Das ging ja mal relativ geräuschlos. Die beiden Parteivorsitzenden der Grünen, Robert Habeck und Annalena Baerbock haben sich geeinigt: „Wir wollten es beide, aber am Ende kann es nur eine machen", sagte Habeck , als er seine Kollegin als diejenige ankündigte, die die Partei in den anstehenden Bundestagswahlkampf führen soll.
Noch ist es nicht ganz klar, ein Parteitag muss der Kür noch offiziell zustimmen. Das aber gilt als sehr sicher. Die Grünen bilden mit ihrer leisen und sachlichen Lösung der K-Frage den Gegenentwurf zur Union, in der lange und verbissen um den Kandidaten gestritten wurde – nicht unbedingt zum Besten der beiden Schwesterparteien CDU und CSU.
Annalena Baerbock mögen Grünen-Wähler
Viele Grünen-Wähler begrüßen die Nominierung Baerbocks, Gegner aus den anderen politischen Lagern bringen dagegen ihr Alter gegen sie in Stellung: Sie sei zu jung für das Amt und bringe nur wenig Erfahrung auf internationalem Parkett mit. Doch bedeutet Alter gleich Können? Einige Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass junge Politiker in Baerbocks Alter sehr wohl in der Lage sind höchste Regierungsämter auszufüllen:
Generation U-50
Annalena Baerbock führt die Grünen als Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf. Die Partei hatte die Entscheidung darüber, wer antritt, den beiden Parteivorsitzenden überlassen – die sich erstaunlich geräuschlos und sachlich geeinigt haben. Mit Baerbock tritt zum ersten Mal eine Frau für die Partei an, und erstmals haben die Grünen eine realistische Chance auf das Kanzleramt. Die Partei steht im Augenblick in Umfragen bei 20 Prozent und mehr. Damit sind die Grünen nach der Union die zweitstärkste Kraft.
Er ist gerade einmal 34 Jahre alt und bereits seit 2017 Österreichs Bundeskanzler. Auch Sebastian Kurz wurde sein Alter immer wieder vorgehalten, allerdings nicht nur im negativen Sinn: Kurz wird auch als politisches Wunderkind bezeichnet. Trotz seines Alters hat er sich bisher durch die meisten politischen Krisen gewunden – wie ein alter Hase.
Die 40-jährige Jacinda Adern ist Premierministerin Neuseelands. Sie war die erste Regierungschefin, die ein Kind bekam und im Amt in Mutterschutz ging. Sie hat Neuseeland bisher beeindruckend konsequent durch die Corona-Krise geführt, gilt als ausgezeichnete Politikerin und hat sich den Ruf einer empathischen Politikerin erworben. Ihr Kabinett ist so divers wie kaum ein zweites auf der Welt.
Wolodymyr Selenskyj ist 43 Jahre alt und der sechste Präsident der Ukraine. Er studierte Jura und arbeitete danach als Schauspieler. Sen Versprechen war, mit den alten Eliten zu brechen. Doch Beobachter meinen, dass das Land gerade in alte Muster zurückfällt – obwohl er alles dafür getan hat, sich von seinem Vorgänger abzusetzen.
Emmanuel Macron ist seit 2017 Staatspräsident Frankreichs – und gerade einmal 43 Jahre alt. Lange Zeit galt er als Hoffnungsträger für einen Aufbruch in Europa, doch seine liberale Reformagenda droht zu scheitern. Gerade verliert er mit seiner Corona-Politik Rückhalt in der Bevölkerung. Im kommenden Jahr wählen die Franzosen ein neues Staatsoberhaupt.
Sanna Marin ist 35 Jahre alt. Sie ist die Vorsitzende der finnischen Sozialdemokraten und seit 2019 Ministerpräsidentin des Landes. Im Oktober 2020 sorgte ein Foto von ihr für Schlagzeilen, auf dem sie, fanden manche, sich für ihr Amt zu freizügig zeigte. Doch sie erntete dafür nicht nur Kritik – viele ließen sich danach in ähnlicher Pose fotografieren, um zu zeigen, dass Frauen viel zu oft nach ihrem Äußeren beurteilt werden.
Der 49-jährige Justin Trudeau ist der 23. Premierminister Kanadas. Er gilt als Überflieger und profiliert sich im Amt als Reformer und Modernisierer. Doch sein Ruf hat durch Skandale Schaden genommen. Seit der Wahl 2019 steht Trudeau nur noch an der Spitze einer Minderheitsregierung. Der Premier bezeichnet sich selbst als Feminist, sein Kabinett besteht zur Hälfte aus Frauen und Männern.
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