Aktualisierung: Diese Zahlen kennt man sonst nur aus dem Weihnachtsgeschäft, doch Apple startete mit einem Rekord ins Jahr 2021. Im Zeitraum von Januar bis März hat der Konzern einen Umsatzsprung von 54 Prozent verzeichnet. Wie Apple am 28. April bekanntgab, hat sich der Gewinn auf 23,6 Mrd. Dollar erhöht, der Umsatz stieg mehr als erwartet auf 89,6 Mrd. Dollar.
Wegen der Corona-Pandemie und der weltweiten Knappheit an Halbleiterchips waren Analysten und Anleger etwas verunsichert und prognostizierten einen Ansteig pro Aktie von 99 Cent. Sie steigt aber im nachbörslichen Handel um 1,40 Dollar pro Papier.
Der Mac-Umsatz zog stark an, um 70 Prozent auf 9,1 Mrd. Dollar, der des iPads um 79 Prozent auf 7,8 Mrd. Dollar. Besonders stark legte das Geschäft mit dem iPhone zu, um 65 Prozent auf 47,9 Mrd. Dollar. Trotz des Handelsstreits mit dem chinesischen Hersteller Huawei verdoppelte sich der Umsatz des iPhones auf dem Markt Greater China auf 17,7 Mrd. Dollar.
Das Smartphone hatte seinen Hype bereits, jetzt hat längst jeder eins in der Hosentasche. Der Markt ist, wie man so schön sagt, gesättigt. Dass die Menschen die Geräte auch noch immer länger nutzen, macht die Sache für Konzerne wie Apple nicht besser. Das jedenfalls gilt, wenn man sich die nackten Zahlen anschaut. 2018 nutzten die meisten ein iPhone-Nutzer ihr Gerät noch drei Jahre. Heute sind es vier.
Für Apple machte sich das auch bei den Verkaufszahlen bemerkbar: 2020 war der Verkauf von iPhones im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurückgegangen, bei Macs und iPads stagnierte er. Der Konzern suchte daraufhin neue Wachstumsmärkte. Einer davon: Services. Konkret geht es dabei darum, Mac- oder iPhone-Nutzern etwa Versicherungen oder Garantierverlängerungen für ihre Geräte zu verkaufen. Auch Lizenz-Deals sind eine Säule. Und natürlich Softwaregeschäfte im App-Store – 2020 noch der stärkste Wachstumstreiber des Konzerns mit einem Anstieg von rund 17 Prozent.
Techprodukte wieder auf dem Vormarsch
Wenn Apple am Mittwochabend seine Quartalszahlen offiziell bekannt gibt, dürfte das Service- und Software-Geschäft wieder um rund 17 Prozent zugelegt haben. Darauf lassen Analystenschätzungen schließen, über die die „Financial Times“ bereits berichtete. Demnach könnte die Sparte rund 17,5 Mrd. Dollar eingebracht haben. Trotzdem, als stärkstes Geschäftsfeld und Wachstumstreiber dürfte dieser Geschäftszweig vom Thron gestoßen werden. Denn er bleibt deutlich hinter den anderen Sparten – darunter auch wieder das Hardware-Geschäft – zurück. Der Trend hat sich damit umgekehrt.
In der jüngsten Zeit, sagen Marktkenner, kauften die Leute wieder mehr Geräte: Der iPhone-Markt sei um 42 Prozent gewachsen auf rund 41 Mrd. Dollar. Auch das iPad verzeichnete demnach ein Plus von 27 Prozent und spülte dem Konzern 5,6 Mrd. Dollar in die Kasse. Das gleiche gilt für das Geschäft mit den Mac-Computern. Die Erlöse legte um 22 Prozent zu auf 6,5 Mrd. Dollar. Insgesamt verzeichnet Apple damit Rekordeinnahmen von 76,6 Mrd. Dollar.
Das eigentlich Erstaunlichste ist aber der Markt um die Applewatch. Der ist im vergangenen Jahr bereits um 54 Prozent gewachsen und hat nun noch mal um 21 Prozent zugelegt. Apple hat demnach etwa doppelt so viele Smartwatches verkauft, wie die Schweizer Uhrenindustrie an Uhren insgesamt.
Corona ist wie ein Goldrausch
Die guten Zahlen von Apple sind für den Tech-Experten Sascha Pallenberg wenig überraschend. Der Chief Awarness Officer bei der Nachhaltigkeitsplattform Aware analysiert den Tech-Markt seit 20 Jahren. „Bei jedem Hersteller sehen wir gerade großes Wachstum“, sagt er. Die Corona-Pandemie habe der Branche rund um die Consumer-Electronics sehr gut getan. Viele Menschen mussten sich im Lockdown einrichten und haben sich neue Geräte gegen die Langeweile zugelegt. Auch die Ausstattung des Homeoffice und das Homeschooling seien wichtige Wachstumsfaktoren.
Taiwan, wo Pallenberg seit zwölf Jahren lebt und arbeitet, ist „das Fundament der Industrie“, sagt er. Einige Konzerne dort haben ihren Umsatz während der Pandemie verdoppelt, die gesamte Industrie sei in Taiwan um 50 Prozent gewachsen. Corona hat den Chip-, den Display- und den anderen Hardware-Herstellern also so etwas wie einen Goldrausch beschert. Der spiegelt sich jetzt auch in den Quartalszahlen wider. Ein wichtiger Faktor für den gestiegenen Tech-Konsum der Kunden: Durch ausbleibende Reisen und Freizeitaktivitäten hatten viele schlicht mehr Geld für neue Geräte übrig.
Insteressant wird es demnach erst, wenn wir auf die Zeit nach Corona blicken. Erst dann wird man sehen, wie nachhaltig dieser Boom ist. Und das „kann keiner sagen“, meint Pallenberg. „Die Frage ist doch, ob Apple seine Kunden mit neuen Geräten bei der Stange halten kann.“
Hype dank Nachhaltigkeit
Aber Pallenberg gibt sich hier eigentlich recht zuversichtlich. Denn Apple habe tatsächlich einiges zu bieten, meint er. Der Konzern sei auf die Produktion eigener Silizium-Chips umgestiegen. „Die Geräte haben einfach richtig viel Leistung und sind dabei auch noch extrem sparsam im Verbrauch, was sich in langen Akkulaufzeiten widerspiegelt", sagt er. Apple habe damit das geschafft, wo die Konkurrenz nicht mithalten kann. „Und das wollen die Menschen einfach haben“, sagt Pallenberg.
In Kombination mit den Produktvorstellungen während der Corona-Krise sei es Apple gelungen, einen Hype loszutreten, der nachhaltig ist und die Zeit der Pandemie überleben wird, meint Pallenberg. „Man muss sich mal das erste Event anschauen, das Apple ohne Zuschauer machen musste", sagt er, „Hollywood pur. Aber jetzt sind die noch besser geworden. So muss man das heute machen.“
Die guten Zahlen des Konzerns sind demnach ein Resultat neuer Technik und neuer Zielgruppenansprache – doch Apple profitiert auch von seiner dominanten Stellung auf dem Markt. Kein Hersteller verkauft seine Geräte mit so hohen Margen wie der US-Konzern. Ein Grund dafür: extrem effiziente Lieferketten. „Apple schafft es, die Wettbewerbssituation zwischen den verschiedenen Chipherstellern für die Profitmaximierung zu nutzen", sagt Pallenberg. Wenn Apple eine bestimmte Anzahl an Chips bestelle, könnten die Hersteller sicher sein, dass sie diese auch verkaufen würden.
Neue Rechner, viel Leistung, wenig Aufwand
Und dieser Trend werde anhalten, meint Pallenberg. Die Umstellung auf eigene Chips ermögliche es Apple, neue Rechner mit viel Leistung ohne gigantischen Entwicklungsaufwand auf den Markt zu bringen. Alte Gehäuse, neues Innenleben, bei räumlich kleinerer Technik – wenn Apple diesen Raum in den kommenden Rechnergenerationen nun mit Leistung füllt, habe der Konzern einen (fast) unschlagbaren Wettbewerbsvorteil.
Man kann also davon ausgehen, dass die guten Zahlen des Konzerns ein erster Vorgeschmack sind, auf das, was da noch kommen wird. Und das wird mit Sicherheit auch immer wieder ein neues iPhone sein.
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