Die Corona-Epidemie hat den Markt für einige einfache, aber in der Krise lebenswichtige Produkte wie Desinfektionsmittel und Schutzmasken leergefegt. Die Spezialhersteller kommen der um ein Vielfaches gegenüber normalen Zeiten gestiegenen Nachfrage nicht hinterher. Deshalb springen immer mehr branchenfremde Unternehmen in die Bresche. Von Schweizer Schnapsbrennern über den französischen Luxuskonzern LVMH bis zum württembergischen Textilfabrikanten Trigema bieten Firmen an, ihre Produktion auf den medizinischen Bedarf umzustellen.
So wies der reichste Mann Europas, LVMH-Boss Bernard Arnault, angesichts der „drohenden Knappheit“ die Parfüm- und Kosmetiksparte seines Konzerns an, Kapazitäten für „große Mengen hydroalkoholischer Gels"“ zur Verfügung zu stellen. Desinfektionsmittel sollen demnach nun in den Produktionseinheiten der Marken Christian Dior, Guerlain und Givenchy hergestellt werden.
In der ersten Woche sollen demnach zunächst zwölf Tonnen Hygienegel hergestellt werden, später noch mehr. LVMH will die Desinfektionsmittel den französischen Gesundheitsbehörden kostenlos zur Verfügung stellen. Vorrangig sollen Kliniken in Paris beliefert werden.
Geradezu prädestiniert für die Herstellung von Desinfektionsmitteln sieht der Präsident des Verbands der Schweizer Brenner seine Mitgliedsunternehmen. Die mehr als 400 Destillerien des Landes brennen „in normalen Zeiten“ aus Obst, Getreide oder Kräutern Getränke mit 40 bis 50 Prozent Alkohol, erklärt Augustin Mettler. Das reicht für eine wirksame Desinfektion noch nicht aus. Den Alkoholgehalt auf 70 Prozent oder mehr zu erhöhen, sei jedoch kein Problem, so Mettler.
Erste Brennereien geben die Hygieneprodukte bereits an Direktkunden ab und haben Genehmigungen der Gesundheitsbehörden beantragt, um die Mittel in den Handel zu bringen. Unter anderem will die Supermarktkette Coop ein solches Desinfektionsmittel in das Sortiment aufnehmen. Auch in den USA bieten inzwischen Berichten zufolge mehrere sogenannte Craft-Destillerien Hand-Desinfektionsmittel mit speziellen Duftnoten von Zitrone bis Aloe Vera oder Pina Colada an. Damit helfen die Brennereien nicht nur, die Knappheit eines wichtigen Hygieneprodukts zu überwinden. Für die meist kleinen Unternehmen ist es auch eine Möglichkeit, die aufgrund der Krise einbrechende Nachfrage nach Spirituosen zumindest teilweise auszugleichen.
Bei einem anderen Problem könnte der Textilproduzent Trigema aus Burladingen helfen. Das Unternehmen wirbt seit Jahrzehnten damit, dass es ausschließlich in Deutschland produziert, als eine der letzten Modefirmen überhaupt hierzulande. Das schützt Trigema laut Unternehmer Wolfgang Grupp nicht nur vor Unterbrechungen in der Produktion durch Lieferschwierigkeiten etwa aus China. Wie Grupp RTL sagte, ist seine Fabrik in Burladingen in der Lage, zehntausende im Fachhandel kaum noch erhältliche Schutzmasken herzustellen. Muster dafür habe er bereits an interessierte Abnehmer im Gesundheitswesen geschickt.
Quelle: ntv.de