Es ist offiziell. Die USA haben ihre erste Corona-Millionärin. Ein junge Frau names Abbigail Bugenske ist die glückliche Gewinnerin im Bundesstaat Ohio, wo der Gouverneur eine Lotterie ausgeschrieben hat. Mike DeWine, ein Republikaner, hat angesichts sinkender Impfzahlen eine große Verlosung gestartet, an der sich alle Einwohner des Bundesstaats beteiligen können, die zumindest eine Spritze gegen Covid-19 erhalten haben.
Fünfmal gibt es in Ohio über fünf Wochen eine Million Dollar zu gewinnen. Die „Vax-a-Million“-Kampagne ist nur eine von vielen Initiativen, mit denen amerikanische Offizielle – teils mit Unterstützung der Regierung in Washington – ihre Bürger in die Impfstationen locken wollen. Fünf weitere Bundesstaaten sind auf den Zug aufgesprungen und haben sich eigene Preisausschreiben ausgedacht.
Zwar ist die Hälfte aller erwachsenen Amerikaner (129 Millionen) inzwischen voll geimpft. Einschließlich der Jugendlichen hat jeder Zweite eine Spritze erhalten. Das Tempo hat zuletzt jedoch stark nachgelassen. Nun macht sich bemerkbar, dass die Impfskepsis doch weiter verbreitet ist als zunächst gedacht. Die Bundesregierung nimmt nun auch jüngere Leute in den Blick, denn besonders in der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen gibt es noch viele Ungeimpfte.
70 Prozent der Erstimpfungen bis Anfang Juli
Präsident Joe Biden hat deshalb ein neues Ziel ausgegeben. Bis zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli dieses Jahres sollen 70 Prozent aller 260 Millionen Erwachsenen mindestens die erste Impfung erhalten haben. In Deutschland beträgt die Quote der Erstimpfungen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) derzeit 40,3 Prozent . Belohnungen gibt es noch nicht.
So werden Amerikaner gelockt, sich mit einem Piks immunisieren zu lassen:
So belohnt Amerika seine Impflinge
Im New Yorker Union Square Park verteilen Aktivisten von „Joints for Jabs“ kostenlose Joints an über 21-Jährige gegen die Vorlage der Impfkarte. Die Aktion zum 1. Mai, hinter der eine Kampagne zur Legalisierung von Cannabis stand, fand regen Zuspruch. Auch im US-Bundesstaat Michigan gab es eine „Pots for Shots“-Kampagne. Dort gab das Greenhouse of Walled Lake gegen Nachweis Joints aus – als Dankeschön für den Beitrag „zur Beendigung der Pandemie und einer Rückkehr ins normale Leben“.
In der Annahme, dass Geimpfte attraktiver sind, hat das Weiße Haus sich mit einigen großen Dating-Plattformen zusammengetan, um jüngere Leute zum Impfen zu drängen. Wie bei OkCupid (Bild) nehmen die Portale sichtbare Angaben über den Impfstatus der Teilnehmer auf. Die beteiligten Anbieter, darunter Tinder, Hinge, Match, Chispa, Plenty of Fish, Bumble und Badoo wollen erklärtermaßen die Impfziele der Regierung unterstützen und noch andere Anreize für die Immunisierung auf ihren Portalen ersinnen. OkCupid hat nach eigenen Angaben die Zahl seiner Profile mit dem Vermerk „geimpft“ um 1400 Prozent im Vergleich zu Januar gesteigert.
Die Federal Reserve ist nur das ausführende Organ der US-Regierung, aber ihre Schatzbriefe sind begehrt. Das will West Virginias Gouverneur Jim Justice sich zunutze machen. Jeder Bürger zwischen 16 und 35 Jahren, der sich gegen Covid-19 impfen lässt, erhält die Chance, eine Anleihe im Wert von 100 Dollar zu bekommen. Würden alle berechtigten 380.000 Menschen teilnehmen, würde das den Bundesstaat 27,5 Mio. Dollar kosten – etwa die Hälfte der Ausgaben für Corona-Tests im vergangenen Jahr. Also Peanuts, sagte Justice der Washington Post.
New York ist nach den anfänglichen Albträumen mit überlasteten Krankenhäusern besonders umtriebig, die Corona-Pandemie einzudämmen. Gouverneur Cuoma hat für Sportbegeisterte sogar Impfstraßen in Stadien eingerichtet. Wer ein Baseball-Spiel der heimischen Yankees oder Mets besucht, soll sich dort die Spritze geben lassen können. Obendrauf gibt es noch eine Gratis-Eintrittskarte für ein weiteres Spiel.
Die Donut-Kette Krispy Kreme stand ziemlich am Anfang der Belohnungs-Euphorie. Vor allem in ihrem Flagship-Store am New Yorker Times Square gibt es hin und wieder sowieso Gratis-Aktionen – wie grüne Donuts zum irischen Nationalfeiertag. Als Beitrag zur Impfkampagne verschenkt die Kette nun Abos für die tägliche Dosis Kringel bis zum Jahresende. Nach einer Umfrage unter amerikanischen Angestellten würden sich Impfskeptiker höchstens durch einen Bargeld-Bonus umstimmen lassen. Ob eine süße Verführung also den Ausschlag gibt, darf bezweifelt werden.
Inmitten steigender Reiselust hat die Fluggesellschaft United Airlines in ihrer Vielflieger-App ein Angebot geschaltet, dem viele nicht widerstehen können. Wer seine Impfkarte hochlädt, nimmt an der Verlosung eines Freifliegerprogramms über ein ganzes Jahr, einschließlich der obersten Serviceklasse, teil. Die Teilnahme ist nicht an eine Flugbuchung gebunden. Das Reiseziel steht – mit einer Begleitperson – zur freien Wahl. Die fünf Gewinner werden am 1. Juli bekanntgegeben. Für 30 weitere gibt es Hin- und Rückflüge zu zweit.
Im Bundesstaat New Jersey hinkt man mit einer Impfrate von 37 Prozent dem landesweiten Durchschnitt hinterher. Anfang Mai schmiedete der Gouverneur Phil Murphy eine Allianz mit mehr als einem Dutzend Brauereien im Staat. „Shot and a Beer“ heißt das Programm. Kunden bekommen ein kostenloses Bier gegen die Vorlage eines Impfnachweises. Die Kampagne ist Teil der „Operation Jersey Summer”, die ein Immunisierungsziel von 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung erreichen will.
Das Finanzminsterium in Washington hat die Kampagne mit angeschoben. Es erlaubt den Bundesstaaten ausdrücklich, zum Zweck von Impfanreizen Mittel aus den bundesweit zugänglichen Hilfstöpfen zu schöpfen. So hat auch Marylands Gouverneur Larry Hogan einen Jackpot von 400.000 Dollar als Belohnung für eine Immunisierung ausgesetzt. Das Los wird am Unabhängigkeitstag gezogen. Zuvor winken Gewinnern jeden Tag bei einer Ziehung 40.000 Dollar.
New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo hat es auf die Jugendlichen abgesehen, die er zur Immunisierung locken will. 12- bis 17-Jährige mit Wohnsitz in der Metropole können sich gegen Impfnachweis um ein Stipendium für einen College-Besuch bewerben – einschließlich Bücher, Übernachtung und Verpflegung, bei jeder staatlichen Fakultät der New York oder der City University of New York.