Bei der Commerzbank herrscht Verwaltung des Stillstands. Das liegt nicht nur am plötzlichen Abgang des Vorstandschef Martin Zielkes im Juli . Oder am Vakuum an der Spitze des MDax-Konzerns, das noch bis zum Amtsantritt von Manfred Knof, bisher Chef des Privatkunden-Geschäfts der Deutschen Bank, anhält. Der Stillstand macht sich in den Quartalszahlen bemerkbar.
Ein Vergleich der Zahlen zwischen dem dritten Quartal 2019 und 2020 – die am Donnerstag Finanzchefin Bettina Orlopp präsentiert hat – zeigt: Seit einem Jahr schwanken die Erträge irgendwo zwischen 1,9 Mrd. Euro (Q1 2020) und 2,3 Mrd. Euro. Das Verhältnis der Beiträge des Zinsgeschäfts zu Provisionseinnahmen lag dabei immer grob bei 60 zu 40. Die operativen Kosten lagen in allen Dreimonatszeiträumen bei rund 1,5 Mrd. Euro, bis auf einen Ausreißer. Im ersten Quartal des Jahres stiegen sie erneut auf 1,6 Mrd. Euro.
Trotz des eigentlich robusten Bildes ist das Konzernergebnis eingebrochen: Statt einen Gewinn wie im Vorjahresquartal (297 Mio. Euro) weisen die gelben Banker in diesem Quartal einen Verlust von minus 69 Mio. Euro aus. Die Aufwandsquote, die beziffert, wie viel die Commerzbank für 100 Prozent ihrer Erträge ausgeben musste, hat sich von 74,3 auf 78,3 Prozent verschlechtert. Einfach ausgedrückt bedeutet das: Die Commerzbank arbeitet weniger profitabel als im vergangenen Jahr. Und die Eigenkapitalquote ist von vier Prozent in den negativen Bereich gerutscht.
Stolpern übers Kreditgeschäft
Wie schaffen die das bloß angesichts der aufwändigen Sparprogramme und Marketingaktionen der vergangenen Jahre? Streng genommen können sie nichts dafür. Die gegenläufigen Zahlen machen nur deutlich, wie wenig das auf Privat- und Mittelstandskunden fokussierte Geschäft der Commerzbank gegen konjunkturelle Krisen gewappnet ist. Wer nur mit Kundenkonten und Kreditvergabe hantiert, profitiert weder von dem Run auf die Kapitalmärkte wie die Deutsche Bank noch von einer vitalen Vermögensverwaltung wie der Schweizer Wettbewerber UBS.
Vor allem das Kreditgeschäft steht der Commerzbank im Weg. Obwohl die Rate an ausfallgefährdeten Krediten sich im europäischen Vergleich laut Finanzvorständin Orlopp durchaus sehen lassen kann – sie bezeichnete die Quote in der heutigen Telefonkonferenz sogar als „Benchmark“ – muss die Commerzbank seit Ende 2019 die Risikovorsorge stetig erhöhen. Das haut rein. Weil der Frankfurter Finanzkonzern wie vergangenen Herbst angekündigt 200 weitere Filialen schließt, drücken auch noch 200 Mio. Euro Restrukturierungskosten auf das Ergebnis.
Die Antwort auf die Misere: „Wir müssen bei der Kostenreduzierung vorankommen. Wir können uns keinen Stillstand leisten“, sagte Finanzchefin Orlopp. Im Februar, bei Vorlage des Jahresergebnis hatte sie noch betont: „Wir haben unsere Kosten konsequent gesenkt und so unser Kostenziel erreicht.“ Das Sparprogramm der Commerzbank wächst sich zur Never-Ending-Story aus. So langsam gleichen die Sparprogramme dem Eingeständnis, dass hinter einem aufgeblähten Konzern einfach nur noch eine kleine Bank steht.
Knof ist die einzige Hoffnung
Sparen ist zudem keine Erfolgsstrategie. Das wissen auch Börsianer. Sie flohen aus der Aktie, der Kurs ging am Donnerstag in der Spitze um fünf Prozent runter. Der MDax legte indes um knapp ein Prozent zu.
Die Hoffnung ruht nun auf dem im Januar anrückenden neuen Vorstandschef Manfred Knof und dem frischen Wind, den er mitbringen könnte. „Ich bin zuversichtlich, dass wir Ihnen die wichtigsten Eckdaten unserer neuen Strategie im ersten Quartal 2021 vorstellen können“, sagte Orlopp. Bis dahin geht es allerdings weiter mit der Verwaltung des Stillstands. Analysten erwarten erst im Jahr 2022 wieder schwarze Zahlen.

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