand vergangene Woche.

Trotz allem hält Deutschland an seinen Klimazielen fest. Das Land soll bis 2045 klimaneutral werden. Die Bundesregierung will bis 2035 den gesamten Strom des Landes aus erneuerbaren Quellen erzeugen. Obwohl Erdgas die Umwelt weniger belastet als Kohle, ist es immer noch klimaschädlich und wurde bis vor kurzem nur als Übergangslösung angesehen.

„Erdgas wird noch eine Weile gebraucht. Deutschland kann es einfach nicht so schnell ersetzen, wie es das gerne möchte”, sagt Ulrich Scholz, Partner bei der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer.

Aus heutiger Sicht benötige Deutschland mindestens 40 Millionen Tonnen mehr LNG, sagte Tom Earl, Chief Commercial Officer von Venture Global, auf der Gastech-Konferenz. Und in den nächsten sieben bis neun Jahren werde Europa bis zu 200 Millionen Tonnen zusätzliches Angebot benötigen, „das nicht nur aus den USA, sondern auch aus anderen globalen Zentren der LNG-Produktion kommen muss“, erklärte er.

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©2022 Bloomberg L.P.

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