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Ecolog Diese Firma organisiert den Nachschub des Westens für die Ukraine

Fisnik Demiri, Geschäftsführer von Ecolog Deutschland
Fisnik Demiri, Geschäftsführer von Ecolog Deutschland
© Jann Höfer
Die Unterstützung der ukrainischen Armee durch den Westen erfordert eine gewaltige Logistik. Abgewickelt wird vieles davon von einem deutschen Unternehmen, das kaum jemand kennt

Der Ort ist im Ausnahmezustand, doch dafür wirkt das Stadtoberhaupt erstaunlich entspannt. Rzeszów, 200.000 Einwohner im süd-östlichsten Zipfel Polens, war bis 2022 eher bekannt für sein Schloss aus dem 17. Jahrhundert und für einen der ältesten Fußballvereine des Landes. Doch die Grenze zur Ukraine liegt keine 70 Kilometer entfernt von hier, die Stadt verfügt über einen eigenen Flughafen, und darum steht Rzeszów heute vor allem für eines: dafür, dass ein großer Teil der westlichen Militärunterstützung für das von Russland angegriffene Land hier abgewickelt wird. Den Airport schützen längst mehrere Patriot-Abwehrsysteme, täglich kommen US-Transportflugzeuge mit neuen Lieferungen. Es sind Tausende amerikanische Soldaten in der Stadt, von bis zu 10.000 sprechen die örtlichen Behörden. Hinzu kommen die ukrainischen Flüchtlinge. Es klingt nach einem logistischen Kraftakt.

Doch wer den Stadtpräsidenten von Rzeszów – eine Art Bürgermeister – in seinem altehrwürdigen Rathaus besucht, der trifft auf einen völlig unaufgeregten Mann. „Wir bekommen von den Amerikanern gar nicht so viel mit“, sagt Konrad Fijołek, zurückgelehnt im holzvertäfelten Ratsherrenzimmer mit Blick auf den Marktplatz. Aber Unterbringung, Essen, Reinigung – muss das nicht irgendjemand organisieren? „Das macht alles ein deutsches Unternehmen“, sagt Fijołek. „Mit denen stehen wir im Kontakt.“

Ein deutsches Unternehmen? In Polen? Für die US-Streitkräfte? Was Fijołek hier so lapidar erwähnt, ist erstaunlich – aber längst nichts Ungewöhnliches mehr an den Krisenherden dieser Welt. Ecolog heißt das Unternehmen, das inzwischen aus vielen Konfliktgebieten nicht mehr wegzudenken ist. Ob für die US-Truppen und die Briten im Irak, für die Bundeswehr in Afghanistan, für Uno-Friedenseinsätze in Mali oder jetzt in der Ukraine – überall war oder ist Ecolog mit dabei. Ecolog-Leute errichten Wohncontainer, waschen Wäsche, beschaffen Verpflegung und machen alles, was nichts direkt mit Waffen zu tun hat. Ein Marketender der Moderne. Oder, wie es ein Bundeswehroffizier flapsig nennt: „Gas, Wasser, Scheiße.“

Mülltonnen von Ecolog im Bundeswehrfeldlager Camp Marmal 2010 bei Masar-i-Scharif in Afghanistan
Mülltonnen von Ecolog im Bundeswehrfeldlager Camp Marmal 2010 bei Masar-i-Scharif in Afghanistan
© ddp

12.000 Mitarbeiter hat Ecolog, das vor über 20 Jahren in Düsseldorf gegründet wurde und heute nach eigenen Angaben in über 40 Ländern aktiv ist. Ein Dienstleister – dessen Geschäfte allerdings auch Misstrauen und Kritik hervorgerufen haben.

Das Gebäude, in dem die Europazentrale sitzt, lässt nichts von all dem erahnen. Ein unscheinbarer Bürobau in einem Gewerbegebiet am Stadtrand von Düsseldorf. Nebenan ein Schnäppchenmarkt für Haushaltsgeräte und ein Baustellen-Absperrservice. Als einzigen kleinen Hinweis auf seine zuweilen exotischen Einsatzgebiete leistet sich Ecolog eine Palme vor der Eingangstür. Mehr Blickfang war nicht nötig, man braucht hier keine Aufmerksamkeit um jeden Preis. Es empfängt Fisnik Demiri, ein kräftiger Mann mit kurz geschorenem Haar, Geschäftsführer der Ecolog Deutschland GmbH – die auch das Geschäft in Polen und der Ukraine steuert. „Wann immer irgendjemand an einen ihm unbekannten Ort kommt, kann er anrufen, und wir machen den Rest. Alles außer Waffen und Munition“, sagt Demiri. „Wir sind ein Unternehmen für Krisenmanagement und lebenserhaltende Dienstleistungen.“

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