Die Inflationsrate steigt und steigt und steigt. Die Verbraucherpreise lagen im September 2021 durchschnittlich 4,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das war laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) der höchste Wert seit Dezember 1993 (4,3 Prozent). Im August 2021 hatte der Index noch knapp unter der Marke von vier Prozent gelegen. Allerdings stiegen die Verbraucherpreise nur im Vergleich zum Vorjahr. Von August zu September 2021 registrierten die Statistiker kein Plus.
Grund für steigende Inflation
Die hohe Inflationsrate liegt unter anderem an den niedrigeren Preisen zu Beginn der Corona-Pandemie. Hier macht sich in Deutschland vor allem die vorübergehend gesenkte Mehrwertsteuer bemerkbar. Aber sie ist nicht allein für den Preisanstieg bei Waren und Dienstleistungen verantwortlich. So verzeichnete die Behörde aus Wiesbaden bei Energie einen Zuwachs von 14,3 Prozent. Die Preise für Heizöl lagen demnach sogar 76,5 Prozent, die für Kraftstoffe 28,4 Prozent über dem Niveau vom September 2020. Neben der weltweit hohen Nachfrage nach Energie spielte in Deutschland auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe eine Rolle.
Teuerste Länder in Europa
Der Blick auf Europa zeigt: Die Energiepreise in Deutschland gehören zu den höchsten auf dem Kontinent. Allerdings bewegen sich die Lebenshaltungskosten insgesamt noch auf einem mittleren Niveau. Destatis misst kontinuierlich die Konsumausgaben privater Haushalte in 37 Ländern und berücksichtigt dabei die jeweilige Kaufkraft. In 13 europäischen Staaten war demnach der Warenkorb aus Lebensmitteln, Energie, Kommunikation, Transport, Alkohol oder Tabak teurer als in der Bundesrepublik. Die Statistiker stellten aber auch fest: In über der Hälfte der zehn teuersten Nationen war Energie immer noch günstiger als in Deutschland.
In diesen europäischen Ländern ist das Leben am teuersten:
In diesen europäischen Staaten ist das Leben am teuersten
Die Lebenshaltungskosten in den Niederlanden und Belgien lagen zuletzt jeweils sieben Prozent über dem Niveau in Deutschland. Das bedeutete im Vergleich des Statistischen Bundesamts europaweit Platz zehn unter den teuersten Ländern Europas. In Belgien stachen die Kosten für Kommunikation (Porto, Gebühren für Telefon und Internet) hervor. Sie lagen 43 Prozent über den Preisen in Deutschland. Das größte Plus in den Niederlanden gab es mit 20 Prozent bei Tabakwaren. Dafür war Fisch fast ein Fünftel günstiger als in Deutschland. Teurer war das Leben zudem noch in unseren Nachbarstaaten Österreich (plus fünf Prozent) und Frankreich (vier Prozent). Erst Italien auf Platz 15 der Destatis-Liste hatte geringere Lebenshaltungskosten als Deutschland (minus neun Prozent). Auf dem Foto sind die Proximus Türme im zentralen Geschäftsviertel der belgischen Hauptstadt Brüssel zu sehen.
Um 15 Prozent teurer war das Leben im August 2021 im Vereinigten Königreich. Spitzenreiter waren auch hier Tabakwaren, für die Konsumenten mehr als doppelt so viel zahlen mussten wie Bundesbürger. Dafür war Fisch fast halb so billig. Das Vereinigte Königreich teilte sich den achten Platz der Länder mit den höchsten privaten Konsumausgaben mit Finnland. Alkohol war dort 14 Prozent teurer als in Deutschland. Dafür zahlten Finnen im Schnitt ein Fünftel weniger für Energie. Das Foto zeigt den Tabak-Hafen in Wapping im östlichen London.
Schweden belegte mit einem Plus von 17 Prozent Platz sieben. Besonders teuer waren im direkten Vergleich mit deutschen Preisen Alkohol (175 Prozent, Deutschland = 100 Prozent) sowie Restaurants und Hotels (129 Prozent). Eine der Hauptkategorien war hingegen günstiger: Fisch (87 Prozent). Das traf übrigens mit einer Ausnahme (dem Spitzenreiter dieses Rankings) auf alle Länder der Top 10 zu. Tatsächlich hatten nur zwei Nationen im Destatis-Ranking höhere Fischpreise als Deutschland. Beim Fleisch konnte hingegen nur ein Land in den Top 10 die niedrigen Verbraucherpreise hierzulande unterbieten. Oben abgebildet ist eine Wodkafabrik aus der schwedischen Stadt Ahus.
Iren haben im August 2021 ein Viertel mehr für privaten Konsum ausgegeben als Deutsche. Das machte die Republik in dieser Hinsicht zum sechstteuersten Land in Europa. In drei der Unterkategorien war Irland billiger als Deutschland: Fisch, Fleisch sowie Bekleidung und Schuhe. Dafür waren Alkohol und Tabak in etwa dopplt so teuer. Oben zu sehen ist ein Bild von der Guinness Brauerei in der irischen Hauptstadt Dublin.
Die Lebenshaltungskosten in Luxemburg lagen zuletzt etwa 26 Prozent über dem Niveau Deutschlands. Dabei waren etliche Posten deutlich günstiger, insbesondere Energie und Transport mit jeweils rund minus 20 Prozent. Preistreiber waren in dem Ministaat insbesondere Milchprodukte und Eier (132 Prozent) sowie Fleisch (128 Prozent).
Das Leben in Dänemark war insgesamt 28 Prozent teuer als in der Bundesrepublik. Immerhin drei Posten blieben aber unter den duetschen Preisen: Kommunikation (85 Prozent) sowie Fisch und Transport- und Dienstleistungen (jeweils 97 Prozent). Den größten Aufschlag müssten Auswanderer beim Restaurantbesuch (149 Prozent) und beim Kauf von Brot und Nährmitteln (Reis, Nudeln, Müsli, Mehl – 146 Prozent) verkraften. Oben abgebildet ist die Getreidemühle im Hafen der dänischen Stadt Aarhus.
Norwegen kam knapp vor Dänemark mit plus 29 Prozent auf Platz drei der europäischen Länder mit den höchsten Lebenshaltungskosten. Abgesehen von Fisch (77 Prozent) war dort alles teurer als in Deutschland. Die größten Aufschläge verzeichneten die Statistiker bei alkoholischen Getränken (269 Prozent) und Tabakwaren (182 Prozent). Auf dem Foto ist die norwegische Ringnes Bier Fabrik in Oslo zu sehen.
Wer Urlaub auf Island gemacht hat, lernt die Preise in Deutschland neu zu schätzen. Alkohol war im August 2021 fast dreimal so teuer wie hierzulande. Zigaretten sowie Milch und Eier schlugen mit einem saftigen Plus von über 50 Prozent zu Buche. Dafür kostete Energie fast nur die Hälfte, Fisch war 20 Prozent billiger. Insgesamt lag das Preisniveau in Island 40 Prozent über dem in Deutschland. Ein Land in Europa konnte das noch überbieten. Das Bild zeigt den Hafen der isländischen Hauptstadt Reykjavik.
Nirgendwo in Europa sind die Lebenshaltungskosten so hoch wie in der Schweiz. Sie lagen laut der Statistik im August 2021 53 Prozent über den Konsumausgaben in Deutschland. Im Vergleich am teuersten waren Fleisch (209 Prozent), Restaurants und Hotels (160 Prozent) sowie Brot und Nährmittel (158 Prozent). Für Energie zahlten Schweizer aber rund sechs Prozent weniger als Bundesbürger. Auf dem Foto ist der Hauptsitz der Bell Food Group in Basel zu sehen, dem umsatzstärksten Fleischverarbeitungsunternehmen der Schweiz.