Einmal im Jahr müssen deutsche Börsenunternehmen offenlegen, was sie ihren Vorständen zahlen. Die Gehälter bestehen aus einem festen Grundgehalt sowie kurz- und langfristigen Boni. Meist machen die Boni den Löwenanteil aus - vorausgesetzt, die Geschäfte laufen.
Für Beiersdorf-Chef Vincent Warnery hat sich das 2024 ausgezahlt: Sein Vergütungspaket stieg um 425 Prozent – dank Boni aus den letzten vier Jahren, die nun zur einmaligen Auszahlung fällig werden. Andere CEOs mussten hingegen Federn lassen, die Krise drückte ihre Bezüge.
Wer verdiente 2024 am meisten? Und wer musste kürzen? Der Überblick in Bildern.
Dax-Vorstände und ihre Millionen-Gehälter
Robert Gentz (im Bild), Zalando: 405.000 Euro
David Schröder, Zalando: 969.000 Euro
Die beiden Co-CEOs der Berliner Modeplattform gehören zu den Geringverdienern im Dax. Das liegt an der besonderen Boni-Struktur bei Zalando: Sie belohnt vor allem langfristigen Erfolg über mehrere Jahre. So kommt es alle paar Jahre zu Mega-Ausschüttungen: 2021 kassierte Gentz zum Beispiel 40,5 Mio. Euro. 2021 war es hingegen nur 109.000 Euro – damit verdiente der Co-CEO wahrscheinlich deutlich weniger als so manch einer seiner Mitarbeiter.
Hans-Dieter Pötsch, Porsche Holding SE: 1,4 Mio. Euro
Gut lief es nicht für die Holding der Eignerfamilien von Volkswagen und Porsche: Ein Verlust von 20 Mrd. Euro fuhr die Porsche Holding SE im vergangenen Jahr ein. Vorstandschef Pötsch verdiente dennoch siebenstellig. Der Manager hofft, mit neuen Beteiligungen im Rüstungsbereich den Turnaround zu schaffen
Joachim Kreuzburg, Sartorius: 1,6 Mio. Euro
Der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich, was auch an der schwächelnden Nachfrage aus China liegt. Der Gewinnrückgang macht sich auch im Bonus von CEO Joachim Kreuzburg bemerkbar: Seine Vergütung sank um elf Prozent, von 1,8 auf 1,6 Mio. Euro.
Christian Bruch, Siemens Energy: 2,1 Mio. Euro
Dem Gas- und Windturbinenhersteller Siemens Energy gelang 2024 die große Börsenüberraschung: Mit einem Plus von 285 Prozent führte er die Rally mit großem Abstand an. Das Unternehmen, dessen Konzernzentrale in Berlin sitzt, war nach einem katastrophalen Vorjahr – in dem der Kurs zweimal eingebrochen ist – 2024 der Star der Investoren. Eine Leistung von Firmenchef Christian Bruch, die sich sehen lassen konnte.
Tobias Meyer, DHL Group: 2,4 Mio. Euro
Unter seiner Führung verbuchten DHL und die Deutsche Post im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch. Das spiegelt sich auch in seinen Boni wider: Insgesamt sank seine Vergütung um 40 Prozent, von 4,1 auf 2,4 Mio. Euro. Gespart wird auch bei der Belegschaft: Die Post will in Deutschland bis zum Jahresende 2025 rund 8000 Stellen abbauen.
Christian Kohlpaintner, Brenntag: 2,6 Mio. Euro
Brenntag mit Sitz in Essen fungiert als Bindeglied zwischen Chemieherstellern und industriellen Abnehmern – also eine Art „Großhändler“ für Chemikalien und Inhaltsstoffe. Konzernchef Christian Kohlpaintner zählt eher zu den „Geringverdienern“ unter den Dax-Chefs. Er wird Ende 2025 aus dem Unternehmen ausscheiden, da er nach eigener Aussage keine operativen Führungsfunktionen mehr übernehmen möchte.
Jean-Jacques Henchoz, Hannover Rück: 2,7 Mio. Euro
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von rund 2,3 Mrd. Euro verbucht. Auch das Gehalt des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Henchoz kletterte nach oben: um 34 Prozent auf 2,7 Mio. Euro.
Bill Anderson, Bayer: 4,8 Mio. Euro
Der frühere Roche-Manager kam 2023 nach Leverkusen, um den angeschlagenen Pharma- und Agrarkonzern wieder auf Kurs zu bringen. Bisher tut er sich damit schwer. Für 2024 musste er einen Gewinnrückgang vermelden, vor allem wegen des schwachen Agrargeschäfts. Entsprechend litt sein Bonus. Insgesamt schrumpfte sein Gehalt etwa um ein Viertel, von 6,5 auf 4,8 Mio. Euro.
Christian Sewing, Deutsche Bank: 4,9 Mio. Euro
Bei der Deutschen Bank arbeiten wahrscheinlich so viele Einkommensmillionäre wie bei keinem anderen deutschen Unternehmen: 647 der knapp 90.000 Mitarbeiter verdienten im abgelaufenen Jahr mehr als eine Million Euro. Dazu gehört auch Vorstandschef Christian Sewing. Mit seinen 4,9 Mio. Euro (minus 3 Prozent zum Vorjahr) ist er jedoch nicht mal Spitzenverdiener. Nach Angaben des Bankhauses gab es einen Manager, der sogar mehr als 17 Mio. Euro kassierte.
Belén Garijo, Merck: 6,1 Mio. Euro
Der Pharma- und Technologiekonzern Merck hat im vergangenen Jahr von guten Geschäften mit Medikamenten und Elektronikmaterialien für die Halbleiterindustrie profitiert. Für Vorstandschefin Belén Garijo rechnete sich das aufgrund langfristiger Betrachtungen noch nicht: Ihr Bonus sank dieses Jahr. Insgesamt lag ihr Gehalt bei 6,1 Mio. Euro, gut 38 Prozent weniger als im Vorjahr.
Leonhard Birnbaum, Eon: 7,1 Mio. Euro
Deutschlands größter Stromversorger und -netzbetreiber Eon hat im vergangenen Geschäftsjahr seine Ziele erreicht und erneut einen Milliardengewinn erwirtschaftet. Eon-Chef Leonhard Birnbaum durfte sich über zehn Prozent mehr Gehalt freuen: Er bekam inklusive Boni insgesamt 7,1 Mio. Euro.
Roland Busch, Siemens: 8,6 Mio. Euro
Siemens leidet unter eher zähen Geschäften, insbesondere bei der Automatisierung. In der Bilanz steht aufgrund einer Anteilsübertragung an seine Ex-Tochter Siemens Energy trotzdem ein Rekordgewinn. Konzernchef Roland Busch wird belohnt: Seine Bezüge stiegen im vergangenen Jahr von 6,8 auf 8,6 Mio.
Oliver Bäte, Allianz: 9,2 Mio. Euro
Die gewährte und geschuldete Vergütung des Allianz-Chefs stieg im vergangenen Jahr um 44 Prozent auf 9,2 Mio. Euro. Hauptgrund dafür war die Auszahlung eines Langfrist-Bonus, der im 2019 gewährt wurde. Insgesamt können die Anleger zufrieden mit Bäte sein: Der Versicherungskonzern hat im vergangenen Jahr ein Ergebnis von 14,2 Mrd. Euro eingefahren – so viel wie noch nie in seiner mehr als 130-jährigen Geschichte.
Oliver Blume, Volkswagen und Porsche: 9,2 Mio. Euro
Oliver Blume führt gleich zwei Dax-Konzerne an: Volkswagen und Porsche. Insgesamt kommt er mit zwei Gehältern auf 9,2 Mio. Euro, ein leichtes Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei ist ein freiwilliger Gehaltsverzicht von 65.000 Euro bereits eingepreist, um die Gemüter in Wolfsburg zu beruhigen. Dort herrscht momentan Krisenstimmung. In diesem und im nächsten Jahr wollen die Volkswagen-Vorstände deswegen auf elf Prozent ihrer gesamten Vergütung verzichten, als Beitrag zum Sparprogramm.
Ola Källenius, Mercedes: 11,9 Mio. Euro
Der Autobauer Mercedes-Benz hat im vergangenen Jahr vor allem aufgrund des schlecht laufenden China-Geschäfts einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Chef Ola Källenius kann sich trotzdem über satte Boni freuen. Bei ihm kamen vor allem die langfristigen Leistungszuschläge zum Tragen, sodass seine gewährte und geschuldete Vergütung bei insgesamt 11,9 Mio. Euro lag – ein leichtes Minus von drei Prozent. Damit verlor er seine Spitzenposition im Gehaltsranking des Vorjahres.
Vincent Warnery, Beiersdorf: 13,2 Mio. Euro
Der Chef des Kosmetik-Konzerns Beiersdorf (Nivea, Eucerin, Labello) ist der stille Aufsteiger im diesjährigen Gehaltsranking der Dax-CEOs. Aufgrund einer Ausschüttung von fast 11 Mio. Euro für die Erreichung langfristiger Ziele, die seit 2021 verabredet worden waren, wuchs sein Gehaltspaket 2024 einmalig um 425 Prozent, von 2,5 auf 13,2 Mio. Euro. Viel Aufsehen gab es deswegen jedoch nicht. Beiersdorf schloss insgesamt ein solides Geschäftsjahr ab.
Christian Klein, SAP: 19 Mio. Euro
SAP-Chef Christian Klein kann sich über eine Gehaltserhöhung von 165 Prozent freuen: Sein Jahressalär soll von 7,2 Mio. auf 19 Mio. Euro ansteigen, wie aus dem Vergütungsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr hervorgeht. Die Steigerung geht vor allem auf den Höhenflug der Aktie zurück. Der 44-Jährige steigt damit auf Platz eins der Topverdiener unter den Konzernen im deutschen Leitindex Dax 40 auf. Bisher war Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius mit 12,7 Mio. Euro der Spitzenverdiener. Die Reihenfolge kann sich aber noch verschieben, denn die meisten Dax-Vergütungsberichte für 2024 werden erst später veröffentlicht.
Anmerkung zur Erfassung der Gehälter:
Die ausgewiesenen Gehälter beziehen sich auf die 2024 gewährte und geschuldete Vergütung gemäß §162 des Aktiengesetzes. Versorgungsleistungen sind nicht inbegriffen.
Die Zahlen stammen aus den jeweiligen Vergütungsberichten der 40 größten Dax-Unternehmen. Einige Konzerne veröffentlichen den Bericht erst später im Jahr, die Liste ist daher nicht vollständig.