Die Digitalisierung ist für fast die Hälfte der Menschen weltweit pure Theorie. Rund 40 Prozent nutzen immer noch nicht das Internet, wie die Social-Media-Plattform Hootsuite und die Digitalagentur We Are Social in ihrem Jahresbericht „Digital 2020“ feststellen. Der Grund kann schlicht fehlende digitale Infrastruktur sein. Aber auch soziale Barrieren spielen offenbar eine Rolle. So finden sich laut der Analyse in Südasien dreimal so viele männliche wie weibliche Social-Media-Nutzer.
Aber die digitale Revolution schreitet rasch voran. 2016 hatten laut der Weltbank noch fast 60 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zum Internet. Der Aufstieg des Smartphones erleichtert die Verbreitung digitaler Dienste. Viele neue Nutzer überspringen den Computer und starten sofort mit dem mobilen Internet.
Digitalisierung: Neue Märkte
Die Länder mit den größten Offline-Einwohnern werden für Mobilfunkanbieter und Tech-Konzerne zu den wichtigsten digitalen Wachstumsmärkten der Zukunft. In Nordamerika etwa gibt es laut „Digital 2020“ nur noch 44 Millionen Menschen, die offline sind. Bei ihnen dürfte der Status meist eine bewusste Entscheidung sein. Im südlichen Asien hingegen allein soll es weit über eine Milliarde potenzielle Neukunden geben. Bei einigen Staaten der Rangliste handelt es sich um ausgesprochen arme Länder. Bei anderen kommen eine riesige Bevölkerung und ein Wohlstandsgefälle ins Spiel.
In diesen Ländern sind die meisten Menschen noch offline.
Länder mit den meisten Menschen ohne Internetzugang
Gemessen an der Gesamtzahl der Einwohner, die das Internet noch nicht nutzen, belegt Ägypten weltweit Platz zehn. 46,6 Millionen Menschen waren dort im Januar 2020 laut dem Bericht von Hootsuite und We Are Social offline. Das habe 46 Prozent der gesamten Bevölkerung entsprochen.
Brasilien belegte mit 61,4 Millionen Menschen (29 Prozent der Bevölkerung) Platz neun. Die Statistik stützt sich laut den Machern unter anderem auf Daten von Regierungen und den Vereinten Nationen, staatliche Statistikbehörden sowie Branchendienste.
In der Demokratischen Republik Kongo waren Anfang 2020 rund 81 Prozent der Bevölkerung offline. Das entspricht laut der Studie „Digital 2020“ 71,8 Millionen Menschen. Die Demokratische Republik Kongo zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.
Bangladesch zählt immer noch zu den ärmsten Ländern Asiens. Die junge Bevölkerungsstruktur und die wachsende Wirtschaft machen Bangladesch aber zu einem wichtigen digitalen Wachstumsmarkt. Zuletzt waren laut „Digital 2020“ 97,4 Millionen Einwohner (59 Prozent) offline.
Über eine halbe Milliarde Chinesen sind laut „Digital 2020“ immer noch offline. Genau gesagt sind es dem Bericht zufolge 582,1 Millionen Menschen oder 41 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Staatsführung arbeitet eifrig daran, den digitalen Rückstand auf den Westen wettzumachen und ihn zu überholen. Aktuell verfügt die Volksrepublik über das weltweit fünftschnellste mobile Internet.
Exakt jeder zweite Inder ist laut „Digital 2020“ noch nicht im Internet aktiv. Mit 685,6 Millionen potenziellen Kunden für Anbieter digitaler Dienste und Geräte ist Indien damit der größte Wachstumsmarkt der Welt. Das zeigt sich in einem erbitterten Preiskampf. So lockt beispielsweise Netflix in Indien mit extrem günstigen Abopreisen um neue Nutzer. Ob die allerdings ruckelfrei streamen können, ist häufig fraglich. Die durchschnittliche Geschwindigkeit des mobilen Internets betrug laut Hootsuite Anfang 2020 nur 11,5 MBps. Damit lag der Subkontinent nicht weit vor dem globalen Schlusslicht Palästina mit 6,2 MBps. Geht es um den Anteil an der Gesamtbevölkerung, die noch offline ist, führt Nordkorea die traurige Statistik an. In der Diktatur ist der Internetzugang einer kleinen Elite vorbehalten. „Digital 2020“ weist die Offline-Rate mit 100 Prozent aus. Danach kommen der Südsudan (92 Prozent) sowie Burundi und Somalia mit jeweils 90 Prozent.