Nur wenige Stunden nachdem der verheerende Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame in diesem Jahr ausgebrochen war, meldete sich François-Henri Pinault, Chef des Luxusmodekonzerns Kering, zu dem Gucci, Saint Laurent und Balenciaga gehören: Er und sein Vater hätten beschlossen, 100 Mio. Euro aus der Familien-Finanzholding Artemis für den Wiederaufbau des weltberühmten Gotteshauses bereitzustellen. Die Pinaults zählen mit einem geschätzten Vermögen von 26 Mrd. Euro zu den reichsten Franzosen . Kurze Zeit später folgte auch die Milliardärs-Familie Arnault, die sogar 200 Millionen spenden will.
Zahlreiche Beispiele in der Geschichte zeugen von dieser Art Mäzenatentum. Viele bedeutsame Kunst- und Kulturstätten wären ohne finanzielle Hilfe vermögender Privatleute wohl nicht erhalten geblieben. Besondere Verdienste hat die italienische Dynastie der Medici, die mit ihrem Vermögen die Herstellung und Restaurierung bedeutsamer Renaissance-Werke in und um Florenz maßgeblich geprägt hat.
Nicht immer ist die Finanzierung dabei so ganz selbstlos. In zahlreichen Kirchen und Kapellen dokumentieren über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg die in Stein gemeißelten Namen der Förderer. Dass der Geldsegen nicht überall gut ankommt, hat allerdings auch TV-Star Günther Jauch erfahren, der sich am umstrittenen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche beteiligen will.
Viele Spender bleiben ohnehin lieber im Hintergrund. Selbst für große, international bekannte Projekte wie den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche sind die Geldgeber nicht vollständig namentlich veröffentlicht.
Lebhafte Erinnerungen weckt der Brand in Paris heute auch in Weimar. 2004 zerstörte ein Feuer in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek tausende kostbare Bücher. Der Schaden allein am Bücherbestand wurde auf 67 Mio. Euro geschätzt. An den Kosten für den Wiederaufbau und die aufwändigen Restaurierungen beteiligten sich neben dem Bund und dem Freistaat Thüringen auch die Allianz Stiftung und das Fürstentum Liechtenstein. „Die ‚Anna Amalia’ erstrahlt wieder in neuem Glanz, auch wenn viel verloren ging“, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Er hoffe, dass der Wiederaufbau der Pariser Kathedrale schon bald beginnen kann.
Diese Baudenkmäler wurden mit Spenden wieder aufgebaut
Der Aufbau der im zweiten Weltkrieg vollständig zerstörten Dresdner Frauenkirche ist beharrlichen Bürgerinitiativen zu verdanken. Zu den bekannten Förderern des Projektes gehören der Trompeter Ludwig Güttler sowie der Mediziner Günter Blobel, der seinen Nobelpreis für den Wiederaufbau spendete.
In der DDR-Zeit hatte der Aufbau der Barockkirche keine Priorität. Erst nach der Wiedervereinigung wurde die akribische Rekonstruktion des Gebäudes unter weitestgehender Verwendung historischer Materialien aufgenommen. Die Baukosten lagen bei 183 Mio. Euro, davon wurden 103 Mio. Euro durch private Spenden und Schenkungen zusammengetragen. 2005 wurde die Frauenkirche nach elf Jahren Bauzeit wiedereröffnet.
An der Sagrada Familia - dem berühmten und sehr umstrittenen Bauwerk des Architekten Gaudí in Barcelona – wird nach wie vor gebaut. Im Spanischen Bürgerkrieg wurde die Kirche teilweise zerstört. Finanziert wird der Bau überwiegend durch Spender
Die zweithöchste Kirche Europas ist im Grunde ein ewiges Bauwerk. 300 Jahre lang stand das Gebäude unvollendet in der Stadt. Der Zentral-Dombauverein zu Köln setzte dann im 19. Jahrhundert den Weiterbau durch. Er sammelt Spenden und unterstützt bis heute die Erhaltung des Doms
Über den Wiederaufbau der evangelischen Garnisonskirche in Potsdam – hier in einer alten Malerei von Carl Hasenpflug – liefern sich zahlreiche Initiativen seit Jahren einen ideologischen Streit. Zu den prominesten Förderern zählt der TV-Moderator Günther Jauch, der 1,5 Mio. Euro für den Wiederaufbau des Kirchturms zur Verfügung stellt. Die Bundesregierung hat für die Wiederherstellung des Kulturdenkmals 12 Mio. Euro in Aussicht gestellt, die evangelische Kirche gewährt zinslose Darlehen in Millionenhöhe.
Das barocke Gotteshaus war am 14. April 1945 bei Luftangriffen auf Potsdam ausgebrannt. Die Ruine wurde 1968 von der DDR-Regierung gegen Proteste in der Bevölkerung gesprengt
Zu den bekanntesten Mäzenen gehört die einflussreiche italienische Dynastie Medici. Die Familie die ab dem 15. Jahrhundert im Textilhandel reich wurde und das moderne Bankwesen begründete, verbreitete ihren Einfluss in Kirche, Staat und Königshäusern. Sie förderten zahlreiche Künstler wie Michelangelo, Donatello, Filippo Lippi und prägten maßgeblich Kunst und Architektur der Renaissance in Florence. Zu den bedeutendsten Gebäuden gehört die Wiederherstellung der 393 geweihten Basilica di San Lorenzo di Firenze, eine der größten Kirchen von Florenz, die zur Grablege der Medici wurde
Am Abend des 2. September 2004 brach im Dachstuhl der über 300 Jahre alten Forschungsbibliothek der Stiftung Weimarer Klassik ein Feuer aus. Von den rund eine Million Büchern im Bestand, verbrannten 50.000 Werke, 118.000 Exponate konnten nur noch beschädigt geborgen werden. Der materielle Schaden am Bücherbestand wurde auf 67 Mio. Euro geschätzt. Der Wiederaufbau der Bibliothek wurde von zahlreichen privaten und öffentlichen Spendern aus aller Welt unterstützt: Die Gesamtkosten von rund 13 Mio. Euro stemmten zum größten Teil der Bund und der Freistaat Thüringen. 1,4 Mio. Euro steuerte die Allianz Kulturstiftung bei, 400.000 Euro die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 20.000 Euro die Regierung des Fürstentums Liechtenstein. Etwas mehr als drei Jahre nach dem Brand wurde die Herzogin Anna Amalia Bibliothek wiedereröffnet