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Ex-Krisenstaat Aufschwung in Griechenland: Das sind die Gründe für den Boom

Griechisches Parlament am Athener Syntagma-Platz
Griechisches Parlament am Athener Syntagma-Platz
© Anna Ziegler
Griechenland boomt. Start-ups, US-Konzerne, ehemalige Auswanderer entdecken das Land neu. Die Eurokrise ist lange her – doch sie ist trotzdem noch nicht abgehakt

Der Ort, an dem die Zukunft beginnen soll, zeigt seine Narben ungeschminkt. Hier, im Herzen der Altstadt von Ioannina, hatte einst das Leben vibriert. Doch als die Menschen ihre Jobs verloren, das Geld nicht mehr reichte, als die Jungen in Scharen das Land verließen, wurden die Gitter vor den Läden heruntergelassen, die Türen verschlossen, die Fassaden mit Graffiti vollgesprüht. „Die Straße starb einfach“, sagt Irene Maragos über die Krise vor gut zehn Jahren.

Heute aber weht ein Neubeginn durch die „Kaniggos“ – die gepflasterte Gasse im Zentrum von Ioannina, einer Studentenstadt im Nordwesten Griechenlands: Ein Antiquitätengeschäft hat eröffnet, ein Friseursalon, ein Nagelstudio. Und Maragos, eine zierliche, dunkelhaarige Frau, steht in den ehemaligen Räumen eines Jeansladens, in dem der Geruch von frischer Farbe in der Luft hängt. In wenigen Wochen soll hier ein Co-Working-Space eröffnen für die Start-up- und Techszene, die in den vergangenen Jahren in Ioannina entstanden ist. „Wir haben alle Zutaten, um ein relevanter Techhub zu werden“, sagt sie. 

Es ist eine Geschichte, wie sie noch vor Kurzem kaum jemand für möglich gehalten hätte. Nicht in Ioannina – und auch nicht in Griechenland. Doch ausgerechnet der einstige Pleitestaat wird als das neue Wirtschaftswunderland Europas gefeiert. Ende 2023 kürte der britische „Economist“ Griechenlands Wirtschaft zur besten des Jahres – zum zweiten Mal in Folge. Für 2024 wird ein Wachstum von rund zwei Prozent erwartet, deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone von 0,8 Prozent. Schon im Herbst zuvor hatten Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Griechenlands vom einstigen Ramschniveau hochgestuft. Und für Schlagzeilen sorgen schon lange nicht mehr Schulden und Rettungspakete, sondern etwa der Börsengang des Athener Flughafens oder das Milliarden-Immobilienprojekt „The Ellinikon“, ein Luxusviertel, das auf dem Gelände des alten Flughafens an der Küste vor Athen entsteht. 

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