Der Autobauer VW könnte laut Berechnungen eines Branchenexperten hohe Millionenverluste durch seine derzeitige Rabattaktion in Deutschland einfahren. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research in Bochum schätzt die Verluste des Herstellers durch die bis Ende März laufende Aktion auf 38,5 Mio. Euro. „Die VW-Rabatt-Aktion birgt damit nicht nur ein Gewinn-Risiko, sondern auch ein Preisspiralen-Risiko“, sagte Dudenhöffer. Demnach würde der Wolfsburger Autobauer durch die Nachlässe nicht nur seine Gewinnpläne gefährden, sondern auf Dauer einen Preiskampf anfachen, der zu nicht rentablen Preisen führt. „Dass VW beide Risiken in Kauf nimmt, zeigt wie schwierig der Kampf der traditionellen Autobauer um das Elektroauto ist.“
Mit der Rabattaktion reagierte VW Anfang des Jahres auf die Streichung des bisherigen staatlichen Zuschuss für E-Auto-Käufer. Die Bundesregierung hatte im Dezember das Ende der Förderung überraschend verkündet. Noch bis März gibt es nun die „Volkswagen-Umweltprämie“. Demnach sinken die Preise für den Kompaktwagen ID.3 mit 58-kwH-Batterie gegenüber den vorherigen Listenpreisen um rund 7000 Euro. Das SUV ID.4 wurde sogar um 7700 Euro billiger. Auch für den ID.5 und die nagelneue Limousine ID.7 gelten Abschläge.
Marktführer VW wollte so der schwachen Nachfrage bei E-Autos entgegenwirken. Auch Konkurrenten wie Tesla und BYD aus China haben ihre Preise deutlich gesenkt. Nach Einschätzung von Autoexperten können diese sich aber Preisabschläge eher leisten als VW. Sie müssen anders als VW laut Dudenhöffer daher keine Verluste durch die Rabatte fürchten. „Der Nachfrageeinbruch und der ruinöse Rabattwettbewerb, den sich Tesla und einige Chinesen leisten können, kann der europäischen Autoindustrie die Zukunft rauben“, warnt der Auto-Professor.
VW strebt eigentlich höhere Erlöse je Auto an
Laut seiner Beispielrechnung erwirtschaftet VW mit jedem Fahrzeug vom Typ ID.4 pro mit Entertainmentpaket jetzt rund 3500 Euro Verlust. Bei der bis Mitte Dezember geltenden Prämie seien es rund 1500 Euro Gewinn gewesen. Dudenhöffer legt seinen Berechnungen eine Gewinnmarge von vier Prozent für die Marke VW auf Basis der Zahlen für die ersten sechs Monate 2023 zugrunde. Auf dieser Grundlage berechnet er den Gewinn pro Auto und – unter Einschluss des bisher schon geltenden Eigenanteils der Prämie – den Verlust durch die neuen Rabatte. Für die Gesamtsumme von 38,5 Mio. Euro Verlust im Rabattzeitraum rechnet er mit 11.000 in Deutschland verkauften Fahrzeugen, etwas weniger als im Vorjahr.
Diese Daten zeigen, dass Dudenhöffers Schätzungen nur Näherungswerte sein können – unberücksichtigt bleibt etwa, dass für die vielen Geschäftskunden wahrscheinlich auch bisher schon teilweise höhere Preisabschläge gewährt wurden. Doch zeigen die Zahlen, dass die Marke durch die Rabatte größere Mühe haben wird, ihre aktuellen Gewinnziele zu erreichen. Markenchef Thomas Schäfer stellte im Dezember ein Sparprogramm vor, dessen Ziel es ist, die Gewinnmargen deutlich zu erhöhen. Ein wesentliches Element in diesem Sparprogramm sollten eigentlich höhere Erlöse pro Fahrzeug sein.