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Energiewende Eon-Chef: „Die Unzufriedenheit ist eine Chance“

Eon-Chef Leonhard Birnbaum 
Eon-Chef Leonhard Birnbaum 
© Credit: Imago/Sven Simon
Die Akzeptanz für die Energiewende ist in den vergangenen Monaten messbar zurückgegangen, schreibt Eon-Chef Birnbaum. Das liegt daran, dass Deutschland sie besonders teuer und besonders kompliziert macht

Leonhard Birnbaum, 57, sitzt seit elf Jahren im Vorstand des Energiekonzerns Eon und hat vor drei Jahren die Führung des Dax-Konzerns übernommen. Der Deutsch-Italiener hat in Karlsruhe Chemieingenieurwesen studiert und in Cottbus promoviert.

Die Akzeptanz der Energiewende geht in den letzten Monaten messbar zurück. Unsere Eon Stiftung führt kontinuierlich deutschlandweite Befragungen zum Thema „Klimaschutz, Energiewende und Gesellschaft“ durch. 60 bis 70 Prozent der Deutschen blicken skeptisch in die Zukunft. Diese Befragten scheint die Zuversicht verlassen zu haben, dass die Energiewende ohne erhebliche Wohlstandsverluste in Deutschland gelingen kann. 

Ich bin aber überzeugt, nicht die Energiewende selbst ist das Problem. Es ist die Tatsache, dass Deutschland die Energiewende bislang besonders teuer und besonders kompliziert macht. Die aktuelle Unzufriedenheit ist daher eine Chance, die Energiewende besser zu machen. Gleichzeitig brauchen wir Sachlichkeit und Ehrlichkeit statt erhobenem Zeigefinger und Paternalismus. Die Politik und auch wir als Umsetzer müssen erklären, warum wir die Energiewende machen, was sie kann und was nicht, damit wir die Akzeptanz und den Mut dafür zurückgewinnen. 

Auf Eigeninitiative und Innovation setzen 

Dazu sollte man das Ziel im Blick haben – und das muss natürlich die Reduzierung der CO2 Emissionen unter Wahrung einer nachhaltigen ökonomischen Perspektive bleiben. Politik sollte dabei einen langfristigen, verlässlichen Rahmen setzen – Bürger und Wirtschaft schaffen den Rest. Auf Eigeninitiative und Innovation sollten wir setzen und nicht stattdessen versuchen, aus Amtsstuben vorzuschreiben, was genau, wann und von wem getan werden muss. Regulierung im Detail ist vom Ansatz rückwärtsgewandt – der falsche Blick, um die Zukunft zu gestalten. Wenn Innovation einfache Lösungen ermöglicht, sollten wir diese aufgreifen und nicht das Misstrauen und das Vorschreiben in den Mittelpunkt stellen.

Hoher Bedarf an Fachkräften und Projektleitern 

Wenn die Energiewende gelingen soll, muss vor allem der Netzausbau auf allen Spannungsebenen massiv forciert werden. Digital und im Einklang mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Worauf sich gerade Deutschland als Land der Ingenieure dabei verlassen kann, ist unser Know-how, wir haben allerdings auch einen hohen Bedarf an zusätzlichen Fachkräften und Projektleitern.

Ebenfalls knapp ist die Ressource Kapital. Notwendig ist daher, dass die Investitionen in die Energieinfrastruktur wettbewerbsfähig verzinst sind. Zugleich müssen wir die Systemkosten im Auge behalten. Die Bundesregierung sollte sich zum Beispiel die Frage stellen, wie der Ausbau der Erneuerbaren regional gesteuert werden kann und wie entsprechende Anreize aussehen könnten, die dies unterstützen. Energiewende gelingt nur, wenn die Energie auch da ankommt, wo sie gebraucht wird und dabei die Kosten des Gesamtsystems nicht durch die Decke gehen, sodass die Akzeptanz der neuen Energiewelt noch mehr leidet.

Ich bin grundsätzlich zuversichtlich! Eon jedenfalls steht bereit, die Energiewende voranzutreiben. In diesem Jahr werden wir dazu nicht nur weiter nach Kräften den Netzausbau vorantreiben, wir werden uns auch massiv für die Wärmewende einsetzen.

Wir übernehmen auch hier Verantwortung, packen an und übernehmen Führung – mit unserer Expertise, unseren Investitionen und Lösungen. Eon hat auf solidem finanziellem und bilanziellem Fundament sein Investitionsprogramm auf insgesamt 42 Mrd. Euro bis 2028 ausgeweitet. Wir haben den Anspruch, ein führender Treiber und Gestalter der beschleunigten Energiewende in Europa zu sein. 

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