Wenn ein Markenname zum Synonym für ein Produkt wird, ist das für den Hersteller ein zweischneidiges Schwert. Zum einen kann es ein Zeichen für die marktbeherrschende Stellung einer Marke sein. Oft war hier ein Produkt ein Vorreiter, der sämtlichen Nachfolgern buchstäblich seinen Stempel aufgedrückt hat. So haben Kunstwörter oder mit neuem Sinn belegte Begriffe den Weg in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden.
Es kann allerdings den Wert einer Marke verwässern, wenn sie als simpler Oberbegriff für eine Warengruppe verstanden wird. Wer statt irgendeines Föhns wirklich einen Fön will, sollte das deutlich dazusagen.
Manchmal aber sind Markennamen derart aus dem Leben gegriffen, dass kaum ein Verbraucher weiß, dass es sich um ein eingetragenes Warenzeichen handelt. Tatsächlich darf nur ein Hersteller in Deutschland „Hüttenkäse“ verkaufen. Alle Anderen müssen mit „körnigem Frischkäse“ vorlieb nehmen.
Diese Marken wurden zu Synonymen:
Plexiglas & Hüttenkäse: Diese Markennamen wurden zu Synonymen
Mit dem Zusatz „Taschentuch“ halten sich die meisten Menschen vermutlich nicht auf, wenn sie um ein Tempo bitten – egal, von welchem Hersteller. Den wenigsten dürfte aber bewusst sein, dass das so erfolgreiche Papiertaschentuch seinen Erfindern von den Nationalsozialisten gestohlen wurde. Die Vereinigten Papierwerke AG hatten Tempo 1929 als Warenzeichen angemeldet. Die jüdischen Besitzer Oskar und Emil Rosenfelder wurden kurz darauf zum Verkauf ihrer Mehrheitsanteile und zur Flucht nach Großbritannien gezwungen. Beide starben bis 1950. Tempo gehört heute neben Zewa zum schwedischen Hygiene- und Gesundheitsunternehmen Essity.
Plexiglas ist derzeit allgegenwärtig. Die transparenten, bruchsicheren Scheiben sollen in Geschäften und Büros vor Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Häufig ist aber gar nicht Plexiglas gemeint, wenn von solchen Schutzscheiben die Rede ist. Plexiglas ist ein Markenname für Acrylglas. Der Werkstoff wurde 1933 vom Chemiker Otto Röhm und seinen Mitarbeitern in Darmstadt erfunden. Die Rechte an der Marke lagen seitdem bei der Evonik Röhm GmbH und seit 2019 bei der Röhm GmbH.
Niemand spricht vom „windowen“, wenn es um den Gebrauch eines PC geht. „Worden“ tut auch kein Mensch bei der Textverarbeitung. „Googeln“ hingegen hat sich als Verb für das Suchen nach Inhalten im Internet durchgesetzt. Ähnliches gilt für andere digitale Dienste wie tindern und skypen, bei denen die deutsche Sprache nur sperrige Umschreibungen zu bieten hatte.
Das wissen wirklich nur Experten: Hüttenkäse ist ein eingetragenes Warenzeichen. Die Marke wurde 1964 von Hochland als Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt registriert. Zu Hochland gehören die Marken Grünländer, Patros, Almette und Gervais. Das direkte englische Äquivalent „Cottage Cheese“ ist im angelsächsischen Raum übrigens frei verfügbar.
Bei Cola handelt es sich hingegen – entgegen vielleicht landläufiger Meinung – nicht um eine Marke. Das Wort wird hierzulande zwar oft als Synonym für Coca-Cola verwendet. Aber auch Pepsi darf sich „Cola“ nennen. „Coke“ hingegen – der in den USA gebräuchliche Kurzname der Brause – ist eine eingetragene Schutzmarke.
Wer einen Fön kauft, meint nicht unbedingt einen Fön. Der Markenname gehörte seit den 50er Jahren der AEG. Nach der Insolvenz übernahm der schwedische Haushaltsgerätehersteller Electrolux die geschützte Modellbezeichnung. Ausschließlich sein Fön wird übrigens ohne H geschrieben. Für alle anderen Haartrockner empfiehlt der Duden die Schreibweise „Föhn“, wie beim gleichnamigen trockenen Fallwind an den Alpen.
Als „Beiersdorf-Kautschuk-Klebefilm“ wäre Tesa nie Teil des deutschen Wortschatzes geworden. Die Beiersdorf AG gab den ursprünglichen Namen des 1935 entwickelten transparenten Klebebands schnell auf. Das Kunstwort „Tesa“ ging auf die leitendende Angestellte des Konzerns, Elsa Tesmer, zurück. Was den Deutschen Tesa ist, ist den Österreichern Tixo. Dieses Klebeband wurde in den 50er Jahren durch die Firma Kores in Wien entwickelt. Die Marke gehört aber mittlerweile zur Tesa-Familie. Viele weitere Büroartikel sind mit ihrem Markennamen zu Synonymen geworden. Dazu gehören Tipp-Ex, Uhu und Post-it.