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Commerzbank Abwehrschlacht gegen Unicredit: Commerzbank lockt Investoren mit allen Mitteln

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt
© Sepp Spiegl / IMAGO
Hohe Dividende, atemberaubende Wachstumsstory, Rekordzahlen: Die Commerzbank verkauft sich derzeit teuer – alles, um die Übernahme durch die Unicredit abzuwehren. Aber: reicht das?

Mit einer möglichen Übernahme durch die Unicredit will sich die Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp erst beschäftigen, wenn die italienische Großbank ein Konzept dazu auf ihren Tisch legt. Das betonte sie auch am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz ganz oben im Commerzbank-Turm in Frankfurt immer wieder. „Am Ende ist es eine Abwägung im Sinne unserer Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre, aber es gibt noch keinen Vorschlag, den wir bewerten können“, sagt sie. Das klingt vernünftig und so, als wäre alles möglich.  

Doch so ist es nicht. Orlopp kämpft mit all ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen eine Übernahme, in der die Commerzbank fast nur den Kürzeren ziehen kann. „Wir haben nicht die gleichen Ausgangspositionen. Es hat sich jemand einfach fast 30 Prozent der Anteile gesichert“, sagt sie mit Blick auf die Unicredit, die derzeit 9,5 Prozent selbst hält und sich Optionen auf weitere 18,5 Prozent hat.  

Übernahmeschlacht am Kapitalmarkt

Orlopp kämpft deshalb um jeden einzelnen Investoren, möge er noch so klein sein. „Jeder Investor kann derzeit mit uns sprechen“, sagt sie. Der Grund: Ob sich die Unicredit die zweitgrößte börsennotierte Bank Deutschlands unter den Nagel reißen können wird, entscheidet sich auf dem Kapitalmarkt. Zwar schlägt sich die Bundesregierung, mit 12 Prozent noch größter Aktieneigentümer, bislang auf die Seite der Coba und lehnt die Übernahme ab. Doch die Unicredit könnte mittlerweile auch ohne den Bund auf die nötigen Anteile kommen. Einen „weißen Ritter“, also ein neuer Großaktionär, der die Commerzbank vor den Plänen der Italiener rettet, wird es nicht geben. Deshalb müssen alle Alt-Aktionäre an Bord bleiben. 

Beim heutigen Medientermin hat Orlopp ein Lockmittel präsentiert, das die Commerzbank viel kosten wird: Die Dividendenrendite steigt von 2,7 auf 3,4 Prozent. Dafür soll der gesamte Nettogewinn nach Zinszahlungen für bestimmte Anleihen (Nachrang), aber vor Restrukturierungskosten, ausgeschüttet werden.  

Wenn alles glattläuft und kein unvorhergesehenes Ereignis den Plan torpediert, soll das bis 2028 so laufen. Da der Gewinn steigen soll und Belastungen – etwa die eine Mrd. Euro, mit der die Commerzbank im vergangenen Jahr der polnischen mBank aus der Krise um in Schweizer Franken ausgegebenen Krediten geholfen hat – wegfallen, steigt auch Rendite. In zwölf Monaten soll sie Prognosen zufolge bereits 3,9 Prozent betragen.  

Commerzbank so ambitioniert wie nie

Aber es bedeutet auch, dass die Commerzbank „aus der Substanz“ zahlt, wie es im Investmentjargon heißt und am Kapitalmarkt eigentlich gar nicht gerne gesehen wird. Aber die Commerzbank kann es sich leisten und hat sogar schon das „Go“ der Aufsichtsbehörde dafür bekommen. Denn die Eigenkapitalquote liegt mit mehr als 15 Prozent deutlich über den gesetzlich vorgeschriebenen 13,5 Prozent. Die Commerzbank hat also einen Puffer. Damit sollen in den kommenden Jahren kleinere Übernahmen aus der Technologiebranche und der Vermögensverwaltung gestemmt werden, neue Mitarbeiter eingestellt und die Commerzbank auf Wachstum getrimmt werden. „Die Commerzbank ist jetzt ein Wachstumsunternehmen“, sagt Orlopp.

Das Kalkül dahinter: Der Aktienkurs wächst mit. Das Ziel ist ein Kurs-Buchwert von 1. Derzeit liegt er bei 0,75, der Kurs muss demnach noch auf etwa knapp 23 Euro steigen. Das würde nicht nur den Eignern Gewinne bescheren, es würde die Übernahme für die Unicredit auch teurer machen als geplant.  

Dafür sollen die Provisionseinnahmen, etwa über das kürzlich reinstallierte Fondsgeschäft und höheren Gebühren für Girokonten, die sinkenden Zinseinnahmen überkompensieren. Im vergangenen Jahr ist das bereits gelungen. Und es sollen zwar 3900 Stellen sozialverträglich über Altersteilzeit abgebaut werden, aber gleichzeitig junge und techaffine Mitarbeiter eingestellt werden.  

Der Kurs wird steigen

Die für Banken wichtige Kennziffer der Eigenkapitalrendite ist zuletzt bereits beachtlich auf mehr als 9 Prozent gestiegen und hat die Erwartungen genauso übertroffen wie die Kosten-Ertragsquote, die sich mit 59 Prozent sehen lassen kann. Bis 2028 soll die Rendite auf 15 Prozent steigen und die Ertragsrelation auf 50 Prozent sinken. Dann könnte sich die Commerzbank durchaus mit anderen Großbanken vergleichen. Und genau dahin will Orlopp die Bank bringen: Unter die Top-Häuser in Europa, die zu groß sind, um Übernahmekandidaten zu sein.   

Die Hoffnung dahinter: Auf Orlopps Tisch wird nie ein Konzept aus Italien landen. Und so lange das nicht der Fall ist, befinden sich Investoren in einer extrem komfortablen Situation. Unabhängig vom Ausgang des Ringens um ihre Gunst, wird der Aktienkurs steigen. Entweder, weil die Commerzbank zu neuen Erfolgen findet oder weil die Übernahme doch den Preis treiben wird.  

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