Lang wurde sie versprochen, nun scheint sie endlich da zu sein: die Trendwende bei der Inflation. Denn mit einem Plus von voraussichtlich 7,4 Prozent im März sind die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr nicht nur niedriger als im Februar, als sie noch 8,8 Prozent betrugen. Erstmals seit August liegt die Inflationsrate überhaupt wieder unter 8 Prozent.
Ein Grund, warum die Inflation gerade jetzt diesen großen Sprung zurück macht, ist, dass sie im vergangenen März so stark gestiegen war – der sogenannte Basiseffekt. Damals lag die Inflation bei 7,3 Prozent nach noch 5,1 Prozent im Februar 2022.
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine waren die Preise für Energie in die Höhe geschossen. Gas war plötzlich 42 Prozent teurer als im Vorjahr, Benzin ebenso fast 42 Prozent teurer und Strom 18 Prozent teurer als im März 2021, ein Jahr vor Kriegsbeginn.
Es war der höchste Anstieg seit dem Herbst 1981, als der ersten Golfkrieg die Ölpreise in die Höhe katapultiert hatte.
Nahrungsmittelpreise steigen weiter
Seit März 2022 blieben die Energiepreise auf Rekordhochs. So fiel die Inflation seit Kriegsbeginn allein deswegen schon so hoch aus, weil die hohen Preise des Berichtsmonats immer mit den Preisen eines Vorjahresmonats verglichen wurden, als die Energiepreise noch niedrig waren. Vergleicht man nun die Energiepreise vom März 2023 mit denen aus dem März 2022, fällt der Anstieg mit nur noch 3,5 Prozent gering aus.
Die gute Nachricht der sinkenden Inflationsrate ist daher aber gleichzeitig auch eine besorgniserregende. Denn warum liegt die Inflationsrate trotz des geringeren Anstiegs bei Energiepreisen noch immer bei über 7 Prozent?
Hier kommen die sogenannte Zweitrundeneffekte ins Spiel. Denn obwohl der Preisauftrieb fast ausschließlich von den Energiepreisen ausging, haben diese auch die Herstellung und den Transport anderer Waren verteuert. Die Nahrungsmittelpreise liegen auch daher über 20 Prozent über den Preisen des Vorjahresmonats.
Inflation sinkt nur langsam
Auch die Inflation bei Waren liegt noch bei fast 10 Prozent. Der Preisanstieg fällt allerdings. „Damit dürfte nun auch die Kerninflation zu sinken beginnen“, twitterte heute der Düsseldorfer Ökonom Jens Südekum. Diese Kerninflation misst die Inflationsrate abzüglich der oft schwankenden Preise von Lebensmitteln und Energie.
Den Zentralbankern der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet die hohe Kerninflation dennoch Sorgen. Diese erweise sich inzwischen als hartnäckiger als die Gesamtinflation, sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel am Montag bei einer Rede. Die EZB hatte wegen der hohen Inflation im März die Zinsen abermals erhöht. Derzeit liegen sie bei 3,5 Prozent.
So wird es vermutlich dazu kommen, dass Verbraucher noch länger mit steigenden Preisen zu tun haben werden, auch wenn die Höhe der Preisanstiege rückläufig ist. Am besten brachte das zuletzt Bundesbankpräsident Joachim Nagel auf den Punkt. Der „Financial Times“ sagte er vergangene Woche: Der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht vorbei.