Familienunternehmen werden oft im Mittelstand verortet. Dabei haben beim größten Konzern der Welt die Nachfahren des Gründers das Sagen. Qualität, Tradition und Weitblick werden in familiengeführten Firmen naturgemäß oft großgeschrieben. Kommt dann der nötige Drang zur Innovation dazu, kann ein Familienunternehmen auch über 100 Jahre nach der Gründung Branchenführer sein. Besonders erfolgreich sind familiengeführte Unternehmen in den USA und Deutschland. Auf sie entfallen im Ranking der größten Familienunternehmen der Welt von EY und der Universität St. Gallen neun der zehn Top-Plätze.
Die erfolgreichsten Familienunternehmen weltweit
Für den „Family Business Index“ wurden 500 Firmen nach ihrem Umsatz bewertet. Die Analysten berücksichtigten Firmen, die sich zu einem beträchtlichen Teil im Familienbesitz befinden (über 50 Prozent bei Privatfirmen und mindestens 32 Prozent bei Aktiengesellschaften) und in denen mindestens ein Familienmitglied in der Firmenleitung oder im Vorstand aktiv ist. Unternehmen mit Gründer-CEOs wurden außer Acht gelassen. Für die Experten handelt es sich erst dann um ein wahrhaft familiengeführtes Unternehmen, wenn Kinder oder Nichten und Neffen des Gründers das Ruder übernehmen. Das jüngste Unternehmen in den Top 10 wurde 1962 gegründet.
Die dritte Auflage des „Family Business Index“ wurde 2019 veröffentlicht. Die Experten attestierten Familienunternehmen ein stärkeres Wachstum. Ihr Gesamtumsatz stieg demnach im Vergleich zum vorherigen Ranking aus dem Jahr 2017 um 9,9 Prozent. Das der Fortune-500-Konzerne habe sich im selben Zeitraum lediglich um 8,6 Prozent erhöht.
Dies sind die größten Familienunternehmen der Welt
Die größten Familienunternehmen der Welt
Die aktuelle Ausgabe des „Family Business Index“ hat viele Newcomer aus Deutschland verzeichnet. Dazu gehörte die Robert Bosch GmbH. Sie konnte sich mit 94,63 Milliarden US-Dollar gleich auf Rang zehn der umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt platzieren. Der Konzern ist den Angaben zufolge zu 99,0 Prozent im Besitz der Familie des Firmengründers. Im Aufsichtsrat war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Rangliste ein Familienmitglied vertreten. Bosch wurde 1886 gegründet und ist das zweitälteste Unternehmen in den Top 10.
Platz neun geht ebenfalls nach Deutschland. Die Schwarz Group, zu der Lidl und Kaufland gehören, wird in dem Index mit einem Jahresumsatz von 109,65 Milliarden Dollar geführt und ist das erste Unternehmen der Rangliste, das in den dreistelligen Bereich vorstößt. Die 1930 gegründete Gruppe ist vollständig im Besitz der Familie Schwarz. Aus ihren Reihen stammen auch alle drei Mitglieder des Vorstands.
Der US-Lebensmittelkonzern Cargill ist ebenfalls zu hundert Prozent in Familienbesitz. Die 1865 gegründete Firma kam in der Rangliste mit 109,70 Milliarden Dollar Umsatz auf Platz acht der größten Familienkonzerne der Welt. Cargill ist gemessen am Umsatz das größte Privatunternehmen der USA.
Manche Familienunternehmer sind weniger für ihre wirtschaftlichen Erfolge bekannt. Die Brüder Charles und David Koch haben als milliardenschwere Unterstützer der Tea-Party-Bewegung in der Republikanischen Partei international Bekanntheit erlangt. Die Söhne des Firmengründers haben jeweils 42 Prozent des Öl- und Chemiekonsortiums kontrolliert. Der Anteil von David Koch ging nach seinem Tod 2019 an seine Ehefrau und Kinder über. Julia Koch wurde damit auf einen Schlag zur drittreichsten Frau der Welt. Der Umsatz von Koch Industries wurde in dem Ranking auf 110,00 Milliarden Dollar taxiert. Zwei Mitglieder der Familie saßen im Aufsichtsrat. Mit Charles Koch ist auch der Posten des CEO Familiensache, eine Seltenheit unter den größten Familienkonzernen der Welt.
BMW wird im aktuellen „Family Business Index“ mit einem Umsatz von 118,80 Milliarden Dollar auf Platz sechs geführt. 46,82 Prozent der Anteile der Aktiengesellschaft befanden sich demnach im Besitz der Quandt-Familie, zwei Familienmitglieder saßen im Aufsichtsrat des 1916 gegründeten Autobauers. Übrigens stammte jedes zweite Unternehmen der Top 10 aus dem Bereich „Fortschrittliche Fertigung/Mobilität“. Daran hatte die deutsche Autobranche maßgeblichen Anteil.
Aber auch ein Autobauer aus den USA hat es unter die zehn größten Familienunternehmen der Welt geschafft. Die 1903 gegründete Ford Motor Company belegte mit 156,78 Milliarden Dollar Umsatz Platz fünf. 40,0 Prozent der Aktiengesellschaft befinden sich laut EY und der Universität St. Gallen im Besitz der Nachfahren von Henry Ford. Zwei sitzen im Aufsichtsrat von Ford.
Nur eine Firma konnte die Vormacht der Familienunternehmen aus Deutschland und den USA aufbrechen. Das gelang der Exor-Holding, die sich laut dem Ranking zu 52,99 Prozent im Besitz der Nachfahren von Fiat-Gründer Giovanni Agnelli befindet. Beteiligungen an FCA (Fiat Chrysler Automobiles), Ferrari, Juventus Turin oder „The Economist“ führten demnach zu einem Jahresumsatz von 170,82 Milliarden Dollar.
Firmen unter Gründer-CEOs sollten eigentlich nicht auf dieser Liste von Familienunternehmen auftauchen. Investorenlegende Warren Buffet hat bei Berkshire Hathaway weiterhin die Zügel fest in der Hand. Weil aber sein Sohn Howard Buffet mit im Vorstand sitzt, zählen EY und die Universität St. Gallen die 1955 gegründete Holdinggesellschaft als Familienunternehmen. Der Umsatz von 242,14 Milliarden Dollar bedeutete weltweit Platz drei.
Volkswagen ist im „Family Business Index“ mit 287,90 Milliarden Dollar das zweitgrößte Familienunternehmen der Welt und hierzulande die Nummer eins. Die Nachfahren des Firmengründers Ferdinand Porsche halten demnach 52,2 Prozent an dem 1937 gegründeten Autokonzern. Im Aufsichtsrat sitzen Ferdinand Oliver und Wolfgang Porsche sowie Hans Michel Piëch. Anton Piëch war der Schwiegersohn Ferdinand Porsches.
Der größte Konzern der Welt ist ein Familienunternehmen. Der US-Einzelhandelsgigant Walmart führt die Rangliste mit 485,87 Milliarden Dollar Umsatz an. Die Familie des Gründers Sam Walton hält den Angaben zufolge 50,83 Prozent der Anteile an dem börsennotierten Unternehmen und ist mit drei Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten. Drei der zehn größten Familienkonzerne stammten aus der Kategorie „Konsum/Einzelhandel“. Walmart hat seine Vormachtstellung seit Veröffentlichung des Rankings ausgebaut. Die Umsätze des Konzerns waren 2019 auf 524,0 Milliarden Dollar gestiegen, unter anderem wegen eines Booms beim Online-Handel. Und ehe nicht Jeff Bezos eines seiner vier Kinder oder Nichten und Neffen an der Spitze von Amazon platziert, dürfte Walmart der Titel des größten Familienunternehmens so schnell niemand streitig machen dürfen.