Strommix in Deutschland
Klimawandel, Energiekrise, technologischer Wandel: Die Veränderung beim deutschen Strommix ist ein Spiegelbild der Zeit. 1990 spielte Mineralöl bei der Stromerzeugung noch eine wichtige Rolle. Im Jahr nach der Wende wurden daraus brutto 10,8 Terawattstunden (TWh) erzeugt, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Damit rangierte Mineralöl auf Platz sechs der wichtigsten Stromquellen. Seitdem ist es auf 4,4 TWh und Platz neun gefallen (die aktuellen Zahlen lagen den Statistikern für 2022 vor).
Abwärts ging es auch für Strom aus Wasserkraft. Aus ihr wurden zuletzt laut der Statistik rund 16,9 TWh erzeugt. Das bedeutete im Strommix Platz acht, wenn man die Rubrik „Sonstige“ außer Acht lässt. 1990 lag Wasserkraft noch auf Platz fünf (19,4 TWh).
Neue Reaktortechnik könnte dafür sorgen, dass die Kernenergie in Deutschland ein Comeback feiert. Im letzten vollen Jahr der letzten drei Atomkraftwerke belegte Nuklearstrom Platz sieben im Ranking (34,7 TWh). Ganz anders sah das 1990 aus. Damals war Kernenergie der bundesweit zweitwichtigste Stromlieferant (152,5 TWh).
Biomasse tauchte 1990 in der Statistik noch gar nicht auf. Sie wurde im Jahr darauf mit bescheidenen 0,3 TWh erstmals in den Top 10 geführt. 2005 wurde erstmals die Marke von zehn TWh übersprungen. Bis 2011 verdreifachte sich die erzeugte Strommenge. Zuletzt lag Biomasse, die für Landwirte ein lukratives Nebengeschäft ist, mit 41,2 TWh auf Platz sechs der wichtigsten Stromquellen.
Erst 2010 verließ Photovoltaik den letzten Platz des Rankings zum deutschen Strommix. Sie schob sich 2020 auf den fünften Platz vor, auf dem sie in der Statistik auch zuletzt rangierte (59,5 TWh). Solarstrom war laut Destatis 2021 für 4,1 Prozent der privaten Haushalte eine Einnahmequelle.
Heute wird verglichen mit 1990 weniger als halb so viel Strom aus Steinkohle produziert. Bei der Platzierung der wichtigsten Stromquellen ging es aber nur einen Platz auf den vierten Rang herunter. Die eingespeiste Menge sank währenddessen von 140,8 auf 64,4 TWh.
Auch im ersten Jahr des russischen Angriffskriegs in der Ukraine blieb Erdgas die drittwichtigste Stütze der Stromproduktion. 79,8 TWh wurden laut Destatis aus Erdgas generiert. Zum Vergleich: 1990 waren es lediglich 35,9 TWh und Platz vier gewesen.
Deutschland soll bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen. Bislang aber ist insbesondere Braunkohle nicht aus der Energieversorgung wegzudenken. Sie war 1990 vor Kernenergie und Steinkohle mit 170,9 TWh die unangefochtene Nummer eins im Strommix. 1993 fiel der Energieträger hinter Atomkraft zurück und kehrte erst 2007 auf die Spitzenposition zurück. Den gab Braunkohle 2019 an den bis heute wichtigsten Energieträger ab, rangiert aber weiterhin auf Platz zwei (116,2 TWh).
Der meiste Strom wird in Deutschland mit Windkraftanlagen erzeugt (125,7 TWh). Windenergie tauchte 1991 mit 0,1 TWh im Destatis-Ranking auf. 2001 waren es 10,3 TWh, 2019 gelang Windkraft der Sprung auf Platz eins (123,6 TWh). Sonstige Energieträger (beispielsweise Hausmüll, Geothermie) kamen zuletzt auf 28,4 TWh (1990: 19,9 TWh).