„Ziel dieses Gesetzes ist es, den Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch auf 65 Prozent im Jahr 2030 zu steigern.“ § 1, Abs. 2 Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
Die Deutschen montieren eifrig Fotovoltaikanlagen auf ihre Dächer. 1,9 Millionen waren es bis Ende 2019 bundesweit, rund zehn Prozent des produzierten Stroms liefern sie bereits. Es sollen noch viel mehr werden, dafür spricht sich auch die künftige Bundesregierung aus und plant weitreichende Neuerungen. Ein dringendes Vorhaben, denn Sonnenenergie wurde lange ausgebremst.
Selbst die jüngste EEG-Novelle von Anfang 2021 nämlich baut eher neue Hürden, etwa für größere Anlagenbetreiber mit wenig Eigenverbrauch. Wer beispielsweise mehr als 300 Kilowatt Leistung produziert, muss seinen Strom nun entweder über die Ausschreibungen der Bundesnetzagentur verkaufen – oder bekommt nur noch für maximal die Hälfte seines Sonnenstroms eine Förderung über die sogenannte Marktprämie. „Für einen Landwirt oder Großbäcker, der Solarpaneele auf dem Dach hat, ist das zu kompliziert, die steigen da aus“, sagt Volker Quaschning, Professor für erneuerbare Energien.
Ab 750 Kilowatt Leistung – Anlagen mit über 2000 Solarmodulen – erhalten Stromproduzenten nur noch dann eine Marktprämie, wenn sie an Förderauktionen teilnehmen. Das mag für Industriebetriebe machbar sein, schreckt aber viele andere ab. Die Solarwirtschaft rechnet bereits damit, dass künftig weniger der großen Anlagen entstehen werden. Auch das Umweltbundesamt schlägt Alarm: Viele Fotovoltaikanlagen dürften bis Mitte 2022 unwirtschaftlich werden.
Anreize gibt es indes für Betreiber kleinerer Solaranlagen. Wer nun weniger als 30 Kilowatt Leistung produziert, muss auf den selbst verbrauchten Strom keine EEG-Umlage zahlen, über die der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird. Bisher galt das bei weniger als zehn Kilowatt, rund 100 Quadratmeter Dachfläche.
Absurd jedoch: 2021 dürften neue Solaranlagen mit einer Kapazität von sechs Gigawatt zugebaut werden. Weil das aber über dem jährlichen Ausbauziel von 4,6 bis 5,6 Gigawatt liegt, sinkt die Vergütung weiter. „Eine komplett widersprüchliche Politik“, sagt Quaschning. „So funktioniert die Energiewende nicht.“ Will Deutschland die Klimaziele schaffen, müsse die Fotovoltaik viel stärker ausgebaut werden. Bisher sind bis 2030 nur 100 Gigawatt Leistung geplant, doppelt so viel wie heute.
Testurteil: Mangelhaft