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Galeria Karstadt Kaufhof Diese Eigner müssen sich bald mit leeren Kaufhaus-Immobilien rumärgern

Karstadt in Frankfurt
Karstadt-Filiale an der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil, die zum angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Kaufhof Karstadt gehört und von der Schließung bedroht ist
© picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst
Die Gläubiger von Galeria Karstadt Kaufhof entscheidet über die Zukunft der Warenhauskette. Ein Blick auf die Eignerstruktur der schließenden Filialen zeigt, dass neben René Benko auch andere Eigentümer bald leerstehende Immobilien haben

Die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof lag in den Händen der Gläubiger. Sie berieten am Montagvormittag darüber, wie es in Zukunft mit der Warenhauskette weitergehen soll. Beim Treffen in Essen stimmten sie für den von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan. Demnach müssen Vermieter, Lieferanten und andere Gläubiger auf Forderungen in Höhe von mehr als 1 Mrd. Euro verzichten. 47 der 129 Warenhäuser sollen geschlossen werden.

Unter den Filialen, die dicht gemacht werden sollen, befinden sich auch zahlreiche, die im Eigentum des Galeria-Mutterkonzerns Signa stehen. Signa wiederum ist die Holding des umstrittenen Unternehmers René Benko. Er und weitere Eigentümer haben sehr wahrscheinlich bald zahlreiche leerstehende Kaufhausimmobilien im Portfolio.

Nach einer Auswertung von Capital gehört knapp die Hälfte der 47 vom Aus betroffenen Kaufhausimmobilien konzernfremden Vermietern – darunter Banken und Versicherungen oder das Bremer Familienunternehmen Zech. Im Fall der Filiale in Dortmund und Lübeck betrifft die Schließung den US-Immobilienkonzern RFR des Investors Aby Rosen, der Geschäftspartner von Signa-Gründer Benko bei Immobilienprojekten in den USA ist, etwa beim Kauf des Chrysler Buildings in New York im Jahr 2019.

Rund 20 Häuser, die Galeria aufgeben wird, befinden sich dagegen im Besitz von anderen Gesellschaften aus Benkos Signa-Konzern. Unter ihnen sind auch Filialen in mittelgroßen und kleineren Städten wie Krefeld, Siegburg oder Reutlingen. An solchen Standorten dürfte eine komplette Nachvermietung nicht einfach werden.

Benkos Signa-Gruppe behält vor allem gut laufende Filialen

Betroffen von der Schließung sind auch die Signa-Immobilien in der Nürnberger Königstraße und am Heidelberger Bismarckplatz, die zu einem Paket von zehn Kaufhäusern zählen, die der österreichische Konzern 2021 zum Verkauf gestellt hatte.

Ursprünglich hatte der Galeria-Bevollmächtigte Arndt Geiwitz im Rahmen des Insolvenzverfahrens geplant, 52 der noch bestehenden 129 Filialen zu schließen. Später hatte es offenbar noch weitere Zugeständnisse von konzernfremden Vermietern gegeben, sodass fünf Standorte mehr erhalten bleiben – unter anderem der in Leipzig.

Kommen die Filialschließungen wie jetzt geplant, verfügt die Signa-Gruppe nach Ende 2024 nur noch über rund zwei Dutzend Galeria-Immobilien, bei denen der Konzern über verschiedene Gesellschaften zugleich Vermieter und Mieter ist. Dabei handelt es sich in erster Linie um Standorte in Großstädten, die als besonders umsatzstark und daher auch im aktuellen Insolvenzverfahren als ungefährdet galten. Dazu zählen die Filialen am Alex und am Ku’damm in Berlin, auf der Düsseldorfer Königsallee, auf der Frankfurter Zeil, in der Hohen Straße in Köln, auf der Stuttgarter Königstraße oder am Rotkreuzplatz in München.

Bei mehreren dieser Häuser ist die Commerzbank-Immobilientochter Commerz Real mit 20 Prozent beteiligt. Darüber hinaus bleiben aber auch einige Galeria-Filialen in Signa-eigenen Objekten in mittelgroßen Städten erhalten, etwa in Freiburg, Hannover, Heilbronn, Kiel und Würzburg.

Aufsichtsbehörden haben Signa im Visier

Der Signa-Konzern kämpft derzeit nicht nur mit der Krise bei seiner Handelstochter Galeria, sondern auch mit steigenden Finanzierungskosten bei Immobilienprojekten. Bei vielen Fremdfinanzierungen wurden variable Zinssätze vereinbart, die sich an der Zinsentwicklung orientieren. Durch die steigenden Zinsen sowie höhere Materialkosten verteuern sich die Bauprojekte.

Mitte März wurde auch bekannt, dass Signa überraschend 49 Prozent an der Immobilie des Luxuskaufhauses KaDeWe in Berlin verkauft hat – an die Central Group aus Thailand, die Benkos Partner bei anderen Luxusimmobilien ist und zusammen mit Signa das Kaufhausgeschäft bei der separat geführten Luxuswarenhausgruppe KaDeWe Group betreibt. In den Bilanzen und Anleiheprospekten der Signa-Immobiliensparte Signa Prime Selection wurde das KaDeWe, das zu den ersten Karstadt-Häusern zählte, die Benko vor zehn Jahren kaufte, stets als Kern des sogenannten Long-term Portfolios geführt. Die Immobilie stand mit einer Milliardenbewertung in den Büchern.

Darüber interessieren sich Aufsichtsbehörden dafür, in welchem Ausmaß und mit welchen Risiken einige Kreditgeber bei Signa engagiert sind. Ende Februar berichtete das „Handelsblatt“, die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten bei europäischen Banken Details zu ihren Kreditengagements wie deren Besicherung in Erfahrung bringen wollen.

In Österreich nehmen Behörden und Abgeordnete zudem die Raiffeisen-Gruppe genauer unter die Lupe. Raiffeisen gilt als einer der wichtigsten Kreditgeber der Signa-Gruppe. Angeblich soll sich das Engagement auf einen Milliardenbetrag summieren.

Benko selbst muss sich zudem in seiner Heimat gegen Bestechungsvorwürfe wehren: Nach Erkenntnissen der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft soll er vor einigen Jahren versucht haben, einen hohen Beamten aus dem Finanzministerium zu bestechen, um Vorteile in Steuerverfahren zu erhalten. Benko weist die Vorwürfe zurück.

Signa betont, dass sich die Vorwürfe nicht gegen das Unternehmen richten. Zuletzt war aus Signa-Kreisen zudem dem Eindruck entgegengewirkt worden, dass der Konzern allein an seinem Gründer Benko hänge – auch wenn sich viele Signa ohne Benko nicht wirklich vorstellen können.

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