Europa ist für viele Deutsche nicht nur ideell eine Heimat. Sie nutzen die Niederlassungsfreiheit und haben ihren Wohnsitz in einem anderen Staat auf dem Kontinent. Häufig sind die Liebe oder bessere Jobaussichten der Grund für den Umzug. Rentner werden von niedrigeren Lebenshaltungskosten und schönem Wetter zum Auswandern bewegt. Die Reisebeschränkungen in der Corona-Krise treffen diese Deutschen oft besonders. Sie sind entweder auf unbestimmte Zeit von ihren Familien abgeschnitten oder aufgrund der unsicheren Lagen häufig in die ursprüngliche Heimat zurückgekehrt.
Rund 1,2 Millionen Deutsche lebten 2019 im europäischen Ausland, wie das Statistische Bundesamt zum Europatag im Mai mitteilte . Sie zeigen bei der Wahl des neuen Heimatlandes eindeutige Vorlieben. Die Hälfte von ihnen verteilte sich auf nur drei Länder. Für den Spitzenreiter der Rangliste allein hat sich jeder vierte Expat-Deutsche entschieden.
In diesen europäischen Ländern leben die meisten Deutschen:
In diesen europäischen Ländern leben die meisten Deutschen

Nachbarländer sind naturgemäß ein beliebtes Ziel für auswanderwillige Deutsche. In Dänemark hatten 2019 laut dem Statistischen Bundesamt 25.541 Bundesbürger ihren Wohnsitz. Das bedeutete Platz zehn im europäischen Ranking und war nahezu exakt der doppelte Wert von 1999.

Schweden kam mit 29.213 Deutschen auf Rang neun. Auch hier hat sich die Zahl in den vergangenen 20 Jahren in etwa verdoppelt.

Die hohe Lebensqualität in Italien ist ein guter Grund zum Auswandern. Die schlechte wirtschaftliche Lage und die Sprachbarriere tragen womöglich dazu bei, dass Italien trotzdem als Auswandererziel kaum an Beliebtheit gewonnen hat. Es belegte 2019 mit 37.144 Deutschen den achten Platz. 1999 hatten die Statistiker 35.603 Bundesbürger gezählt.

39.477 Deutsche hatten 2019 ihren Wohnsitz in Belgien (1999: 34.044). Das reichte knapp vor Italien für den siebten Rang.

Die Niederlande kamen mit weitem Abstand vor Belgien auf Platz sechs. 77.092 Deutschen haben sich zuletzt in dem Nachbarland niedergelassen. 1999 waren es noch 54.110 Bundesbürger gewesen.

Der Lockruf Frankreichs ist noch etwas lauter - und über die Rheinbrücke bei Kehl ist der Weg auch nicht weit. 85.231 Deutsche mit Wohnsitz in Frankreich verhalfen dem Land im europäischen Ranking zum fünften Platz. Ihre Zahl nahm im Vergleich zum Vorjahr aber ab. 2018 hatten noch 90.101 Deutsche in Frankreich gewohnt.

Spanien ist das erste Land der Rangliste, das die Marke von 100.000 Auslandsdeutschen überspringt. Die Statistikbehörde Eurostat zählte im vergangenen Jahr 138.321 Deutsche mit Wohnsitz in Spanien (2018: 138.777). Die Ferieninsel Mallorca dürfte bei der Platzierung eine entscheidende Rolle spielen. Allerdings hat das südeuropäische Land für deutsche Auswanderer an Glanz verloren. Bis 2012 war es europaweit das zweitbeliebteste Land, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

2019 hatten 142.368 Deutsche ihren Wohnsitz im Vereinigten Königreich. Das waren ungefähr doppelt so viel wie vor 20 Jahren. Im Jahr des Brexits sank die Zahl der Bundesbürger allerdings deutlich um neun Prozent oder rund 142.000 Personen. Ein wichtiger Grund war sicherlich der unklare Aufenthaltsstatus für EU-Bürger. Einige Deutsche sind aber schlicht Briten geworden. 2018 haben rund 4800 Bundesbürger die britische Staatsbürgerschaft erworben.

Österreich ist hingegen ist als Ziel für deutsche Auswanderer beliebter geworden. Ihre Zahl stieg 2019 binnen eines Jahres um rund drei Prozent auf 192.426. Von der räumlichen Nähe und der fehlenden Sprachbarriere profitiert auch der Spitzenreiter des Rankings.

Die Schweiz ist in Europa die erste Wahl für deutsche Auswanderer. 306.188 von ihnen hatten 2019 in der Alpenrepublik ihren Wohnsitz, womöglich auch aus Steuergründen. „Die Zahl der Deutschen nimmt dort seit Jahren zu, gegenüber 2018 betrug der Zuwachs 0,5 Prozent beziehungsweise rund 1600 Personen“, teilte das Statistische Bundesamt mit. 1999 hatten lediglich 98.934 Deutsche in der Schweiz gelebt.