2023 war ein Rekordjahr für die Solarenergie in Deutschland. Davon müssten sie als Installateur doch stark profitiert haben, oder?
PETER KNUTH: Das stimmt. So viele Anlagen wie im letzten Jahr haben wir noch nie gebaut. Es war auch das umsatzstärkste Jahr für uns. Wir können insgesamt über 2023 sehr glücklich sein.
Zugleich haben sie schon mehrfach darauf hingewiesen, dass der Boom auch seine Schattenseiten hat. Da chinesische Hersteller den Markt mit günstigen Solarmodulen überrollen, haben deutsche Anbieter ein Problem.
Der Boom in Deutschland hat sich natürlich herumgesprochen. Und die chinesischen Hersteller haben ihre Produktionsstätten ausgebaut und kräftig Module nach Europa verschifft. Ein großer Teil davon liegt jetzt im Hafen von Rotterdam, je nachdem was man hört sind das zwischen 60 und 100 Gigawatt.
Preiskrieg fordert Opfer
Also ein Vielfaches dessen, was allein in Deutschland im vergangenen Jahr zugebaut wurde.
Ja, genau. Und da der Markt aktuell etwas ruhiger ist, gehen solche Vorräte natürlich zulasten der Preise.
Den chinesischen Herstellern wird immer wieder Preisdumping vorgeworfen. Würden Sie das auch so nennen?
Natürlich wird in China günstiger produziert als in Deutschland. Aber zu dem Preis, den wir aktuell auf dem Einkaufsmarkt sehen, können selbst chinesische Hersteller nicht produzieren. Die chinesischen Hersteller betreiben untereinander schon eine Art Preiskrieg. Und wenn der Markt diese Menge nicht abnimmt, dann werden auch von denen einige verschwinden.
Wie groß sind die Qualitätsunterschiede zwischen den chinesischen und den deutschen Modulen?
Die Qualität ist vergleichbar. Ich kann das nur äußerlich betrachten und die einzelnen Komponenten nicht exakt beurteilen. Aber optisch, technisch und von der Leistungsfähigkeit sind die Module vergleichbar. Aber es gibt ja einen Grund für diese Entwicklung.
Und der wäre?
Die damalige Bundesregierung war vor 13 Jahren der Ansicht, dass Photovoltaik keine Zukunft hat. Daraufhin wurde jegliche Förderung nach und nach reduziert. Daraufhin sind viele deutsche Hersteller verschwunden, und das hat Produktionsstätten, aber auch Forschungsstätten betroffen. Das hat es den Chinesen ermöglicht, uns den Rang abzulaufen. Und jetzt realisieren wir die deutsche Energiewende mit chinesischen Modulen.
„Wir brauchen eine Wertschöpfung in Deutschland“
Ist das nicht aus Sicht eines deutschen oder europäischen Bürgers auch völlig akzeptabel? Warum sollte er darüber klagen, dass die Chinesen günstige Module in annehmbarer Qualität liefern?
Würden wir dieses Argument für die Automobilindustrie oder andere Technologien akzeptieren? Wenn wir uns in Deutschland komplett abhängig machen wollen, dann stimmt das sicherlich. Aus meiner Sicht ist die Mischung wichtig: Wir brauchen die chinesischen Importe, aber wir brauchen ebenso eine Wertschöpfung in Deutschland. Wir haben ja in den Corona-Jahren gesehen, wie schlecht eine Abhängigkeit ist. Man sollte solche Zukunftstechnologien nicht komplett anderen Nationen überlassen.
Lässt sich die Vormachtstellung der chinesischen Hersteller denn überhaupt noch brechen? Und wenn ja, wie?
Man muss dafür in die Tasche greifen. Die vorhandene Industrie wurde abgebaut und muss neu aufgebaut werden. Wenn wir den asiatischen Herstellern Paroli bieten wollen, müssen wir als Steuerzahler bereit sein, solche deutschen Unternehmen zu unterstützen. 2024 ist das Scheidejahr für die Photovoltaik. Wenn die Modulhersteller hier keine Unterstützung erhalten, dann sehe ich da tatsächlich schwarz.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
- warum aktuell weniger Solaranlagen installiert werden,
- wie lange es dauert, bis eine Solaranlage sich rentiert,
- weshalb Strafzölle für China der falsche Weg wären.
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