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Trump-Coin-Event Die deutschen Teilnehmer an Trumps Krypto-Dinner

Ein Teilnehmer auf dem Weg zu Trumps Krypto-Dinner am 22. Mai, begleitet von Protesten der Aktivistengruppe „Our Revolution“
Ein Teilnehmer auf dem Weg zu Trumps Krypto-Dinner am 22. Mai, begleitet von Protesten der Aktivistengruppe „Our Revolution“
© Associated Press / Kevin Wolf / Picture Alliance
Ende Mai lud US-Präsident Donald Trump Besitzer seines Memecoins zum Dinner nach Washington. Darunter waren nach Capital-Informationen mindestens vier Deutsche

Das illustre Krypto-Dinner, das das mit US-Präsident Donald Trump verbundene Meme-Coin-Projekt Ende Mai für die größten Eigner der Kryptowährung veranstaltet hat, steht weiter in der Kritik. Dabei geht es auch um die Identität der mehr als 200 Teilnehmer, die offenbar ganz überwiegend nicht aus den USA stammen. 

Der demokratische Abgeordnete Jeremy Raskin hat das Weiße Haus aufgefordert, eine Liste der Namen öffentlich zu machen und über die Herkunft der Gelder Auskunft zu erteilen, die zum Kauf der Trump-Münzen verwendet wurden – es gelte zu verhindern, „dass illegale Zuwendungen ausländischer Regierungen ohne Zustimmung des Kongresses“ an Trump flössen. Es müsse klar sein, „wer unserem Präsidenten Millionen von Dollar in die Tasche steckt, damit wir herausfinden können, was sie – abgesehen von praktisch wertlosen Memecoins – für all dieses Geld bekommen“.

Durch die Recherchearbeit von US-Medien sowie freimütige Social-Media-Posts einiger Teilnehmer sind inzwischen eine Reihe von Namen bekannt. Darunter ist der schillernde Kryptomogul Justin Sun, der die meisten Trump-Coins besitzt. Gegen den in China geborenen Investor, der im vergangenen Jahr für 6 Mio. Dollar ein Bananenkunstwerk erst kaufte und dann verspeiste, ermittelte die US-Börsenaufsicht SEC. Nach Trumps Amtsübernahme wurde das Verfahren vorerst gestoppt. Dass Sun aktuell mehr als 20 Mio. Dollar in Trump-Coins hält und weitere 75 Mio. Dollar in das zweite Krypto-Projekt der Trump-Familie, World Liberty Financial, investiert hat, dürfte ihm dabei nicht geschadet haben.

Trump hat die Kryptowelt nicht nur als ergiebige Finanzhilfe für Wahlkämpfe entdeckt, er und seine Söhne verdienen an den verschiedenen Unternehmungen auch prächtig. Nach einer Kalkulation von Forbes hat der Präsident mit den Kryptogeschäften sein Vermögen um etwa 1 Mrd. Dollar steigern können.

Ein Dinner voller Ausländer

Um bei dem Dinner im Mai dabei sein zu können, musste eine gewisse Menge an Trump-Token über einen bestimmten Zeitraum gehalten werden. Laut NBC investierten die Top-Eigner dafür zwischen 50.000 und knapp 38 Mio. Dollar in Coins, insgesamt dürften gut 150 Mio. Dollar an Token-Käufen für das Dinner zusammen gekommen sein.

Der Verdacht: Wer in die Krypto-Coins des Präsidenten investiert, könnte sich damit Einfluss oder Gefälligkeiten erkaufen. „Trumps Geschäfte mit Kryptowährungen scheinen die größten Interessenkonflikte und Möglichkeiten für Korruption zu bieten, die es je für einen Präsidenten gab“, sagte der ehemalige Chefsyndikus der US-Wahlkommission Larry Noble dem Guardian. Besonders beunruhigt Experten die Tatsache, dass offenbar viel Geld aus dem Ausland in Richtung Trump-Familie geflossen ist.

Laut einer Auswertung der Krypto-Expertin Mollie White lassen sich 23 der 25 Wallets mit den größten Trump-Coin-Beständen Nicht-US-Bürgern zuordnen. Von den ungefähr 220 Teilnehmern an dem Dinner gelte das für fast drei Viertel, so White.

Nach Capital-Informationen gehörten zu den Gästen auch mindestens vier Deutsche. Darunter ist der Kryptoinvestor Michael Raumann, ausweislich seiner Linkedin-Seite Gründer der Firma CryptoInvest GmbH und zuvor Senior Executive Partner der Kölner CryptoTec AG (in früheren Pressemitteilungen wurde er auch als Gründer bezeichnet). Raumann erlangte unter anderem Bekanntheit als Lebensgefährte der Schauspielerin Mariella Ahrens; die Beziehung ging 2020 in die Brüche.

Weltreisender auf dem Weg zu Trump

Dem Branchenportal BTC-Echo sagte Raumann, wer in dem Dinner einen Korruptionsversuch sehe, sei „entweder enttäuscht vom eigenen Investment in den Trump-Coin – oder kommt politisch aus dem gegnerischen Lager“. Trump habe „nicht für Einzelgespräche oder Lobbyarbeit“ zur Verfügung gestanden. Wer ihn bestechen wolle, der verfüge über „weitaus subtilere und lukrativere Wege als einen öffentlich einsehbaren Coin“. Der Präsident habe im Übrigen „mehr für die Krypto-Industrie getan [...] als jeder Präsident vor ihm“, so Raumann.

Auch Teilnehmer Christoph Heuermann versteht die Aufregung rund um das Dinner nicht. Einflussnahme auf Politiker, das habe es schon immer gegeben: „Früher haben sich Lobbyisten eingekauft und jetzt tun das eben eher junge, interessierte Menschen aus aller Welt“, sagt Heuermann im Gespräch mit Capital, das er von Monaco aus führt.

Heuermann nennt sich selbst „Perpetual Traveller“ – seit fast zehn Jahren bereist er ununterbrochen die Welt, inzwischen hat er nach eigener Aussage alle Staaten und Territorien abgeklappert. Neben Abenteuerlust treibt ihn dabei vor allem das Vorhaben, sich dem Zugriff der Steuerbehörden zu entziehen. Inzwischen berät Heuermann zu Themen wie Wohnsitzverlagerung und Steueroptimierung. Auf seiner Website heißt es: „Steuern sind Raub. Mach dich mit uns aus dem Staub!“

Walmart-Steaks und 100.000-Dollar-Uhren

Er sei gemeinsam mit zwei befreundeten Krypto-Tradern zu dem Dinner nach Washington gereist, erklärt Heuermann. Die beiden stammen demnach ebenfalls aus Deutschland, wollen aber anonym bleiben. Hohe Kosten seien ihnen dabei nicht entstanden: Man habe sich mit einer sogenannten deltaneutralen Strategie den Zugang quasi „ertradet“ – jeweils 100.000 Dollar in Long- und in Short-Positionen habe man über den erforderlichen Zeitraum halten müssen, um dabei zu sein. Abschließend habe er die Trump-Coins wieder verkauft – denn er sei eigentlich „kein großer Fan oder großer Nutzer von Memecoins“, so Heuermann.

Besucht habe er das Event, um „einfach mal gewisse Persönlichkeiten auf der Welt live zu erleben“. Auch den rechtslibertären argentinischen Präsidenten Javier Milei habe er schon gesehen – den finde er „natürlich grundsätzlich noch deutlich besser“ als Donald Trump. Zu begrüßen sei allerdings, dass Trumps Regierung „die richtigen Rahmenbedingungen für Krypto“ schaffe. Unterm Strich sei es schlicht „ein netter Trip in die USA mit zwei Freunden“ gewesen, so Heuermann.

Andere Teilnehmer des Dinners hatten allerdings durchaus etwas an der Sause auszusetzen. Nicht nur, dass der Präsident nur für handgestoppte 23 Minuten vorbeischaute und in seiner charakteristischen Art eine nur rudimentär zusammenhanglose Rede hielt – auch das Essen erfüllte nicht alle Erwartungen. Das Filet Mignon? Eher ein „Walmart-Steak“, beklagte sich ein Gast gegenüber Forbes. Immerhin: Die vier wichtigsten Trump-Coin-Besitzer bekamen bei dem Event jeweils eine Uhr überreicht. Wie es heißt, soll die „Trump Victory Tourbillon“ 100.000 Dollar wert sein.

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