Manchmal kann ein Skandal für etwas gut sein. Dann nämlich, wenn die Verantwortlichen dazulernen und Verbesserungen anstoßen. Nicht selten aber ist ein Skandal lediglich das Symptom eines grundlegenden Problems. Das kann von mangelnder Qualitätskontrolle bis hin zu kriminellen Strukturen in einem Konzern reichen. Manche Skandale werden im Rückblick zur amüsanten Anekdote, andere sind auch Jahre später noch nicht ausgestanden.
Ergo, ADAC und Co.
Einer der Skandale, der wahrscheinlich die höchsten Wellen schlug, war die Reise einiger Mitarbeiter der Hamburg-Mannheimer und der Ergo-Gesellschaft. In einer Budapester Terme durften sich die Angestellten, für die die Reise als Belohnung für ihre Verdienste im vergangenen Jahr angedacht war, mit Prostituierten vergnügen. Nach Angaben einiger Teilnehmender sollen damals bis zu 100 Prostituierte anwesend gewesen sein.
Die Vorstellung, dass es in großen deutschen Unternehmen immer professionell zu geht, erscheint beim Anblick des Rankings der größten deutschen Wirtschaftsskandale höchst fraglich. Allein in der jüngeren Vergangenheit gab es einige Skandale. Man erinnere sich nur an den ADAC-Skandal, bei dem in einer Mitgliederbefragung für die Auszeichnung "Gelber Engel" die Ergebnisse manipuliert wurden. Im Bestechungsskandal rund um Samsung wurden zuletzt langjährige Haftstrafen gegen die verantwortlichen Manager ausgesprochen. In der Datenaffäre um Facebook wurden Unmengen von Benutzerdaten illegal weitergegeben und die Dieselaffäre scheint, mehr als 2 Jahre nach dem Bekanntwerden der manipulierten Abgassoftware, immer noch nicht richtig aufgearbeitet worden zu sein.
Fehltritte von Unternehmen bestimmen die Schlagzeilen in den Nachrichten und sind zum Teil von enormer Tragweite für Politik und Gesellschaft. Die Liste der verschiedenst gearteten Vergehen könnte man ewig fortführen.
Wir blicken auf einige der größten Wirtschaftsskandale zurück.

#6 VW-Skandal: Lustreisen auf Firmenkosten, geheime Boni, Schmiergeld: 2005 erschütterte ein Korruptionsskandal VW, Niedersachsen und die gesamte deutsche Wirtschaft. Der mächtige Betriebsratschef Klaus Volkert musste
wegen der Affäre in Haft. Der damalige Personalvorstand Peter Hartz und VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer erhielten Bewährungsstrafen.

#5 Telekom-Spitzelaffäre 2008 wurde bekannt: Die Telekom hatte Journalisten und eigene Aufsichtsratsmitglieder bespitzelt. Durch
die rechtswidrige Auswertung von Telefondaten sollte herausgefunden werden, wie vertrauliche
Unternehmensdaten an die Medien gelangt waren. Der frühere Sicherheitschef übernahm vor Gericht die Verantwortung für die Affäre. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt.
Ermittlungen gegen die damaligen Top-Manager Kai-Uwe Ricke und Klaus Zumwinkel wurden eingestellt.

#4 Elchtest: Zur Markteinführung war der Imageschaden für die A-Klasse von Mercedes-Benz bereits da. Ein
schwedischer Autotester hatte beim absichtlich abrupten Ausweichmanöver – landläufig als „Elchtest“ bekannt – den neuen Kompaktwagen umgeworfen. „Was zunächst wie ein Rückschlag für Mercedes-Benz
wirkt, wird zum Triumph“, bilanzierte das Unternehmen rückblickend. Der Autobauer machte nämlich das
Elektronische Stabilitäts-Programm ESP ab 1997 zum Standard.

#3 Galaxy Note 7: Samsung war 2016 auf dem besten Weg, mit dem neuen Galaxy Note 7 weiter an Marktführer Apple
heranzukommen. Nach Vorverkaufsrekorden kam der Offenbarungseid. Samsung rief alle Geräte zurück
und stellte die Produktion schließlich ein. Der Grund: Defekte Akkus waren in Flammen aufgegangen.
Fluggesellschaften untersagten die Nutzung des Note 7 an Bord. Analysten schätzten den finanziellen
Schaden für Samsung auf 17 Milliarden US-Dollar – vom Imageverlust gar nicht zu reden.

#2 Überwachungsaffäre bei Lidl: 2008 deckte der „Stern“ auf: Beim Lebensmitteldiscounter Lidl waren Mitarbeiter systematisch bespitzelt worden. In vielen Filialen hatten Detektive auch per Videoüberwachung beispielsweise die Zahl der Toilettengänge protokolliert. Das Liebesleben wurde ebenfalls ausgespäht. Nicht nur die Angestellten, auch Kunden wurden Opfer der Überwachung. Lidl räumte Versäumnisse ein und zahlte Mitarbeitern eine
„Prämie“.

#1 Dieselskandal: Und schon wieder Volkswagen. Am 18. September 2015 machen Umweltbehörden in den USA publik, dass der Autobauer mithilfe einer illegalen Abschalteinrichtung die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen
manipuliert hat. Nur durch diesen Betrug – unverständlicherweise gern verharmlosend als „Schummelei“
bezeichnet – konnten VW-Fahrzeuge gesetzliche Grenzwerte einhalten. „Dieselgate“ kostete Konzernchef
Martin Winterkorn den Job. Am Ende konnten Abgasaffäre und drohende Fahrverbote die VW-Bilanz aber
nicht trüben.