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Alternative zu X Flucht zu Bluesky: Diese Promis haben Musks Twitter verlassen

Elon Musk benennt Twitter um
Unter Elon Musk lässt X, vormals als Twitter bekannt, viele Nutzer ratlos zurück
© IMAGO / NurPhoto
Fast ein Jahr nach der Übernahme durch Elon Musk hat sich Twitter mächtig verändert. Viele Nutzer suchen nun Zuflucht beim Konkurrenten Bluesky – unter ihnen sind auch zahlreiche Prominente

Mehr Trolle, mehr Hass und ein Chef, der vor allem rechte Meinungen hofiert: Viele Nutzer:innen sind seit der Übernahme durch Elon Musk von der Entwicklung von X, früher bekannt als Twitter, ziemlich enttäuscht. Und suchen ihr Glück bei der von Twitter-Gründer Jack Dorsey entwickelten Alternative Bluesky. Auch zahlreiche Prominente sind darunter. Und haben ihren Abgang teils wortreich erklärt.

Eine der ausführlichsten Erläuterungen bot der ehemalige Viva-Moderator Nilz Bokelberg. „Freunde! Ich hab es mir nicht leicht gemacht und die ganze Zeit überlegt. Gehen oder bleiben“, erklärt er in einem langen Thread. Wie vielen anderen geht es auch ihm um den spürbaren Rechtsruck der Plattform unter Musk. Die Frage sei für ihn nun: „Dem rechten Mob mit seinen Anführern die Bühne überlassen und aufgeben, was ich hier in 17 Jahren oder so aufgebaut hab?“ Letztlich habe er sich entschieden, statt bei Twitter lieber bei Bluesky und Tiktok weiterzumachen, so Bokelberg. Um zu zeigen, dass er es ernst meint, machte er einen harten Schnitt – und löschte alle Tweets außer dem Abschieds-Thread.

Promis wechseln zu Bluesky

Er wird nicht der Letzte sein. Ob Schauspieler Marcus Mittermeier, Moderatorin Anne Will oder SPD-Politikerin Sawsan Chebli: Alle werben aktiv für die Twitter-Alternative Bluesky. „Es ist die Zukunft. Kommt alle. Es ist free und funktioniert wie Twitter. Ich bin auch da“, twitterte etwa Satiriker Jan Böhmermann.

Der ist aktuell der Deutsche mit den meisten Followern im „Blauen Himmel“, wie die App bei Twitter teilweise offenbar aus Angst vor Repressalien durch Musk genannt wird. Mit knapp 16.000 Followern ist Böhmermann sogar international ganz vorne dabei, belegt Platz 79 der Accounts mit den meisten Followern auf der Plattform. Zum Vergleich: Der Account des Dienstes selbst ist mit knapp 190.000 der Erstplatzierte. International ebenfalls ganz vorne: US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, Autor Neil Gaiman, der „Star Wars“-Schauspieler und LGBT-Aktivist George Takei oder „King of Queens“-Star Patton Oswalt.

X-odus

Dass vor allem als politisch eher links geltende Promis den Sprung wagen, ist kein Zufall. Elon Musk hatte Twitter zwar mit dem selbsterklärten Ziel gekauft, es zum Hafen der Meinungsfreiheit auszubauen. Tatsächlich driftete die Plattform unter seiner Führung aber deutlich nach rechts. Zum einen, weil Musk viele Nutzer entsperren ließ, die wegen Hass-Botschaften oder Fakenews gesperrt worden waren. Eine wichtige Rolle dürfte aber auch spielen, dass auch Musk selbst seine Reichweite immer wieder nutzt, um Meinungen oder Verschwörungstheorien aus dem rechten Spektrum zu verbreiten. So hatte er sich zuletzt mit der deutschen Regierung angelegt, um Positionen der AfD zur Flüchtlingspolitik zu stärken.

Hinzu kommt, dass mit dem Kauf des Abo-Angebots Blue auch eine größere Reichweite verbunden ist, das Abo aber vor aber vor allem bei politisch eher rechts stehenden Accounts beliebt ist. Zum einen wohl, weil diese Gruppe sich Musk verbunden fühlt, zum anderen aber auch, weil die linkeren Nutzer den Milliardär eben nicht finanziell unterstützen wollen.

Flucht vor Musk

Dass viele Nutzer wegen Musk die Plattform verlassen würden, zeichnete sich indes schon vor dem Rechtsruck ab. US-Promis wie  Shonda Rhimes, Sara Bareilles oder Toni Braxton hatten sich bereits direkt nach Bekanntwerden der Übernahme verabschiedet, um ihren Protest auszudrücken. Auch Elons Musks Ex-Freundin Amber Heard löschte ihren Account.

Ob sich tatsächlich der bislang nur auf Einladung verfügbare Dienst Bluesky durchsetzen kann, wird sich zeigen müssen. Knapp 1,7 Millionen Nutzer haben es bisher dorthin geschafft. Das sind weniger als ein Fünftel der Nutzer von Mastodon, das lange als vielversprechendster Nachfolger Twitters galt. Die international erfolgreichste Alternative ist hierzulande indes noch nicht verfügbar: Die zu Instagram gehörende App Threads konnte innerhalb von Tagen mehr als 100 Millionen registrierte Nutzer melden. Wann sie nach Europa kommt, ist bisher aber noch offen.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

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