Auch US-Firmen in Deutschland haben die Corona-Krise zu spüren gekommen. Die 50 führenden Unternehmen generierten 2020 zusammen einen Umsatz von rund 189 Mrd. Euro, wie die Amerikanische Handelskammer in Deutschland (American Chamber of Commerce in Germany – AmCham Germany) mitteilte. Damit blieben die Top 50 den Angaben zufolge etwa 1,4 Prozent unter dem Ergebnis für das Geschäftsjahr 2019. Zugleich sei die Zahl der Beschäftigten jedoch leicht gestiegen, um 0,8 Prozent auf 276.500.
Insbesondere US-Firmen in den Bereichen Einzelhandel und Software erlebten 2020 einen Boom. Aber auch Logistik- und Pharma-Unternehmen verbesserten sich in dem Ranking, das von AmCham Germany mit der Beratungsfirma Accenture erstellt wurde. Treffen zwei dieser Sektoren zusammen, laufen die Geschäfte besonders gut. So kommt es, dass hierzulande ein Pharma-Großhändler vor Branchenriesen wie Google und McDonald's rangiert. Hinter manchem Vertreter der Top 10 steckt sogar ein deutsches Traditionsunternehmen.
Diese zehn US-Firmen machen in Deutschland am meisten Umsatz.
Die größten US-Unternehmen in Deutschland
Die Gehe Pharma Handel GmbH eröffnet das Ranking der zehn größten US-Unternehmen in Deutschland. AmCham Germany und Accenture verzeichneten für das Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von 5,2 Mrd. Euro. Gehe ist ein pharmazeutisches Großhandelsunternehmen. Es bildet nach eigenen Angaben die Schnittstelle zwischen rund 1500 Pharmaherstellern und 6500 Apotheken. Die Unternehmensgeschichte begann am 1. Mai 1835, als Franz Ludwig Gehe in Dresden eine Drogerie- und Farbwarenhandlung gründete. Im November 2020 schlossen Gehe Pharma Handel und Alliance Healthcare Deutschland ein Joint Venture. Damit bündelten die Mutterfirmen McKesson Corporation und Walgreens Boots Alliance ihren Pharmahandel in Deutschland. Gehe lag im AmCham-Ranking vor bekannten Marken wie Google Deutschland (4,9 Mrd. Euro, Platz elf), Intel (3,6 Mrd. Euro, Platz 14) oder McDonald's Deutschland (3,2 Mrd. Euro, Platz 17).
Die Jet Tankstellen Deutschland GmbH kam mit 5,9 Mrd. Euro Umsatz auf Platz neun. Das Unternehmen ist eine Tochter des US-Unternehmens Phillips 66 mit Hauptsitz in Houston, Texas. Das eröffnete 1970 an der Horner Landstraße in Hamburg seine erste Jet Tankstelle in Deutschland. Die gibt es noch heute. 1974 wurde während der Ölkrise das Selbsttanken eingeführt. „Das Konzept hat sich durchgesetzt, auch wenn die KassiererInnen anfangs die Zählerstände an der Säule noch mit dem Fernglas ablesen mussten“, erinnert Jet in der Unternehmensgeschichte.
Logistik boomt. Das zeigen nicht nur fehlende Lkw-Fahrer und die Staus an Containerhäfen. Während es die Fastfood-Kette McDonald's wie schon erwähnt nicht in die Top 10 der umsatzstärksten US-Firmen in Deutschland geschafft hat, sieht es bei ihrem Logistikdienstleister Havi ganz anders aus. Der wurde von AmCham mit 5,9 Mrd. Euro Umsatz auf Platz acht der größten US-Firmen in Deutschland eingereiht. Allerdings konnten die Analysten hier nur schätzen. Die Havi Europe Management GmbH & Co. KG beliefert Medienberichten zufolge unter anderem auch Kentucky Fried Chicken, BP und Ikea.
John Deere gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Landtechnik. Neben Traktoren sind auch Forst- und Baumaschinen oder Rasenmäher im Sortiment. Das Geschäft lief zu Beginn der Pandemie offenbar gut. Die John Deere GmbH & Co. KG kam dank 6,7 Mrd. Euro Umsatz auf Platz sieben.
6,8 Mrd. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2020 bedeuteten im AmCham-Ranking für Microsoft Deutschland Platz sechs. Der hiesige Ableger des US-Software-Konzerns hat seine Zentrale in München-Schwabing. Vorsitzende der Geschäftsführung ist seit November 2020 Marianne Janik.
Erdöl ist für US-Firmen in Deutschland ein riesiges Geschäft. Davon profitierte 2020 insbesondere die ExxonMobil Central Europe Holding GmbH. Die Tochter der Exxon Mobil Corporation belegte mit einem Umsatz von 6,9 Mrd. Euro Platz fünf. ExxonMobil bohrt auch in Deutschland nach Erdöl und ist nach eigenen Angaben der größte Erdgasförderer des Landes. Die Tankstellenkette Esso gehört ebenfalls zu ExxonMobil.
Zigaretten bleiben in der Bundesrepublik ein umsatzstarker Markt. Die Philip Morris GmbH kam deshalb mit einem Umsatz von 7,1 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2020 auf Platz vier der größten US-Unternehmen in Deutschland. Auch dieses Ergebnis konnten AmCham Germany und Accenture nur schätzen. Die Philip Morris GmbH ist nach eigenen Angaben der führende Anbieter von Tabakwaren in Deutschland. Hauptmarken sind unter anderem Marlboro und IQOS. In der Verwaltungszentrale in Gräfelfing bei München und den Produktionsstätten in Berlin und Dresden sind laut dem Unternehmen insgesamt rund 2100 Mitarbeiter beschäftigt. Die Firma gehört zum Unternehmen Philip Morris International Inc., dessen Hauptniederlassung sich in Lausanne befindet.
Platz drei geht an einen Newcomer unter den größten US-Firmen in Deutschland. ThyssenKrupp hatte seine Aufzugsparte im Frühjahr 2020 an die Beteiligungsgesellschaften Advent International und Cinven verkauft. Ein Jahr später folgte die Neuaufstellung als TK Elevator GmbH. Die führt ihren Ursprung auf eine 1865 vom Schlossermeister Heinrich Conrad Ernst Eggers in Hamburg gegründete Werkstatt zurück. Das Unternehmen wurde 1952 von Rheinstahl als Stahlbau Eggers übernommen. TK Elevator erwirtschaftete dem Ranking zufolge 2020 einen Umsatz von 7,9 Mrd. Euro. Das Unternehmen fertigt unter anderem Personen- und Lastenaufzüge, Fahrtreppen und Fluggastbrücken.
Platz zwei im Ranking der größten US-Firmen in Deutschland belegte eine der hierzulande bekanntesten US-Marken. Die Ford-Werke GmbH erzielte den Angaben zufolge einen Umsatz von 15,7 Mrd. Euro – rund doppelt so viel wie beim Unternehmen auf Platz drei. Die Ford-Werke GmbH ist eine Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Ford Motor Company. „Am 18. August 1925 wurde in Berlin die Ford Motor Company Aktiengesellschaft gegründet. Seitdem wurden über 47 Millionen Ford-Fahrzeuge in Deutschland und in Belgien gefertigt“, teilt das Unternehmen mit. Sein Stammsitz befindet sich seit 1930 in Köln. Dort hat seit 1998 auch die Verwaltung von Ford Europa ihren Sitz.
Amazon spielt auch in diesem Ranking in einer eigenen Liga. AmCham Germany und Accenture führten Amazon Deutschland im Geschäftsjahr 2020 mit Umsatz von 25,9 Mrd. Euro auf Platz eins. Der Spitzenreiter übertraf damit das Ergebnis des Zweitplatzierten Ford um 65 Prozent. Der Hauptsitz von Amazon Deutschland liegt in München. Der Online-Händler unterhält zudem in Berlin ein Corporate Office. Dort arbeiten nach Konzernangaben an mehreren Standorten über 40 Teams mit mehr als 60 Nationalitäten an neuen Technologien für Alexa oder Amazon Web Services.