In manchen Metropolen der Welt ist es gang und gäbe, dass der Horizont im Smog verschwindet. Bewohner Seouls beispielsweise haben schon vor der Corona-Pendemie bei hoher Feinstaubbelastung im Freien Gesichtsmasken getragen. Ganz so schlimm ist es um die Luftqualität in europäischen Hauptstädten noch nicht bestellt. Aber schlechte Luft ist auch in der Europäischen Union ein Gesundheitsrisiko und kann damit zum Standortfaktor werden.
Feinstaub sind Partikel, die einen Durchmesser von weniger als zehn Mikrometer haben. Sie sinken aufgrund ihrer geringen Größe nicht sofort zu Boden. Als besonders gefährlich gelten Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Sie können die Lunge schädigen oder zu Herz- und Kreislauferkrankungen führen. Der im Feinstaub enthaltene Ruß gilt zudem als stark krebserregend.
Städte mit der schlechtesten Luft
Feinstaub gelangt in erster Linie durch den Autoverkehr und Gebäudeheizungen in die Luft. Weniger signifikant sind laut dem Umweltbundesamt Produktionsprozesse (vor allem Herstellung von Metallen und mineralischen Produkten) sowie Emissionen von Gewerbe, Handel und Landwirtschaft.
Im direkten Vergleich der EU-Hauptstädte spielt natürlich ihre Einwohnerzahl eine entscheidende Rolle. Bei vielen Vertretern dieser Rangliste ist die Größe aber nicht der Grund für die enorme Belastung mit Feinstaub. Diese Hauptstädte der EU haben die schlechteste Luft .
Europäische Hauptstädte mit der schlechtesten Luft
Die Luft in Dublin ist vergleichsweise schlecht. Dublin kommt in der Datenbank „Urban Data Plattform Plus“ der Europäischen Kommission unter den EU-Hauptstädten mit den höchsten PM2,5-Emissionen aktuell auf Platz zehn. Für 2020 weist die Statistik einen jährlichen Feinstaubwert von 1360 Tonnen aus. Das ist etwa ein Viertel mehr als in Berlin, obwohl die deutsche Hauptstadt mehr als doppelt so viele Einwohner zählt. Dublin liegt in der Statistik vor Budapest (1220 Tonnen) und Rom (1150 Tonnen).
Kopenhagen gehört zu den EU-Hauptstädten mit der geringsten Feinstaub-Belastung. Damit bildet die dänische Hauptstadt in Skandinavien allerdings die Ausnahme. Helsinki (rund 630.000 Einwohner) belegt mit 1550 Tonnen Feinstaub pro Jahr auf Platz acht der Hauptstädte mit der schlechtesten Luftqualität.
Die drei Hauptstädte mit der höchsten Feinstaub-Belastung sind leider eine Klasse für sich. Warschau kommt mit 6350 Tonnen fast auf den dreifachen Wert des Nächstplatzierten Madrid. Wäre das Vereinigte Königreich noch in der EU, würde sich London mit 4240 Tonnen PM2,5-Emissionen zwischen den beiden Metropolen platzieren.
Auf Platz zwei wird der Wert des Nachfolgers erneut fast verdreifacht. Die Datenbank der Europäischen Kommission verzeichnet für Paris' zehn Millionen Einwohner einen Feinstaub-Wert von 16.800 Tonnen. Das bedeutet nicht nur unter den Hauptstädten, sondern unter allen gelisteten Städte der EU den zweiten Platz. Allerdings hat Paris die Feinstaub-Belastung deutlich gesenkt. Die Metropole lag 2015 noch mit 20.720 Tonnen unter allen erfassten EU-Städten auf Platz eins.
Die mit Abstand schlechteste Luft in EU-Städten atmen die 3,2 Millionen Bewohner von Athen. Die griechische Hauptstadt liegt mit 18.200 Tonnen auf Platz eins der Feinstaub-Negativliste. Im Gegensatz zu Paris ist hier kaum ein Fortschritt zu erkennen. 2015 verzeichnete die Europäische Kommission für Athen 19.530 Tonnen Feinstaub pro Jahr.