Gleiche Rechte bedeuten noch lange nicht gleiche Chancen. Das zeigt sich auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Dafür muss man gar nicht erst auf die geringe Zahl weiblicher CEOs blicken. Bereits der Anteil der Erwerbstätigen verdeutlicht einen grundlegenden Unterschied zwischen den Geschlechtern. 2018 waren hierzulande immer noch acht Prozentpunkte mehr Männer berufstätig als Frauen.
Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt
Wenigstens geht der Trend in die richtige Richtung. 2008 hatten bei der Erwerbstätigenquote noch zwölf Prozentpunkte zwischen Frauen und Männern gelegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Andere EU-Länder sind selbst heute nicht auf diesem Stand angekommen. In Malta belief sich der Abstand 2018 auf 22 Prozentpunkte, in Griechenland waren es 21 Prozentpunkte. Viele Mitgliedsstaaten haben mittlerweile hingegen fast einen ausgeglichenen Arbeitsmarkt realisiert. In Litauen trennen die Geschlechter gerade einmal zwei Prozentpunkte. In Finnland, Schweden und Lettland sind es jeweils vier Prozentpunkte.
Der reine Anteil der erwerbstätigen Frauen ist natürlich nur ein Faktor bei der Gleichberechtigung im Berufsleben. Vereinbarkeit von Familie und Job, Elternzeit für Väter, Höhe der Gehälter oder der Anteil von Teilzeitarbeit gehören ebenfalls dazu. Aber wie viele Frauen grundsätzlich auf dem Arbeitsmarkt vertreten sind, erlaubt einen Hinweis darauf, wie es um die Chancengleichheit bestellt ist.
Arbeit macht Frauen unabhängig
„Die gestiegene Erwerbstätigenquote trägt zur finanziellen Unabhängigkeit von Frauen bei“, stellte das Statistische Bundesamt fest. „Im Zeitraum 2008 bis 2018 ist der Anteil jener Frauen in Deutschland im Alter von 20 bis 64 Jahren, die ihren Lebensunterhalt überwiegend aus eigener Berufstätigkeit bestreiten, von 59 Prozent auf 68 Prozent gestiegen.“ Im Gegenzug hätten 2018 nur noch 17 statt 23 Prozent der Frauen überwiegend von Einkünften der Eltern oder des Ehepartners gelebt.
Diese Länder der EU haben den größten Anteil an berufstätigen Frauen.
In diesen Ländern arbeiten Frauen am meisten

In Tschechien waren 2018 rund 72,2 Prozent der Frauen zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig. Das bedeutete Platz zehn unter den damals noch 28 Mitgliedsstaaten. Tschechien lag vor Portugal, Österreich und Slowenien (jeweils rund 72 Prozent).

Das Vereinigte Königreich belegte 2018 mit einem Anteil von 73,8 Prozent berufstätigen Frauen EU-weit den neunten Platz. In der Europäischen Union waren laut dem Statistischen Bundesamt im Durchschnitt zwei von drei Frauen (67,4 Prozent) erwerbstätig.

Dänemark kam mit 73,9 Prozent auf den achten Platz. Die Arbeitsmarktdaten stammen aus der europäischen Arbeitskräfteerhebung LFS (Labour Force Survey).

In den Niederlanden waren 2018 rund 72,3 Prozent der Frauen zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig.

Finnland belegte in der Statistik mit 74,5 Prozent arbeitenden Frauen den sechsten Platz.

Rund drei von vier Lettinnen (74,8 Prozent) waren 2018 berufstätig.

Estland kam bei den berufstätigen Frauen auf einen Anteil in Höhe von 75,6 Prozent. Damit wurde der baltische Staat knapp von Deutschland auf den vierten Platz verwiesen.

Deutschland hatte 2018 die dritthöchste Erwerbstätigenquote von Frauen in der EU. Sie belief sich laut der Statistikbehörde Eurostat auf 75,8 Prozent. Dafür fiel hierzulande der Anteil an Teilzeit unter Frauen sehr hoch aus. Fast jede zweite erwerbstätige Frau (47 Prozent) arbeitete in Teilzeit. Auch das bedeutete EU-weit Platz drei. Unter den erwerbstätigen Männern in Deutschland lag die Teilzeitquote hingegen nur bei neun Prozent.

Das Baltikum gehört beim Anteil der berufstätigen Frauen zu den führenden Regionen Europas. Litauen lag 2018 mit 76,7 Prozent in der EU auf dem zweiten Rang.

In keinem EU-Staat sind prozentual mehr Frauen erwerbstätig als in Schweden. Ihr Anteil betrug zuletzt 80,2 Prozent. Bereits 2008 hatte Schweden mit damals 77,2 Prozent EU-weit den höchsten Wert vorweisen können. Trauriges Schlusslicht der Statistik war 2018 Griechenland mit 49,1 Prozent.