Was ist Bluesky?
Bluesky Social ist ein neuer Microblogging-Client, der ähnlich aussieht und funktioniert wie Twitter. Mit der App sollen Nutzerinnen und Nutzer nach Angaben des Unternehmens vor allem das Protokoll ausprobieren können, das das Unternehmen für Netzwerke im Internet entwickelt hat. Dieses soll einen dezentralen Aufbau des Netzwerks und den Austausch von Inhalten über verschiedene Online-Dienste hinweg ermöglichen.
Wie funktioniert die Bluesky-Technologie?
Das „Authentical Transfer Protocol“ (kurz AT-Protokoll) von Bluesky erstellt ein Standardformat für Identität, Follower und Daten in sozialen Medien. Nutzerinnen und Nutzer können damit auch zu anderen Netzwerken umziehen. Durch das Protokoll soll Bluesky Social außerdem dezentral betrieben werden können, ähnlich wie beim „Activity Pub Protocol“ von Eugen Rochkos Netzwerk Mastodon. Im Gegensatz zu Diensten wie Twitter, TikTok und Co., die zentral über Server der Betreiberunternehmen laufen, können sich die Nutzerinnen und Nutzer bei dezentralen Plattformen über viele kleine Server registrieren. Die Betreiber der Server sind etwa Einzelpersonen, die jeweils eigene Regeln für ihre Server aufstellen – sie sind nicht vom Netzwerk vorgegeben. Bluesky zufolge soll es in der App auch keinen zentralen Algorithmus geben, sondern die Nutzerinnen und Nutzer sollen selbst über die Algorithmen entscheiden können, die sie nutzen wollen – und damit auch darüber, welche Inhalte sie angezeigt bekommen.
Wer kann Bluesky nutzen?
Die App lässt sich zwar schon in den Stores von Apple und Google herunterladen, befindet sich aber noch in einem Beta-Status. Um sie nutzen zu können, braucht man einen Einladungscode für Tester. Um diesen zu bekommen, können sich Interessierte auf der Internetseite des Unternehmens entweder auf eine Warteliste setzen lassen. Oder jemand, der Bluesky bereits nutzt, kann einmal pro Woche einen Einladungscode weiterleiten. Wann die App für alle geöffnet wird, steht noch nicht fest.
Derzeit sind nach Angaben des Unternehmens rund 50.000 Nutzerinnen und Nutzer freigeschaltet. Zuletzt teilte Bluesky mit, den größten täglichen Sprung bei der Zahl neuer Nutzer seit seinem Bestehen erlebt zu haben. In den USA sollen sich in den vergangenen Tagen außerdem einige Prominente und Personen aus der Politik und der Start-up-Szene registriert haben.
Wie funktioniert die Bluesky-App?
Das Tech-Magazin „Techcrunch“ hatte schon Zugang zu Bluesky und beschreibt das Netzwerk als ein „abgespecktes Twitter“. Die Profiloberfläche sei der von Twitter vom Design und von den Funktionen her sehr ähnlich. Nutzerinnen und Nutzer können sich einen Benutzernamen mit @-Handle erstellen, sie haben ein Profilbild, einen Hintergrund und ihnen werden Follower-Zahlen und gefolgte Accounts angezeigt. Die Posts, die Nutzer verfassen können, dürfen eine Länge von bis zu 256 Zeichen haben und Fotos beinhalten. Die Beiträge lassen sich über eine Plus-Schaltfläche erstellen.
Außerdem gibt es eine Suchfunktion für Accounts und andere Accounts können stummgeschaltet oder blockiert werden. Wie bei Twitter sind die Profil-Feeds in Posts und Posts und Antworten unterteilt. Beiträge können geliket, geteilt und beantwortet werden. In der Kategorie „Entdecken“ gibt es „Techcrunch“ zufolge aber einen laufenden Feed mit aktuellen Posts von Bluesky und „Who to follow“-Vorschlägen, basierend auf den Beiträgen eines Profils.
Direktnachrichten und Videos gibt es bei Bluesky bisher nicht sowie auch einige andere Funktionen, die man von Konkurrenten wie Twitter kennt.
Wer steckt hinter Bluesky?
Bluesky wurde ursprünglich als Projekt von Twitter-Gründer Jack Dorsey ins Leben gerufen, als er noch CEO von Twitter war. 2019 hatte er Bluesky als eine Erweiterung von Twitter vorgestellt. Seit 2021 ist Bluesky ein unabhängiges Unternehmen, wurde bis Anfang vergangenen Jahres aber noch von Twitter finanziert. Noch vor dem Verkauf an Elon Musk hat Twitter den Vertrag beendet. Bluesky ist eingetragen als „Public Benefit Limited Liability Company“ (PBLLC). Das bedeutet, dass das Unternehmen einen öffentlichen Nutzen schaffen will und diesen auch nachweisen muss.
Chefin von Bluesky ist die Software-Expertin Jay Graber, Jack Dorsey ist einem Tweet von Bluesky zufolge Teil des Verwaltungsrats ebenso wie Jeremie Miller, Entwickler des offenen Kommnikationsprotokolls XMPP/Jabber. Dorsey hatte Bluesky kurz nach seinem Weggang von Twitter als einen „offenen, dezentralisierten Standard für soziale Medien“ beschrieben. Seiner Meinung nach könnte das AT-Protokoll ermöglichen, die Macht großer, zentralisierter Plattformen einzuschränken.
Kann Bluesky Twitter den Rang ablaufen?
Der entscheidende Nutzungsgrund für Bluesky dürfte die dezentrale Struktur und Innovationsoffenheit der Plattform sein. Ansonsten unterscheidet sich das Netzwerk, bis auf einige fehlende Funktionen, momentan kaum von Twitter. Der Erfolg der Plattform dürfte stark von der Community abhängen, die sich gerade erst aufbaut – wie jedes soziale Medium hängt die Attraktivität von einem Netzwerkeffekt ab. Twitter hat aber seit der Musk-Übernahme durchaus an Relevanz verloren.
Die App könnte vor allem dafür sorgen, dass auf Grundlage des AT-Protokolls neue Apps entwickelt werden, die sich in die von Bluesky aufgebaute Netzwerkstruktur einfügen und weitere Nutzer anziehen.