Der schmale Mann stapft die Weide hinauf, immer um die Kuhfladen herum. Der Traktor mit seinen 50 PS bekäme die Ernte hier kaum hoch, sagt er. Dann bleibt Herbert Diess stehen. Er weist auf das Hotel, die Festgesellschaft oben auf der Terrasse, ein runder Geburtstag vielleicht. Von dort zieht sich in einer weiten Ebene das Marschland bis zur Küste hier in der nordspanischen Provinz Kantabrien. Gleich unterhalb sind die Ländereien des Herbert Diess. Störche kreisen im hoffnungsblauen Himmel, die Rinder kauern sich im Schatten einer Eiche. Unten in der Ferne das Meer. Vom Hotel wehen Musikfetzen herab. „Sehen Sie, das gefällt mir jetzt“, sagt Diess. Von den Gästen gebe jeder schätzungsweise 100 Euro aus. Acht bis zehn blieben bei ihm hängen – endlich läuft die Sache.
Herbert Diess, fast genau zwei Jahre nach seinem Rausschmiss bei VW. Daheim in Deutschland spitzt sich die Krise bei seinem früheren Arbeitgeber zu, in Wolfsburg, Emden und Kassel protestieren Tausende Mitarbeiter und fürchten um ihre Jobs. Was denkt Diess darüber, wie sieht er selbst mit einigem Abstand seine Bilanz? Und was treibt Deutschlands einst mächtigsten Manager, der angetreten war, um eine Industrie-Ikone radikal zu erneuern, heute um? Capital hat ihn lange begleitet, in Spanien ebenso wie an seinem Wohnsitz München.