2021 war ein gutes Jahr für das Berliner Unternehmen Enpal . Noch im Juli hatte das Start-up eine C-Series über 100 Mio. Euro bekanntgegeben. Unter den damaligen Investoren war auch Peter Rive, der Cousin von Elon Musk und Gründer der US-Firma Solarcity.
Jetzt investiert Softbank weitere 150 Mio. Euro in den Solaranlagen-Vermieter. Das Geld ist eine Erweiterung der aktuellen Finanzierungsrunde. Mit dem japanischen Fonds habe Enpal-Gründer Mario Kohle bereits Anfang des Jahres in Kontakt gestanden, es war jedoch zu keinem Abschluss gekommen – bis jetzt.
Seit vier Jahren ist Enpal am Markt, es zählt mit seinen rund 1000 Mitarbeitern zu den am schnellsten wachsenden Green-Tech-Unternehmen Europas. „Wir würden am liebsten auf jedem Dach eine Anlage aufstellen“, sagt Enpal-Gründer Mario Kohle. Sein Unternehmen kauft Solaranlagen und vermietet sie an seine Kunden weiter. 10.000 Anlagen hat das Start-up nach eigenen Angaben seit Unternehmensstart aufgebaut. Finanziert werden sie durch Bankkredite.
Bisher nur deutsche Banken
Für die Kunden ein komfortables Geschäftsmodell, sie kriegen Energie vom ersten Tag, an dem die Anlage auf ihrem Dach steht. Enpal kriegt das Geld aus den auf Jahre sicheren Erlösen. Ein Teil der Mietennahmen, die Enpal einsammelt, gehen an die Kreditgeber.
Zu den Investoren gehören neben Musks Cousin auch Hollywood-Star Leonardo DiCaprio und die Zalando-Gründer. Seit Gründung hat das Unternehmen rund 280 Mio. Euro von Investoren erhalten.
Erst im September hat sich Kohle für Enpal eine Refinanzierung in Höhe von 345 Mio. Euro gesichert – erstmals auch mithilfe ausländischer Finanzinstitute wie Blackrock und Pricoa Private Capital. Bis dahin hatte Enpal für seine Refinanzierungen mit deutschen Banken zusammengearbeitet.
Enpal sieht sich als Teil der Energiewende
Für Kohle ist Enpal bereits das zweite Unternehmen, das er groß macht. Davor baute er ein Käuferportal auf, das mittlerweile Aroundhome heißt und zu Prosiebensat.1 gehört. Kohle selbst sagt, dass er mit seinem jetzigen Unternehmen einen Teil zu Deutschlands Energiewende beitragen will.
Sein Konzept, sagt er, könne „man jedem Kind erklären“. Bevor man für jede Kilowattstunde umständlich Zeug zum Verbrennen aus dem Boden holen müsse, wäre es doch einfacher Anlagen aufzubauen, die die Energie langfristig produzieren.
Im Gegensatz zu anderen Energieträgern, meint Kohle, hätten erneuerbare einen besonderen Vorteil: Je mehr Anlagen auf den Dächern stehen, desto günstiger werde die Energie. „Wie günstig, wird sich zeigen“, sagt er.
Heiliges Römisches Reich Deutscher Netzbetreiber
Sicher würde sie aber so günstig, dass es sich gar nicht mehr lohne, an das Verfeuern von Öl und Gas zu denken. „Neben Digitalisierung und moderner Mobilität sind erneuerbare Energiequellen die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts.“ Für das Geschäftsmodell von Enpal sehe er daher eine gute Zukunft.
Noch macht der Markt Unternehmen aber immer mal wieder einen Strich durch die Rechnung. In Deutschland gibt es rund 900 Netzbetreiber, von denen jeder seine eigenen Regeln macht. Es seien nicht die einzelnen Unternehmen, die stören, so Kohle. „Die machen gute Arbeit.“ Doch bei jedem Netzbetreiber müssten die Solaranlagen bisher einzeln angemeldet werden, bei Enpal arbeiten allein dafür 40 Leute. Kohle wünscht sich hier in Zukunft modernere Zustände und spricht in Anlehnung an die deutsche Kleinstaaterei im 19. Jahrhundert von einem „Heiligen Römischen Reich Deutscher Netzbetreiber“.
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