Es ist eine historische Fracht, mit der die „Seliger“ gerade nach Europa fährt. Der 700.000 Barrel fassende Tanker hat die erste Ladung Rohöl an Bord, die der Staat Israel je exportiert hat. Die „Seliger“ sei auf einer schwimmenden Plattform rund 80 Kilometer vor der israelischen Küste beladen worden, teilte der Betreiber des Karish-Gasfelds, der griechische Ölkonzern Energean mit. Man sei „erfreut", erstmals israelisches Öl gefördert und verschifft zu haben. "Zum ersten Mal in der Geschichte israelischer Öl- und Gasförderung wird flüssiger Kohlenwasserstoff auf den Weltmarkt exportiert werden", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Käufer ist ein großer internationaler Ölhändler.
Auf dem globalen Ölmarkt mit einem täglichen Volumen von rund 100 Mio. Fass wird Israel auch in Zukunft nur eine untergeordnete Rolle spielen. Doch für das kleine Land und den historisch von Rohstoff-Konflikten geprägten Nahen Osten ist es ein wichtiger Schritt - symbolisch und wirtschaftlich. Das alte Sprichwort, dass Moses das auserwählte jüdische Volk ausgerechnet an den einzigen Ort in der Region geführt habe, wo es kein Öl gebe, gilt nicht mehr.
Netto-Exporteur bei Erdgas
Neben dem Karish-Gasfeld hat Israel bereits auf dem südlicher gelegenen, größeren Leviathan-Gasfeld Öl gefördert. Das wurde allerdings nicht exportiert, sondern an israelische Raffinerien verkauft.
Zwar wird Israel auch künftig einen Teil seines eigenen Ölbedarfs mit Importen decken müssen, da die eigene Produktion auf absehbare Zeit nicht ausreichen wird und die Raffinerien des Landes neben dem selbstgeförderten leichten auch schweres Rohöl benötigen. Beim Erdgas, das seit einigen Jahren aus mehreren Feldern im Mittelmeer gefördert wird, ist Israel jedoch bereits zum Netto-Exporteur geworden.
Das Öl, das nun vor allem nach Europa verkauft werden soll, ist zwar nur ein Nebenprodukt dieser Gasförderung. Es hilft jedoch entscheidend dabei, Israels Gasfelder in den kommenden Jahren profitabel zu machen. Denn sein Gas kann Israel bislang nur eingeschränkt und auf Umwegen vermarkten. Eine Pipeline ins energiehungrige Europa muss erst noch gebaut werden. Um es als Flüssiggas auf den Weltmarkt zu bringen, muss Israels Gas vorerst per Pipeline nach Ägypten gepumpt, dort verflüssigt und dann verschifft werden. Das Öl kann dagegen direkt von schwimmenden Produktions- und Speicheranlagen in den Förderfeldern im Mittelmeer per Tanker transportiert werden.
Dieser Artikel ist zuerst auf ntv.de erschienen