Die Ampelkoalitioin ist auf der Suche nach Geld. Für verschiedene Dinge, darunter auch die dringend benötigte Sanierung des Schienennetzes der Deutschen Bahn. Am Dienstagabend verkaufte deshalb der Bund einen Teil seiner Beteiligung an der Deutschen Post.
Zuständig für den Verkauf ist die staatliche Förderbank KfW. Sie verkaufte ein Paket von insgesamt 50 Millionen Aktien der Deutschen Post DHL im Wert von 2,17 Mrd. Euro an institutionelle Investoren aus Deutschland und dem Ausland. Damit kommt das Bundesfinanzministerium seinem ausgewiesenen Ziel von 4 Mrd. Euro Einnahmen in diesem Jahr durch den Verkauf von Bundesbeteiligungen einen großen Schritt näher. Die Staatsbeteiligung an der Post sinkt dadurch von 20,5 auf 16,5 Prozent, der Bund bleibt aber größter Anteilseigener.
Während das Bundesfinanzministerium mitteilte, dass der Bund mit der Transaktion seine verantwortungsvolle Privatisierungspolitik von Unternehmen fortsetze, an denen kein wichtiges Bundesinteresse bestünde, äußerte sich die Gewerkschaft ver.di kritisch. „Hier wird Tafelsilber verscherbelt, um selbstverschuldete Löcher im Bundeshaushalt zu stopfen“, so Verdi-Vizechefin Andrea Kocsis. Stattdessen sollte „eine nachhaltige Beteiligungspolitik mit sicheren Dividendeneinnahmen“ betrieben werden, um den Einfluss auf die kritische Infrastruktur dauerhaft zu sichern.
Bund hält Anteile von 117 Unternehmen
Die Post ist bei weitem nicht die einzige Beteiligung des Bundes an einem Unternehmen. Allein die Zahl an unmittelbaren Beteiligungen beläuft sich auf 117 (Stand 2022), darunter zum Beispiel die Deutsche Telekom. Folglich hat die Bundesregierung eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihre Anteile zu Geld zu machen und so die restlichen knapp 2 Mrd. Euro einzunehmen.
Die staatlichen Anteile sind verteilt auf ein breites Spektrum an Unternehmen – von Infrastruktur über Wissenschaft bis Verteidigung. All diese Unternehmen haben gemeinsam, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, ein konkretes Bundesinteresse zu erfüllen, dem der Bund nicht auf andere Weise besser oder wirtschaftlicher nachkommen kann.
Anleger könnten profitieren
Aus der Vielzahl an Unternehmen mit staatlicher Beteiligung scheint insbesondere die Telekom attraktiv für eine weitere Veräußerung von Aktien. Der Bund hält zusammen mit der KfW gut 30 Prozent der Anteile am Unternehmen, die aktuell mit mehr als 36 Mrd. Euro bewertet werden. Zu der Spekulation, ob die Telekom tatsächlich eines der nächsten Unternehmen sein könnte, das stärker privatisiert werden soll, wollte die KfW auf Capital-Anfrage keine Aussage treffen.
Generell könnten die dann aller Wahrscheinlichkeit nach zumindest temporär sinkenden Kurse für Anleger eine attraktive Möglichkeit zum Investieren sein. Der Aktienkurs der Deutschen Post fiel von Dienstag- auf Mittwochabend um rund 3,5 Prozent und macht den Titel für Neuaktionäre spannend.
Per-Ola Hellgren, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), hatte schon vor dem Teil-Verkauf der Bundesanteile eine Kaufempfehlung für die Aktie gegeben: „Die aktuelle Kursschwäche vergrößert das Potenzial des Titels noch weiter, insbesondere weil sie nicht mit der operativen Performance des Unternehmens zusammenhängt“, so Hellgren zu Capital. Dem Analysten zufolge sagt der Verkauf nichts über die Qualität der Deutschen Post als Unternehmen aus. „Aus strategischem Blickwinkel gibt es dadurch keinen Einfluss auf das Geschäft des Unternehmens.“
Auch Uniper könnte aus der Sicht des Bundesfinanzministeriums für eine Teil-Privatisierung in Betracht gezogen werden. Der Gasimporteur wurde 2022 in der Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verstaatlicht, hat sich aber längst wieder berappelt. Der Bund muss seine Beteiligung von 99 Prozent auf Geheiß der EU-Kommission bis spätestens 2028 bis auf 25 Prozent plus eine Aktie reduzieren. Auch hier könnte der Ausstieg nach Expertenmeinungen noch in diesem Jahr eingeleitet werden.