Staaten prägen die Weltwirtschaft nicht nur über Steuern, Subventionen oder öffentliche Aufträge. Sie kontrollieren auch einige der größten Unternehmen der Welt, zumindest, wenn es um die Vermögenswerte geht. Zwar haben viele Regierungen Staatsunternehmen in den vergangenen Jahrzehnten privatisiert. Es bleiben aber international etliche Konzerne, die bei der Höhe ihres Gesamtvermögens Riesenunternehmen der Privatwirtschaft in den Schatten stellen können.
Größte Staatsunternehmen weltweit
Wer glaubt, dass auf der Liste der größten Staatsunternehmen nur Vertreter aus China zu finden sind, irrt. Die Spitzenreiter werden von der US-Regierung kontrolliert – und haben sich in der Vergangenheit durch katastrophale Geschäftspraktiken hervorgetan. Dieses Ranking basiert auf der Auswertung des Sovereign Wealth Fund Institute (SWFI). Der Analysedienst mit Sitz in Seattle hat dazu die Gesamtvermögenswerte von 80 Unternehmen gewichtet. Berücksichtigt wurden auch börsennotierte Firmen, die sich mehrheitlich im Besitz von Staatsunternehmen befinden. Das Gesamtkapital der 80 gelisteten Firmen belief sich den Angaben zufolge auf 9,8 Billionen US-Dollar. Fast die Hälfte entfiel laut dem Ranking allein auf die Nummer eins der Liste.
Dies sind laut dem SWFI die größten Unternehmen weltweit, die sich im Besitz des Staates befinden:
Die größten Staatsunternehmen der Welt
Die Federal Deposit Insurance Corporation kam im Ranking des Sovereign Wealth Fund Institute auf Platz zehn der weltweit größten Unternehmen im Staatsbesitz. Das Gesamtvermögen wurde mit 118,7 Mrd. US-Dollar angegeben. Die Federal Deposit Insurance Corporation ist ein Einlagensicherungsfonds der Vereinigten Staaten. Er wurde 1933 ins Leben gerufen und sollte nach der Weltwirtschaftskrise das Vertrauen in die Banken wiederherstellen. Die FDIC sprang auch im Zuge der Finanzkrise 2008 ein, aber dazu später mehr.
Die Kontrolle der chinesischen Regierung manifestiert sich direkt in den Eigentümerverhältnissen einiger der größten Konzerne des Landes. Die staatliche China Railway Engineering Corporation hält die Mehrheit an der China Railway Group Limited. Die CRGL kam mit einem Gesamtvermögenswerten in Höhe von 129,6 Mrd. Dollar auf Platz des Rankings. Der Baukonzern, einer der größten weltweit, war 2007 an die Börse gegangen.
Auf Platz acht folgte mit der China Communications Construction Group ein weiterer börsennotierter Baukonzern, der mehrheitlich im Besitz der chinesischen Regierung ist. Zu den ersten Investoren nach dem Börsengang 2006 soll Milliardär Li Ka Shing gehört haben. SWFI bezifferte die Vermögenswerte auf insgesamt rund 139,6 Mrd. Dollar.
Das riesige Schienennetz in der Volksrepublik sorgte für gleich mehrere Vertreter in den Top 10. Mit 140,9 Mrd. Dollar auf Platz acht kam im Ranking das Bauunternehmen China Railway Construction Corporation. Die Holdinggesellschaft befindet sich in Staatsbesitz. Der Konzern beteiligte sich auch am Bau der Stadien für die Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022.
Neben dem Transport von Personen und Gütern auf den Schienen ist die Telekommunikation eine weitere Branche, die in China eines der weltweit größten Unternehmen in Staatsbesitz hervorgebracht hat. Das SWFI führte die China Mobile Communications Corporation mit 223,3 Mrd. Dollar an Vermögenswerten auf Platz sechs. China Mobile, einst: China Telecom, ist gemessen an den Vermögenswerten und der Kundenzahl der größte Mobilfunkanbieter der Welt. Hauptaktionär ist eine staatlich kontrollierte Holding.
Auch Kanada ist auf der Liste vertreten. Die Canada Mortgage and Housing Corporation fungiert als der staatliche Wohnungsvermittler des Landes. Er ist unter anderem in den Bereichen Hypothekenkreditversicherung und betreutes Wohnen aktiv. Die CMHC wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um Veteranen bei der Suche nach einer Unterkunft zu helfen. Heute belaufen sich die gesamten Aktiva laut der Analyse auf 244,6 Mrd. Dollar. Das entspricht fast den Vermögenswerten des US-Energieversorgers General Electric.
Apropos Energie: Europa ist nur mit einem Staatskonzern in den Top 10 vertreten, dafür aber weiter oben auf Platz vier. Die Électricité de France SA gehört zu den größten Stromerzeugern der Welt. Das börsennotierte, staatlich dominierte Unternehmen verfügte laut SWFI zuletzt über Vermögenswerte von insgesamt rund 323,9 Mrd. Dollar. „Forbes“ führte den Energiekonzern im Ranking „The Global 2000“ der größten Aktienunternehmen auf Platz 210. Die EDF meldete für das erste Halbjahr 2021 einen Umsatz von 39,6 Mrd. Euro, 13,7 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Der Gewinn (EBITDA) stieg sogar um 29,8 Prozent auf 10,6 Mrd. Euro.
Auf Platz drei ist mit der Dominanz Chinas auf dieser Rangliste Schluss. Fünf der zehn größten Staatsbetriebe entfielen im SWFI-Ranking auf die Volksrepublik. Spitzenreiter gemessen an den Vermögenswerten war demnach der Ölkonzern China National Petroleum Corporation mit 600,8 Mrd. Dollar. Damit war der den Angaben zufolge größte Staatsbetrieb Chinas aber meilenweit von den beiden Spitzenreitern des Rankings entfernt.
Die Federal Home Loan Mortgage Corporation sagt vielen Menschen vermutlich wenig. Anders sieht das mit ihrem anderen Namen aus: Freddie Mac. Die Hypothekenbank soll eigentlich für Stabilität am Wohnungsmarkt sorgen, indem sie Hypotheken von Banken und anderen Schuldnern übernimmt. 2008 aber gehörte Freddie Mac zu den Protagonisten der Finanzkrise. Das börsennotierte Unternehmen hatte laut dem Ranking zuletzt wieder Vermögenswerte in Höhe von 2,2 Billionen Dollar angehäuft. „Forbes“ führte die Bank 2021 bei den Vermögenswerten weltweit auf Platz zwölf. Aber auch der Zweitplatzierte lag weit hinter dem Spitzenreiter dieser Liste.
Der andere Protagonist der Finanzkrise, die mit US-Hypotheken begann und sich weltweit ausbreitete, war Fanny Mae. Diesen Namen finden wir auf Platz eins des Rankings wieder. Dahinter verbirgt sich die Federal National Mortgage Association, eine weitere US-Hypothekenbank. Ihre Vermögenswerte summierten sich laut SWFI auf knapp 4,0 Billionen Dollar. Das war fast die Hälfte der Gesamtsumme der 80 größten staatlichen Unternehmen weltweit. 2021 konnten laut „Forbes“ nur drei der 2000 größten börsennotierten Unternehmen weltweit höhere Aktiva vorweisen. Die US-Regierung hatte Fanny Mae und Freddie Mac während der Finanzkrise mit einem Rettungskredit in dreistelliger Mrd.höhe vor dem Bankrott gerettet. Beide Hypthekenbanken sind keine Staatsunternehmen, sondern werden vom Staat gefördert. Seit 2008 wacht die Federal Housing Finance Agency (FHFA) über das Geschäftsgebaren der börsennotierten Firmen.