"Londongrad" - diesen Spitznamen hat die britische Hauptstadt in den vergangenen Jahren erlangt, nachdem sich viele russische Geschäftsleute und Milliardäre an der Themse niedergelassen haben . Der Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal hat die Verflechtungen des russischen Geldes in Großbritannien nun noch mehr in den Fokus gerückt.
Seit Jahren sind russische Milliarden in den Londoner Immobilienmarkt geflossen - teilweise aus zweifelhaften Quellen. Nach Recherchen von Transparency International stecken in britischen Immobilien rund 4,4 Milliarden Pfund, deren Herkunft verschleiert wurde - gut ein Fünftel davon aus Russland. London gilt als Geldwäsche-Paradies für russische Mafia-Vermögen. Von diesen Geldern haben am Finanzplatz London viele Menschen profitiert . Nicht erst durch den Mord an Skripal, sondern schon länger steht in Großbritannien daher die Frage im Raum, was im Gegenzug an zwielichtigen Aktivitäten auf britischem Boden so alles geduldet wurde. Unter anderem hat das Internetportal Buzzfeed News dazu jüngst eine umfassende zweijährige Investigativ-Recherche veröffentlicht . Wer wo welches Geld in Großbritannien investiert hat, ist schwer zu durchschauen - da Investitionen oft durch Mittelsmänner getätigt werden.
Doch jenseits von bekannten Köpfen wie Roman Abramowitsch, dem Eigner des Fussballklubs FC Chelsea, die sich in London tummeln: Nur ein Teil der großen russischen Oligarchen lebt oder investiert Geld in Großbritannien, ein Großteil der derzeit reichsten Russen hat vielmehr mit der britischen Insel wenig zu tun, sondern hat seinen Lebens- und Geschäftsmittelpunkt weiter in Russland. Die Bandbreite der Aktivitäten und Vermögen russischer Milliardäre ist weit gefächert. Manche leben weiterhin in Moskau, manche in der Schweiz, den USA oder Deutschland. Einige sind Gegenspieler von Wladimir Putin und haben ihr Vermögen im Ausland geparkt, andere sind mit ihm verbunden, konzentrieren ihre Geschäfte auf Russland oder sind große Anteilseigner russischer Konzerne.
Das sind die zehn reichsten Russen - abgeleitet aus der Liste der reichsten Menschen der Welt des US–Wirtschaftsmagazins Forbes. Die Aufstellung zeigt, wie unterschiedlich die russischen Oligarchen sind, die meisten von ihnen operieren weiterhin in Russland. Als Oligarch gelten Männer und Frauen, deren Vermögen über der Grenze von 1 Mrd. Dollar liegt.
Die reichsten russischen Oligarchen

#10 Viktor Wekselberg (Vermögen: 14,4 Mrd. Dollar): Wekselberg ist Gründer und Eigentümer der Renova Gruppe, die in Unternehmen aus diversen Branchen investiert. Sie ist u.a. am Schweizer Industriekonzern OC Oerlikon beteiligt

#9 Gennadi Timtschenko (Vermögen: 15,7 Mrd. Dollar): Er gilt als einer der mächtigsten Männer Russlands - auch wegen seiner Freundschaft mit Präsident Wladimir Putin. Timtschenko steht auf der US-Sanktionsliste.

#8 Michail Fridman (Vermögen 15,7 Mrd. Dollar) ist Chef des Industrie- und Finanzkonzerns Alfa Group, die unter anderem im Öl- und Gasgeschäft tätig ist. Die Alfa Bank ist zudem die größte russusche Privatbank.

#7 Alischer Usmanow (Vermögen 16,1 Mrd. Dollar) ist Hauptanteilseigner des Bergbau- und Metalluriekonzerns Metalloinvest. Zudem ist er im Mediengeschäft tätig und am englischen Fußballclub FC Arsenal beteiligt.

#6 Wagit Alekperow (Vermögen: 16,4 Mrd. Dollar) ist Chef und größter Anteilseigner des Ölkonzerns Lukoil

#5 Andrej Melnitschenko (Vermögen: 16,4 Mrd. Dollar) hält Mehrheitsbeteiligungen am Düngemittelkonzern Eurochem und an der Kohlegesellschaft SUEK. Eurochem war einige Zeit am deutschen Düngemittelhersteller K+S beteiligt.

#4 Wladimir Potanin (Vermögen: 16,5 Mrd. Dollar) ist Präsident des Bergbau- und Metallurgiekonzerns Norilsk Nickel.

#3 Leonid Michelson (Vermögen: 18,1 Mrd. Dollar) ist Gründer und Chef des sibirischen Öl- und Gasunternehmens Novatek.

#2 Wladimir Lissin (Vermögen: 18,8 Mrd. Dollar) hat sein Vermögen mit dem Stahlkonzern NLMK gemacht.

#1 Alexej Mordaschow (Vermögen 19,5 Mrd. Dollar) ist größter Anteilseigner des Stahlkonzerns Severstal, den er bis 2015 leitet. Außerdem ist er am deutschen Touristikunternehmen TUI beteiligt.