Die Corona-Krise sorgt auch auf dem Arbeitsmarkt für historische Negativrekorde. Im April setzt in Deutschland normalerweise die Frühjahrsbelebung ein. Zum ersten Mal musste die Bundesagentur für Arbeit (BA) für den Monat jetzt aber steigende Arbeistlosenzahlen verkünden. Sie erhöhten sich im Vergleich zum März um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent. Verglichen mit dem April 2019 lag das Plus bei 0,9 Punkten. „Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen. Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck“, sagte der BA-Vorstandsvorsitzende Detlef Scheele bei der Vorstellung der Zahlen.
Arbeitslosigkeit steigt in der Corona-Krise
Der Rekord bei der gemeldeten Kurzarbeit sorgte dafür, dass Arbeitslosigkeit nicht höher ausfiel. Im März und bis 26. April wurde für bis zu 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angezeigt. „Das heißt aber nicht, dass diese Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten werden. Nichtsdestotrotz ist das eine im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten nie da gewesene Zahl und übersteigt noch um ein Vielfaches die Zahl der Anzeigen während der großen Rezession 2008/2009“, teilte die Behörde mit. Im gesamten Jahr 2009 sei für 3,3 Millionen Menschen Kurzarbeit gemeldet worden.
Die Pandemie wird alle Volkswirtschaften hart treffen. Jene mit vorher niedriger Arbeitslosigkeit sind dabei tendenziell im Vorteil. Der geringe Anteil an Menschen ohne Job kann darauf hindeuten, dass Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt recht ausgeglichen sind und die Staatskassen dank Einnahmen aus Arbeit und weniger Ausgaben für Arbeitslosengeld besser gefüllt sind. Niedrige Arbeitslosigkeit kann aber niedrige Niveaus bei Qualifizierung und Löhnen hindeuten.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, vergleicht in ihrer Datenbank die Arbeitslosenquote ihrer 36 Mitgliedsstaaten und einige anderer Länder. Diese Staaten konnten vor der Corona-Krise die geringste Arbeitslosigkeit vorweisen.
Länder mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit

Die letzten Zahlen der OECD zur Arbeitslosigkeit stammen von 2018. Im OECD-Durchschnitt waren 5,5 Prozent der Menschen zwischen 15 und 64 Jahren arbeitslos. Deutlich darunter lagen die USA, die Republik Korea und Polen mit jeweils 3,9 Prozent. Sie teilten sich in dem Ranking Platz acht.

Die Niederlande kamen mit 3,8 Prozent Arbeitslosen auf Rang sieben.

Die OECD verzeichnete 2018 für Ungarn eine Arbeitslosenquote in Höhe von 3,7 Prozent. Das bedeutete Platz sechs.

Deutschland hat im OECD-Ranking eine der geringsten Arbeitslosenquoten. Die Organisation wies der Bundesrepublik mit 3,5 Prozent den fünften Platz zu. Allerdings weichen die Daten von den offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ab. Die hatte 2018 eine Erwerbslosenquote von 5,2 Prozent gemessen. Das dürfte an unterschiedlichen Definitionen von Arbeitslosigkeit und/oder anderen Berechnungsgrundlagen liegen.

Mexiko hat weltweit eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten. Sie lag 2018 laut der OECD bei 3,4 Prozent.

Island wurde schwer von der Finanzkrise getroffen. Das machte sich auch bei den sonst notorisch niedrigen Arbeitslosenzahlen bemerkbar. Mittlerweile gehört die spärlich besiedelte Insel am Polarkreis aber wieder zu den Ländern mit den niedrigsten Arbeitslosenquoten. Sie belief sich 2018 auf 2,8 Prozent.

Japan konnte in den vergangenen Jahren ein Rekordtief bei der Arbeitslosigkeit vermelden. 2018 lag der Wert laut OECD bei 2,6 Prozent.

Kein Land des OECD-Rankings hatte zuletzt weniger Arbeitslose als die Tschechische Republik. Sie lag mit einer Quote von 2,3 Prozent deutlich an der Spitze. Für Männer sah die Lage noch rosiger aus. Ihre Arbeitslosenquote belief sich den Angaben zufolge auf nur 1,8 Prozent. Tschechische Frauen waren demnach mit 2,8 Prozent deutlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen.