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Öffentlicher Dienst Künstliche Intelligenz könnte 165.00 Jobs in der Verwaltung ersetzen

Rund eine halbe Million Vollzeitstellen sind unbesetzt im öffentlichen Dienst. KI könnte einen großen Teil der Aufgaben übernehmen, haben Ökonomen berechnet.
Rund eine halbe Million Vollzeitstellen sind unbesetzt im öffentlichen Dienst. KI könnte einen großen Teil der Aufgaben übernehmen, haben Ökonomen berechnet.
© Jochen Tack / IMAGO
Der Öffentliche Dienst ist zwar beliebt – aber noch immer sind eine halbe Million Stellen unbesetzt. Laut einer Studie könnte KI die Lücke zu einem Drittel schließen

Künstliche Intelligenz birgt großes Einsparpotenzial für den öffentlichen Dienst in Deutschland. Das geht aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey hervor. Aktuell fehlen dem öffentlichen Sektor demnach rund 550.000 Vollzeitkräfte. Durch den Einsatz von generativer KI, also KI-Anwendungen, die beispielsweise Texte erzeugen, könnte diese Lücke um bis zu 165.000 Vollzeitkräfte - also fast ein Drittel - verkleinert werden.

Das Automatisierungspotenzial im öffentlichen Dienst durch KI sei „enorm“, prophezeit Björn Münstermann, Co-Autor der Studie: Statt lediglich 20 Prozent der Fachwissen-intensiven Aufgaben wie bisher, ließen sich bis zu 55 Prozent automatisieren. „Mutig und mit Augenmaß eingesetzt“ ermögliche KI, Verwaltungsaufgaben sowohl effizienter als auch nutzerfreundlicher zu gestalten. Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels sei KI auch die Lösung, die Handlungsfähigkeit des Staates „in Zukunft zu sichern“.

Im Rahmen der Studie wurden 2100 unterschiedliche Arbeitstätigkeiten und die dafür benötigten Fähigkeiten analysiert. Das Ergebnis: Für rund 850 Berufe konnten Automatisierungs- und Produktivitätspotenziale festgestellt werden. Steuer- und Kommunalverwaltungen konnten laut den Autoren am meisten von KI profitieren. Hier gebe es sowohl große Fachkräftelücken als auch große Automatisierungspotenziale. Die Anwendungsfelder von KI im öffentlichen Sektor sind laut Studie vielfältig, von Chatbots, die Bürgeranfragen übernehmen, bis hin zur Generierung neuer Inhalte oder der Automatisierung von Änderungsanträgen.

Risikobewusstsein der Beschäftigten stärken

Die Autoren haben in ihrer Studie auch das Thema Sicherheit beleuchtet. Bei der Einführung von solchen Anwendungen müsse das Thema Risikominimierung mitgedacht werden, schreiben sie. Denn die rechtlichen und technologischen Risiken seien noch größer als bei privaten Unternehmen. Vertrauliche Behördendaten dürften nicht an die Öffentlichkeit gelangen oder gestohlen werden, wenn Verwaltungsmitarbeitende diese versehentlich über Eingabeaufforderungen in KI-Modelle eingeben, warnen sie.

Das Risikobewusstsein bei den Beschäftigten müsse deshalb gestärkt werden. Gleichwohl sei KI ein vielversprechendes Werkzeug, um die Fachkräftelücke in Deutschland zu verkleinern. „Dies ist umso wichtiger, da ein starker öffentlicher Sektor ein echter Standortvorteil im internationalen Wettbewerb ist“, sagt Julian Kirchherr, Co-Autor der Studie.

Besondere Bedeutung kommt der McKinsey-Studie zu, weil die Zahl der Beschäftigtenzahlen im öffentlichen Sektor in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Laut einer Analyse, die das IFO-Institut jüngst vorgelegt hat, waren in Deutschland 2022 insgesamt 4,5 Millionen Personen im öffentlichen Dienst beschäftigt, 13 Prozent mehr als 2008. Laut den Ökonomen geht der Job-Boom maßgeblich auf das Konto des Stellenaufbaus an Hochschulen und des wachsenden Bereichs „Soziales und Jugend“. Auch die Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen habe personell deutlich zugelegt, heißt es.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.

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