Einer der bekanntesten Manager der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland wechselt als Unternehmer in die Fintechszene. Philipp Schröder, ehemaliger Deutschlandchef von Tesla und bis zuletzt Geschäftsführer des Allgäuer Speicherhersteller Sonnen, ist seit Anfang September Vorstand bei dem Hamburger Fondsvergleichsportal CapInside. „Bislang habe ich anderen Unternehmen geholfen, sich erfolgreich am Markt zu etablieren. Jetzt ist es an der Zeit, ein eigenes Unternehmen zu starten“, sagte Schröder im Gespräch mit Capital. Bei dem Start-up CapInside war der 34-Jährige bereits vor einem Jahr als Gesellschafter eingestiegen und sitzt im Aufsichtsrat. Zusammen mit Gründer Achim Denkel hält Schröder mittlerweile 75 Prozent der Anteile.
Bei Sonnen, einem der führenden Hersteller von Speichern für Solaranlagen, war Schröder seit Herbst 2015 Geschäftsführer für den Vertrieb. Dort führte er den Angriff auf seinen Ex-Arbeitgeber Tesla , der auch im Markt für Hausbatterien aktiv ist, und baute eine digitale Community auf, über die Sonnen-Kunden ihren selbst produzierten Strom austauschen können. In Schröders Verantwortung fiel auch die massive internationale Expansion, unter anderem auf den wichtigen Solarmärkten Australien und USA. Nach seinem Wechsel werde er für Sonnen langfristig als Berater tätig bleiben, sagte Schröder. Auch seine Anteile an dem Greentech-Unternehmen wolle er behalten.
Der Einstieg des Energiemanagers bei dem Finanzportal geht zurück auf einen persönlichen Kontakt zu CapInside-Gründer Denkel, seinem Nachbarn und Freund. Ex-Banker Denkel hatte das Start-up, das Privatinvestoren und professionellen Anlegern mithilfe einer speziellen KI-Software Informationen über und einen Vergleich von mehr als 30 000 Investmentfonds und anderen Finanzprodukten auf täglicher Basis anbietet, Anfang 2018 gestartet, um eine Informationslücke für Anleger zu schließen. Das Portal sei „eine Art Google Finance für Investmentmöglichkeiten“, sagte Schröder. Die Software liefere auf einen Blick einen „knallharten Vergleich“ verschiedener Produkte, unabhängig von Fondsanbietern, Depotbanken oder anderen Dienstleistern.
Prominente Investoren an Bord
Nach Schröders Angaben verzeichnet die Hamburger Firma mit 20 Mitarbeitern derzeit mehr als 50 000 einzelne Nutzer und 5500 registrierte Mitglieder, darunter neben Privatanlegern auch Finanzberater, Family Offices und andere institutionelle Investoren. Nach einem sechsmonatigen Testbetrieb geht an diesem Freitag eine neue Version der Website live. „Wir gehen nun mit Schmackes in den Markt“, sagte Schröder im Capital-Interview. Nach 1 Mio. Euro Umsatz 2017 plant CapInside für dieses Jahr Erlöse von 2,5 Mio. Euro. Geld verdienen will das Start-up künftig mit kostenpflichtigen Angeboten wie einer selbst entwickelten Robo-Software, die das Portfolio von Mitgliedern analysiert und optimiert. Darüber hinaus plant CapInside exklusive Vertriebspartnerschaften bei einzelnen alternativen Investments, etwa im Krypto-Bereich.
Für ihre Marktoffensive hat die Firma kürzlich eine Finanzierungsrunde über 1,5 Mio. Euro abgeschlossen. Neben den Mehrheitseigentümern Denkel und Schröder ist bei CapInside auch der Fintech-Unternehmer Andreas Kupke investiert. Kupke hatte das Kreditvergleichsportal Finanzcheck mit aufgebaut, das die Scout24-Gruppe vor wenigen Wochen für 285 Mio. Euro übernahm. Zum Gesellschafterkreis bei CapInside zählen zudem auch zwei Investoren, die Vorstand Schröder aus seiner Zeit in der Energiebranche kennt: Sonnen-Gründer Christoph Ostermann und der langjährige Chef der Allianz-Beteiligungstochter Allianz Capital Partners, Thomas Pütter, der seit privat auch an Schröders bisherigem Arbeitgeber Sonnen beteiligt ist.