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Unicredit Commerzbank-Aufsichtsrat prüft Treffen von Ex-Chef Knof mit Orcel

Damaliger Commerzbank-Vorstandschefs Manfred Knof
Ex-Commerzbank-Vorstandschef Manfred Knof 
© STAR-MEDIA / IMAGO
Der Commerzbank-Aufsichtsrat untersucht ein Treffen von Ex-Chef Knof mit Unicredit-CEO Andrea Orcel im Jahr 2024. Nur wenige Tage später trat Knof überraschend zurück. Der Inhalt des Treffens wird nun überprüft

Der Aufsichtsrat der Commerzbank prüft einem Insider zufolge mögliche Konsequenzen aus einem Treffen des damaligen Vorstandschefs Manfred Knof mit seinem Unicredit-Kollegen Andrea Orcel vor gut einem Jahr. Knof hatte sich Ende September 2024 mit Orcel getroffen, wenige Wochen nachdem die italienische Großbank überraschend bei der Commerzbank eingestiegen war. „Das Gremium lässt juristisch prüfen, ob es eine Pflichtverletzung war, dass Manfred Knof nichts davon gesagt hat“, zitierte das „Handelsblatt“ am Montag Finanzkreise. Ein Insider bestätigte die Prüfung. Aus einer Pflichtverletzung könnten haftungsrechtliche Ansprüche abgeleitet werden, wenn der Bank dadurch ein Schaden entsteht.

Das Treffen der beiden Banker war in der vergangenen Woche durch einen Bericht des „Manager Magazin“ bekanntgeworden. Eine Commerzbank-Sprecherin sagte, Vorstand und Aufsichtsrat hätten von dem Treffen bis dahin nichts gewusst. Zu einer möglichen Untersuchung wollte sie sich nicht äußern. Betriebsratschef Sascha Uebel hatte der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, er wolle sich „für Aufklärung und maximale Konsequenz einsetzen“. Knofs Treffen mit Orcel bezeichnete er als „Verrat am Vorstand, Verrat am Aufsichtsrat und vor allem an uns, der Belegschaft“.

Chef-Treffen von Commerzbank und Unicredit am Starnberger See

Über den Inhalt des Gesprächs gibt es unterschiedliche Darstellungen. Das „Manager Magazin“ zitierte einen Insider, die beiden hätten bei dem Treffen in Knofs Haus am Starnberger See informell, aber konstruktiv über einen möglichen Zusammenschluss der Commerzbank mit der Unicredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB) gesprochen. Knof sagte einem Sprecher zufolge, Orcels Auftritt sei „ohne jeden Erkenntniswert“ gewesen. „Eine überzeugende Argumentation blieb er schuldig. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich wünsche der Commerzbank unverändert, dass sie selbständig bleibt.“

Knofs Sprecher sagte, dieser habe sich nie mit Orcel verabredet. Der Unicredit-Chef habe sich vielmehr „unabgestimmt einem uns gemeinsam bekannten Bankier angeschlossen“, der sich mit Knof treffen wollte. Warum er die Bank über das Treffen mit Orcel nicht informiert hatte, wollte er nicht kommentieren.

Knof hatte zum Zeitpunkt des Treffens mit Orcel zwar schon seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt, war aber noch im Amt. Dass er bereits vorzeitig zum 1. Oktober sein Amt an Finanzvorständin Bettina Orlopp übergeben würde, wurde erst einige Tage später bekannt. Orlopp kämpft – im Einklang mit der Bundesregierung – seither vehement gegen Bestrebungen Orcels, die Commerzbank zu übernehmen. Unicredit hält inzwischen fast 30 Prozent an der Commerzbank.

rtr/ms

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